Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
Vom Netzwerk:
ungebeten kamen andere Fragen an die Oberfläche: Hatte ein Mensch das Recht, so zu töten, wie sie es vorhin gesehen hatte?
    Doch wenn sie es nicht getan hätten? Wenn die Soldaten nicht geschossen, die Eindringlinge nicht vergast und abgewehrt hätten – was dann? Keine Omega, keine Betriebsanlagen, keine Alternative. Was würde aus den Millionen – nein, Milliarden! –, die sich auf uns verlassen, für uns beten, auf uns hoffen? Hatte die Mehrheit immer das Recht auf ihrer Seite? Aber hier ging es um Leben und Tod der ganzen Menschheit! Das mußte doch sogar Bruder Gabriel einsehen! Sie preßte die Lippen zusammen. Sie selbst war nicht unentbehrlich, es gab andere Astronauten; aber sie war nun einmal ausgewählt als eine der besten. Es war ein tödliches, endgültiges Spiel. Die Menschheit brauchte die besten Spieler.
    Sie merkte, daß sie auf hundert Prozent Oxygen umgeschaltet wurde und der Druck von vierzehn auf fünf Pfund pro Quadratzoll sank. Wenn der Mensch seine Atemluft voll ausnutzen kann, braucht er keinen so hohen Druck.
    Lisa schüttelte den Kopf und zwang ihre Gedanken zum Hier und Jetzt zurück. »Kontrolle – wie ist es mit Omega II?«
    »Fünfzehn Minuten hinter euch, Omega I!«
    »Und Alpha?«
    »Hat Station I vor etwa einer Stunde verlassen, Omega I.«
    »Danke sehr, Kontrolle.«
    Jetzt meldete sich Solari: »Kontrolle, wie ist es mit unbefugten Besuchern?«
    »Omega I, fertig zum Interlock.«
    »Roger… aber was ist mit…«
    »Omega I, zehn Sekunden bis zur vollen Minute… fünf… vier… drei… zwei… eins… voll!«
    »T minus sieben Minuten«, fiel eine andere Stimme ein.
    »Aber die Gabriels«, beharrte Lisa, »was ist mit ihnen?«
    »Abgesperrt«, sagte eine andere Stimme in ihren Radios.
    »Chuck?« fragte Lisa, »Chuck, sind Sie das? Chuck, was ist da unten los?«
    »Geht euch nichts an!« blaffte Bradshaw abweisend.
    Wieder fielen sie in die knappe Berufssprache, wiederholten Betriebsdaten und Checkings. Lisa vergaß alles, dachte nur noch an den Abschuß. Er mußte klappen – beim erstenmal! Ein Minimum an Pausen – kein einziger Patzer!
    Lisas Augen schweiften über die vielen Zifferblätter, und sie mußte an den Engländer denken, der gesagt hatte, Astronauten seien eher Busfahrer als Abenteurer.
    T minus eine Minute. Alles war auf go. Der Terminal-Count lief. Lisa blickte auf die grünen Lämpchen. Kein Rot. Modul und Rakete fertig.
    T minus fünfzig Sekunden plus Verzögerung. Ein geringfügiges Problem, während die innere Kammer des Triebwerks von Phase Zwei auf die vorgeschriebene Grenze abkühlte. Die zwei Minuten fünfzehn Sekunden Verzögerung machten beide Astronauten nervös, daß es in gar keinem Verhältnis zu der verlorenen Zeit stand.
    »Verflucht und verdammt!« stieß Lisa hervor.
    »He, Schönheit, du bist auf dem globalen Fernsehen!«
    »Dink?«
    »Eben der, meine Hübsche. Dein Moderator für diesen historischen Flug. Hoppla, auf geht’s. Countdown läuft wieder.«
    »T minus 49 Sekunden sind gezählt.«
    »Colonel Bander? Major Solari? Hier spricht John Caleb Knowles.«
    Aber jetzt doch nicht! dachte Lisa. »Ja, Mr. Präsident?«
    »Die Hoffnungen Amerikas – und der ganzen Erde – sind mit Ihnen. Viel Glück – und gute Jagd!«
    »Danke, Mr. Präsident.«
    »T minus 32 Sekunden. Zählung läuft.«
    »Wir alle blicken auf Sie.«
    »Danke, Sir, jawohl, Sir.« (Wenn er doch bloß aus der Leitung ginge!) Rasch überflogen ihre Augen nochmals das Kontrollbord. Das Explosionssystem der zweiten Phase war bereits aktiviert, der automatische Sequenzer lief. Auf den Radiokanälen war wenig Verkehr. Der Abcheck der Navigations- und Leitungssysteme war erledigt worden, während Knowles vor der Welt Propagandapunkte gesammelt hatte.
    Die letzten zehn Sekunden kamen ihnen wie eine Stunde vor.
    Der Treibsatz wurde auf volle interne Kraft geschaltet. Die Kraftübertragung war komplett. In ein paar Sekunden hatten sie 1 900.000 Pfund Schub unterm Schwanz.
    War es nun endlich soweit, oder war es wieder ein Probelauf?
    »Sieben.«
    Diego…
    »Sechs.«
    Heliumdruck einen Strich abgesunken, aber noch gut.
    »Fünf…«
    Das Not-Abbruchsystem voll aktiviert.
    Nino, der Abergläubische, hatte zwei Finger gekreuzt, wie sie bemerkte.
    »Drei.«
    Würden sie es schaffen?
    »Zwei.«
    Könnten sie es schaffen? Konnte es überhaupt irgend jemand schaffen?
    »Eins… Zündung frei!«
    Ein tiefes Aufbrüllen, die Schwingungen durchzitterten sie wie der tiefste Baßton einer

Weitere Kostenlose Bücher