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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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nicht begreifen.
    »Klar«, entgegnete Carl achselzuckend, »Angst hat jeder. Aber ich habe gelernt, daß man keine zu haben braucht. Sie brauchen nur daran zu denken, daß keiner über dieses Thema soviel weiß wie Sie. Mag sein, sie verstehen es nicht – dann müssen Sie es ihnen erklären, wieder und wieder. Aber keiner kann Ihnen nachweisen, daß Sie etwas Falsches sagen. Seien Sie da ganz eisern. Lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen.«
    Verwirrt runzelte Shastri die Stirn. »Gewiß, ich weiß mehr. Aber die da drinnen sind wichtige Leute. Vom Fernsehen. Von der NASA. Regierungsbeamte.«
    »Die?« Jagens lachte verächtlich auf. »Das sind Strohmänner.«
    »Aber sie haben …«
    » Nichts wissen sie – im Vergleich zu Ihnen. Die Hälfte von diesen TV-Kommentatoren denkt wahrscheinlich, die Sonne dreht sich um die Erde.«
    »Also, das möchte ich denn doch …«
    »Nein, wirklich«, unterbrach ihn Carl. »Zwei kenne ich persönlich, die verstehen nicht, wie der Vollmond zum Halbmond wird.«
    »Jawohl. Kein Scherz. Was glauben Sie, wie viele eine Ahnung davon haben, was ein Gravitationstief ist, gar nicht zu reden vom Roche-Gesetz? Vielleicht der Wissenschaftsreporter von jedem Sender, und damit hat sich’s.«
    Nun lächelte Shastri ein bißchen. »Wir werden immer gelehrter, aber elementare Bildung ist nicht sehr verbreitet.«
    »Darauf können Sie wetten.« Carl merkte, daß Shastri langsam sein Selbstvertrauen zurückgewann – und ein gewisses Selbstvertrauen muß man von Natur aus besitzen; man wird kein Spitzen-Astronom – oder überhaupt irgendetwas – ohne einen inneren Kern von Sicherheit.
    »Passen Sie auf – ich will Ihnen mal was sagen: Wenn einer von diesen Sensationströdlern Sie anspringt, gebe ich unserem Pressemann ein Zeichen. Er wird dem Kerl das Maul stopfen. Okay?«
    »Das kann man?«
    »Na klar.« Carl grinste wölfisch. »Ich passe schon auf. Manchmal zerbricht man sich den Kopf darüber, was man auf eine Frage antworten soll, und merkt nicht, daß man vielleicht gar nicht zu antworten braucht. Wie gesagt, ich passe schon auf.«
    »Ich … ich weiß Ihre Freundlichkeit zu schätzen, Captain … äh, Carl.« Shastri saß jetzt nicht mehr so zusammengesunken da und atmete sichtlich auf. »Das ist mir eine große Hilfe. Ich halte mich einfach strikt an die wissenschaftlichen Fakten.«
    Wieder grinste Carl und winkte ab. »Irgendein Trottel ist immer dabei, der eine Frage stellt, deren Beantwortung vier Stunden dauern würde. Den – oder die – verweisen Sie einfach auf eine Stelle in einem Fachbuch und machen weiter. Bestimmt ist jemand dabei, der Astrologie oder die Bibel hineinbringen will. Den übergehen Sie einfach. Sagen Sie, das wäre nicht Ihr Forschungsgebiet und rufen Sie rasch den nächsten Fragesteller auf, ehe er mit Ihnen zu streiten anfängt.«
    Jetzt lächelte Shastri frei heraus; doch da fiel ihm etwas ein, und das Lächeln schwand. »Wissen Sie – man hat mir gedroht, mich umzubringen.«
    »Davon habe ich gehört.«
    »Und Sie auch, könnte ich mir vorstellen.«
    Carl grunzte zustimmend. »Es gibt immer irgendwelche Spinner, die denken, Raumfahrt sei gegen den Willen Gottes, oder man dürfe nicht beweisen, daß die Erde rund ist und nicht flach, wie man in alten Zeiten glaubte.«
    »Ich finde diese Drohungen … also, eine Zeitlang haben sie mich ganz verrückt gemacht.«
    »Kein Wunder.«
    »Aber …« Shastri hielt inne und blickte Carl eindringlich an. »Jetzt weiß ich, was meine Aufgabe ist: ich muß diese Drohungen ignorieren, darf mich von den Fernsehleuten und so weiter nicht beeinflussen lassen, muß meine Wissenschaft betreiben und alles andere vergessen.«
    Carl breitete die Hände aus, die Flächen nach oben. »Sie haben es erfaßt.«
    Auf einmal strahlte Shastri über das ganze Gesicht, richtete sich strack auf und umschlang die knochigen Knie mit den Händen. »Ich danke Ihnen, Captain Jagens. Sie haben mir den richtigen Weg gewiesen.«
    Beim Dank dieses Mannes empfand Jagens echte, einfache Freude. Solche Momente gab es in diesen Tagen herzlich wenige. In der Hektik hatte er die einfachen menschlichen Dimensionen der Welt ganz vergessen. Er nahm sich vor, etwas mehr darauf zu achten, wenn noch Zeit dazu war.
    »Aber bitte, Zakir – gern geschehen.«
     
    »Der Präsident persönlich hat seine Zustimmung zum Plan Alpha-Omega gegeben«, sprach Jagens in das vorderste Mikrophon. Die Journalisten saßen in dichtem Halbkreis vor ihm; hinter und über

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