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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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Vor elf Monaten! Dieser Sommer mit den vielen Sternschnuppen!« Wieder blinzelte er rasch und feuchtete sich die Lippen an. »Und vor zweiundzwanzig Monaten, als wir die Station zuerst in Betrieb nahmen, alles das …« Unvermittelt hielt er inne, und die beiden starrten sich an.
    »Elliptischer Orbit«, sagte Shastri. »Kein Mensch kann sagen, wie lange er gebraucht hat, bis er wieder hier war.«
    »Wieder?«
    Shastri nickte. »Der Arizona-Krater, viele Buchten in Kanada – alle können sie von früheren Begegnungen mit diesem Schwarm herrühren.«
    Radhakrishnan leckte sich die Lippen und warf einen raschen Blick auf den schmalen Streifen Himmel. »Aber der Raum ist doch so groß … so ein riesiges Volumen … und die paar Asteroiden …«
    »Ganz sicher ist es ein Schwarm«, erwiderte Shastri, »und zwar mit einem Durchmesser doppelt so groß wie der Erddurchmesser.« Wie gebannt, mit lautlos sich bewegenden Lippen, starrte der junge Astronom seinen Vorgesetzten an.
    »Ich werde alles doppelt und dreifach überprüfen«, seufzte Shastri, »aber …« Seine Augen waren voll tiefer Trauer. »Im Zentrum des Schwarms ist ein Asteroid. Ein großer. Über zwei Kilometer Durchmesser. Er ist …« Seine Lippen bewegten sich noch, doch schien er den Zusammenhang verloren zu haben.
    Dann rief er mit einem Knopfdruck die Orbitprojektionen aufs neue ab. Er gab neue Instruktionen ein, und die lange Ellipse streckte sich, weg von der Erde. »Auf Grund der Daten über Position und Geschwindigkeit, die ich erhalten habe, können wir eine Prognose stellen. Passen Sie auf; ich gebe Zeitvorlauf.«
    Die Ellipse des Asteroiden lief im Bogen um die Sonne und dann wieder in Gegenrichtung, aus dem Bild heraus. Inzwischen schwang die Erde geduldig durch ihren fast kreisförmigen Orbit – eine gelbe Holzperle an einer Schnur. Sie hatte den großen Teil ihres Umlaufs vollendet, da schoß die Ellipse des Asteroiden blitzartig aus dem Sonnenperihelium heraus, und die Erdkurve kam ihr entgegen. Beide trafen sich.
    »Kollision«, murmelte Radhakrishnan.
    »Wir müssen das überprüfen«, sagte Shastri ernst. »Aber so nahe, wie er diesmal vorbeikam …« Er hob die Schultern.
    Beide schwiegen, und Radhakrishnan musterte seinen Vorgesetzten aufmerksam. Müde sah er aus, verändert, nicht mehr der energische Mann, den er kannte. »Wie wollen Sie ihn nennen?« fragte er, um das Thema zu wechseln.
    »Nennen?« Shastri runzelte die Stirn. »Ach so.« Dem Entdecker stand diese Ehre zu. »Ja, gewiß.« Er starrte auf den Schirm. Dort bewegte sich nichts mehr; das Bild war im Moment des Zusammentreffens der beide Punkte erstarrt.
    Shastri nickte. »Ich nenne ihn Schiwa. Schiwa, den Zerstörer.«
     
    Alle standen auf, als der Präsident der Vereinigten Staaten den Raum betrat.
    »Setzen, setzen«, sagte er knapp und machte eine entsprechende Handbewegung. Ohne Händeschütteln und Kameraderie, die normalerweise zu jedem öffentlichen Auftreten John Caleb Knowles’ gehörten, trat er zur Mitte des rhombenförmigen Tisches. Mehrere Politiker wechselten rasche Blicke, doch wenn einer von ihnen betroffen war, so ließ er sich nichts anmerken.
    Knowles, ein hochgewachsener, grauhaariger Mann mit ehrlichem, tiefgefurchtem Gesicht, nahm Platz. Myron Murray, sein Erster Assistent, nahm den Stuhl hinter ihm, ein plumpes Sitzmöbel mit eingebautem Computer-Terminal. Knowles’ tiefblaue Augen schweiften über die Runde, Aufmerksamkeit fordernd, doch ohne bei einem der Generale, Admirale, Minister oder sonstigen Beamten länger zu verweilen. Seine Hand ruhte auf der vor ihm liegenden geschlossenen Mappe mit dem leuchtend roten, schräg über den bräunlichen Leinendeckel laufenden Aufdruck streng geheim, auf die er hinunterblickte.
    Nun sah der Präsident hoch und wandte den Blick Charles Bradshaw zu, dem Operationsleiter der NASA. Bradshaw, ein untersetzter Mann mit altmodisch kurzem, unbestimmt blondem Haar, saß etwas nervös am anderen Ende des Tisches, offenbar verunsichert und ein wenig ängstlich, weil er so unvermutet zu dieser Sitzung auf Kabinettsebene beordert worden war.
    Knowles musterte ihn rasch und abschätzend; in Gedanken ging er noch einmal das Dossier durch, das er überflogen hatte, bevor er das Oval Office verließ – ein TOP SECRET-Überprüfungsbericht, der Bradshaws Werdegang von der Geburt bis zum gestrigen Tage enthielt. Doch John Caleb Knowles wußte: Was auf dem Papier steht, ist niemals der ganze Mann. Und von diesem Mann würde

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