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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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würde.
    Er faßte an seine Krawatte, streckte gedankenlos die Hand aus, um die Spülung zu betätigen und ging wieder in das kleine Büro. Zackig sprang Carl Jagens auf; Knowles winkte ihm, sich wieder hinzusetzen, nahm ihm gegenüber Platz und zog sich wieder das Jackett zurecht.
    Jagens lächelte leicht verunsichert. »Wer hierherkommt, hat bestimmt etwas besonders Kniffliges auf dem Herzen, nicht wahr?«
    »Das mag schon stimmen. Also, Captain Jagens, ich habe meine Entscheidung getroffen. Chuck Bradshaw ist zwar zuständig und verantwortlich, aber ich werde Ihren Plan befürworten. Ich halte ihn für außerordentlich praktikabel.«
    »Danke sehr, Mr. Präsident. Ich weiß, Sie sind sehr beschäftigt, und es tut mir wirklich leid, Sie gestört zu haben, aber ich fand, Sie müßten wissen, was sich die Leute so denken.«
    »Ja – Chuck war heute früh allerdings bei mir, aber nach dem, was er sagte, hat sich die Frage noch nicht so konkret gestellt.«
    Jagens nickte sachlich. »Jawohl, Sir, das stimmt. Als Chuck wegfuhr … nun ja, wir sind dicht am Ball, und die Dinge entwickeln sich sehr rasch. Ich will Sie nicht länger aufhalten, Sir. Und vielen Dank, Mr. Präsident.«
    Als Jagens weg war, dachte Knowles kurz darüber nach, ob er richtig gehandelt hatte. Mit einer ärgerlichen Handbewegung schob er den Gedanken beiseite. Keine Zeit für nachträgliche Überlegungen. Die Sekretärin meldete Senator Fox, und Knowles ging wieder ins Oval Office. Wie er wußte, legte Fox Wert darauf, seine Unterredungen mit dem Präsidenten in diesem historischen Raum zu führen.
    Mit schicklichem Selbstgefühl trat Fox ein, und Knowles stürzte sich in das Problem der Verpflegung und Unterbringung der Millionen, die zweifellos von ihren Wohnorten an Orte fliehen würden, wo sie sich für sicher hielten.
    Als ob es einen sicheren Ort überhaupt gäbe.
     
    »Was sagen Sie da? Frank Ernhalter und Dorrie Jones sind alle beide weg?« Starr blickte Chuck Bradshaw dem trübselig nickenden Lyle Orr in die Augen.
    »Ja, Sir. Irgendwann in dieser Nacht sind sie verschwunden. Wir haben nicht den geringsten Hinweis, wie sie hinausgekommen sind. Höchstens können sie sich irgendwie an Bord des Streifenfahrzeugs geschmuggelt haben, das gegen Mitternacht den Zaun abfährt.«
    »Haben sie irgendwelche Schäden angerichtet?«
    Orr hob die Schultern. »Ich glaube nicht, aber es wird noch nachgeprüft. Ich glaube, sie haben sich, verstehen Sie, aus religiösen Gründen abgesetzt. Äh …«
    »Ja?«
    »Es gibt da so ein Gerede von einer Säuberungsaktion. Überprüfung, wissen Sie, um festzustellen, wer insgeheim ›Armageddonist‹ oder gar Schiwa-Tänzer ist.«
    »Was zum Teufel ist ein Schiwa-Tänzer?«
    »Schiwa-Tänzer sind sozusagen organisierte Hedonisten, wie man das nennen könnte. Das fing in Indien an und verbreitete sich. Sie tanzen auf den Straßen und – na, Sie wissen schon.«
    »Die Welt geht vor die Hunde.«
    »Manche geben zu leicht auf.«
    »Ja, Sir.«
    »Wo sind die alten …« Er brach ab, denn das Intercom hatte schon zum zweitenmal gesummt. Er drückte die Taste. »Ja?«
    »Boß, schauen Sie mal in Kanal Zwei.«
    »Warum?«
    »Na, sehen Sie sich das doch mal an!«
    Knurrend gab Bradshaw ein Zeichen, Orr solle das Fernsehen an der anderen Wand des Zimmers einschalten. Der Bildschirm wurde hell, und Bradshaw erkannte die Stimme Arnold Binns’, des Spezialreporters der CBS: »… die Wirkung hier war phänomenal.« Auf dem Schirm war, live, eine wimmelnde Masse von Menschen in einer Pariser Straße zu sehen. Schreiend rannten sie herum, prügelten sich mit der Polizei. Viele waren nackt oder halbnackt. Eine erhöht stehende Kamera schwenkte auf zwei Männer ein, die ein riesiges gemaltes Transparent trugen – eine Art ländliches Idyll darstellend. Eine Frau kam herzugelaufen, drängte sich zu den beiden vor und hieb mit einem Messer nach dem Bilde. Empört hielten die Männer an und schlugen sie zu Boden. Kein Mensch nahm davon Notiz.
    »Ähnliche Zusammenrottungen werden auch aus anderen französischen Städten gemeldet. Mit Lyon und Marseille besteht keine Verbindung mehr. Bei Dijon war ein großes Eisenbahnunglück«, berichtete Binns. Irgendwo knallte es, die Kamera schwenkte nach rechts, und Bradshaw konnte Binns sehen, der sich, das Mikrophon in der Hand, über ein Balkongeländer beugte. Aus einer Straße in der Nähe wirbelte Rauch. »Frankreich ist in hellem Aufruhr. Die Polizei ist machtlos. Es heißt sogar, in

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