Schiwas feuriger Atem
Spielen. Mrs. Carr, würden Sie sich dazu verstehen können, meine … hm … Geliebte zu werden?«
Barbara blinzelte vor Überraschung. »Sir?«
Sein Lächeln war verschwunden. »Kann Sie im Moment nicht heiraten. Das ist ein Riesentheater. Protokoll und so. Kann Ihnen nicht einmal genau sagen, ob ich Sie überhaupt heiraten will – wenn Sie die Wahrheit hören wollen. Aber ich … ich brauche die Liebe einer Frau wie Sie.« Er wandte ihr wieder die Augen zu, und sie erkannte die stumme Bitte, den Schmerz, die Verwirrung. »Ich bin nicht besonders gut in solchen Sachen. Meine Frau und ich … es ist so lange her, daß …« Er lächelte scheu. »Also, ich glaube, ich weiß gar nicht mehr, wie man einer Frau sowas sagt. Ich denke immer, ich müßte das aushandeln, sozusagen, wie im Kongreß. Diesmal aber, wissen Sie, bedeutet es mir etwas …«
»Bitte, Caleb, nicht!«
»Was – nicht? Nicht weitersprechen, nicht mehr daran denken?«
»Nein, Caleb, ich wollte nur sagen, das ist alles nicht nötig. Ja, es wäre mir eine große Ehre, Ihre Geliebte zu werden.«
»Saublödes Wort, nicht wahr? Aber mir fällt kein passenderes ein. Vielleicht sollte man ein Preisausschreiben veranstalten. Freundin – das klingt nicht ganz richtig. ›Meine Bekannte‹ …« Er schüttelte den Kopf. »›Partnerin‹ klingt ganz gut.« Er lachte – ein kurzes Bellen, und dann ein gedämpftes, knurrendes Nach-Gelächter. »Preisausschreiben – das ist das richtige. Wie nennt man eine Frau statt ›Geliebte‹ oder ›Maitresse‹ – alles so sexistische Wörter. Oder einen Mann in der entsprechenden Situation. Und dann – wäre da noch die Kerbe im Arsch.«
Sie blickte ihn mit erhobenen Augenbrauen und gerunzelter Stirn an.
»Die Teilung dahinten, zwischen den Backen. Dafür gibt’s auch keinen vernünftigen Namen. Hab’ mal Admiral Begelman danach gefragt. Großer Marine-Arzt. Hat er nicht gewußt. Die haben Namen für jede verdammte kleine Muskel und Ader im Körper, aber nicht für die Glutealspalte. Das war sein Vorschlag. Glutealspalte. Dämlicher Name. Kein Mensch sagt so.« Er grinste sie an. »Wie sagen Sie denn dazu?«
»Oh, Caleb!« Sie tat empört, aber der Kopf drehte sich ihr. Geliebte des Präsidenten!
Knowles lächelte in sich hinein. »Na, wie ist es?«
Sie wußten beide, was er meinte. Sie lächelte, als er es aussprach, aber es war ein leiser Vorwurf dabei. »Ich habe schon romantischere Anträge bekommen.«
Er machte eine wegwerfende Gebärde. »Ja, kann ich mir denken. Ist aber nicht meine Art, tut mir leid.« Er verzog das Gesicht. »Hat mir schon viel Ärger eingebracht. Die Menschen gehen gern ein bißchen darum herum, schnuppern, stochern, überlegen. Ich nicht. Ganz bestimmt nicht jetzt, mit Schiwa und alldem …« Er sah sie an, und wieder hatten seine Augen diesen herzzerreißend schmerzvollen Ausdruck.
»Ja. Ja, Caleb.«
Er seufzte tief auf. Dann sah er sie listig von der Seite an. »Keine Forderungen, keine Bedingungen?«
»Caleb, du wußtest doch vorher, was ich für eine Frau bin. Jetzt hör auf, dir Gedanken zu machen und nach Ausflüchten zu suchen.«
»Ich mache keine Ausflüchte.« Sie lächelte nur mit schiefgelegtem Kopf. »Na ja – ich glaube, ich hatte etwas anderes erwartet.«
»Es ist lange her, Caleb, daß du mit Frauen … in dieser Art zu tun hattest. Ich glaube, wir sind heute anders als damals, als du ein junger Mann warst und den Mädchen den Hof machtest.«
» September Song. Oh, das habe ich geliebt.«
»Was?«
»Ein Lied. Junger Mann, der einem Mädel den Hof macht. Aber nichts fürs Banjo.« Er sah sie an und lachte. »Weißt du, ich fühle mich ausgezeichnet.« Unwillkürlich betastete er seine Magengegend. »Was hast du heute nachmittag vor?«
Sie zuckte die Achseln. »Nichts, was ich nicht verschieben könnte.«
Er stand auf, sie ebenfalls. Beide lächelten, aber ziemlich verwirrt. Sollte sie ihm einen Kuß geben oder nicht? »Ich habe noch etwa eine Stunde zu tun«, sagte er. »Vielleicht kannst du dich bis dahin auch … freimachen.«
»Ja. Ich … ich bin dann in der Privatwohnung.«
»Ja. Hm.« Er kam sich noch unbeholfener vor. Auf einmal beugte er sich vor, nahm Barbara bei den Schultern und küßte sie auf die Wange, nahe beim Mund. Diese unbeholfene, impulsive Geste rührte sie sehr. Er ließ sie los, immer noch sichtlich verlegen, aber strahlend. »Ja. Also dann in einer Stunde.«
»In einer Stunde.«
Er ging hinaus und schloß die Tür leise
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