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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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sie nicht mehr davon gesprochen, hatten nur manchmal gewisse Blicke gewechselt. Offensichtlich war es Knowles peinlich gewesen, es zur Sprache zu bringen, und Barbara fand, ihre Sache sei es schon gar nicht. Sie war damit zufrieden, hinter der Szene zu sein, ihm zu helfen in einer Zeit, da die Hilfe, die sie ihm bieten konnte, vielleicht sehr, sehr wichtig war.
    Kurz überdachte sie noch einmal jenen Nachmittag, aus dem eine Nacht geworden war. Beim ersten Mal war er stürmisch gewesen, fordernd, war nach fast peinlich kurzer Paarung in ihr explodiert. Doch dann, als der Druck sich gelöst hatte, Stimmung und Beziehung da waren, hatten sie einander mit liebender Lust und Freude Zärtlichkeit erwiesen, nicht zu schnell, nicht zu langsam, und sich immer mehr auf einander eingestellt.
    Sie schämte sich bei der Erinnerung an einzelne Gedanken, die sie dabei formuliert hatte: Ich, Barbara Ellen Carr, liege hier mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten im Bett. Doch sie konnte nicht anders. Und zugleich lag darin eine Macht, die zu Kopfe stieg. Und Macht war ein Aphrodisiakum, das ließ sich nicht leugnen. Sie sah es jeden Tag. Verteidigungsminister Rogers, als Mann unbedeutend, sollte großen Erfolg bei Frauen haben; nur Senator Tucker vor ein paar Jahren und Kissinger – aber der gehörte zur vorigen Generation – sollten ihm darin übergewesen sein. Doch was Knowles zu ihr zog, war mehr als nur »das«. Sie konnte nicht leugnen, daß sie sich dessen bewußt war; heute allerdings war es, wie sie fand, ausgeglichener: Barbara und Caleb – Caleb und Barbara.
    Sie bog in den Gang zum Privatbüro ein. Ein Colonel der Luftwaffe, den sie nicht kannte, saß davor, Sprechfunkgerät auf dem Schoß. Ausdruckslos blickte er sie an. Die Marine-Infanteristen zu Seiten der Tür standen stramm, und der Sergeant klopfte diskret. Auf einen Laut hin, den sie nicht hörte, öffnete der tadellos uniformierte Mariner und ließ sie ein. Lang, der Butler des Präsidenten, ein Erbstück von Knowles’ Vorgänger im Weißen Hause, schenkte Kaffee ein. Er sah sie fragend an, sie nickte, er goß auch eine Tasse für sie ein und zog sich dann lautlos zurück. Barbara blieb wartend stehen.
    Der Präsident blickte hoch, lächelte und forderte sie auf, Platz zu nehmen. Sie setzte sich und versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. Das alte Washington-Spiel, dachte sie, Gedankenlesen (aber die wirklichen, die wahre Meinung). Sie nahm ihre Kaffeetasse auf, tat Süßstoff hinein und lehnte sich abwartend zurück. Caleb Knowles würde ihr, wenn es soweit war, schon sagen, worum es sich handelte.
    Die Stille vertiefte sich. Barbara konnte die Verkehrsgeräusche draußen nicht hören, nicht einmal die schrillen Schreie der Menschen, die in diesen Tagen ständig vor dem Weißen Hause demonstrierten. Die Polizei ließ sie nicht über die Pennsylvania Avenue hinausgelangen, doch der Rasen war längst niedergetreten, und die Straße sah ungewohnt schäbig aus.
    Sie starrte in das kleine Holzfeuer und nippte stumm an ihrem Kaffee. Sie hatte sich an diese stillen Minuten mit dem Präsidenten gewöhnt, wenn sie sie auch nicht als etwas Selbstverständliches empfand. Manchmal hatte er sie in sein Büro im Verwaltungsgebäude gebeten, das er oft benutzte; gelegentlich auch ins Oval Office, doch meistens in diesen kleinen, schmucklosen, mehr privaten Raum. Ein Remington an der einen Wand, ein Wyeth an der anderen, amerikanische Klassik; doch an der dritten hing ein abstrakter Goldstone in lebhaften Farben, an eine Regenbogen-Mandala erinnernd. Ein Jammer, wenn das alles verschwinden würde, dachte sie; doch dann fand sie ihre Überheblichkeit dumm und lächerlich. Würde dieser Raum zerstört, dann würden höchstwahrscheinlich auch noch Millionen, wenn nicht Milliarden Menschen vernichtet.
    Knowles setzte sich zurecht und räusperte sich. »Also … hm.« Er wandte den Blick vom Feuer und lächelte sie schüchtern an. »Also Barbara – wie geht’s denn so heute?«
    »Prima, Mr. Präsident.« Sie erwiderte sein Lächeln. Die Stunden im Bett waren wie ein Traum, wie eine ihrer häufigen erotischen Phantasien, eine nur noch unvollständig zurückgerufene Erinnerung. »Recht gut, in Anbetracht der Umstände. Und Ihnen, Sir?«
    »Ebenfalls. In Anbetracht der Umstände.« Er rückte im Stuhl und setzte sich grade. »Barbara …« Es schien ihm nicht leicht zu fallen die richtigen Worte zu finden, und sie half ihm weiter. »Ja, Sir?«
    »Meinst du … meinen Sie

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