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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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ich denke, wir sausen auf dem Rückweg eben mal am Zaun entlang, und du kannst dein Ding da ein bißchen spucken lassen.«
    »Äh… ja – jawohl, Sarge.«
    »Ja, ja, ich weiß«, grinste Cooper beruhigend. »Du mußt das mal so sehen: wenn sie den Abschuß verhindern, überlebt keiner von uns.«
    »Gewiß, jawohl.« Die zierliche Schützin schluckte.
    »Mach’s einfach, Soldat. Drüber nachdenken kannste später.« Er warf den Gang ein und nahm Kurs auf die ferne Umzäunung.
     
    Auf Lisa und Nino warteten bereits die Einkleidungstechniker, perfekte Profis, die das ferne dumpfe Krachen der Detonationen, das durch die Wände der Raumgarderobe drang, überhaupt nicht zu hören schienen. Lisa begrüßte sie mit einem Lächeln; dann begann die komplizierte Prozedur.
    Das Anlegen der Raumanzüge ist oft mit dem komplizierten Zeremoniell verglichen worden, mit dem der Torero sich für die »Stunde der Wahrheit« ankleidet. Aber keine Torerotracht, keine Ritterrüstung, keine Uniform war je eleganter, komplizierter oder lebenswichtiger. Nur einige wenige Krönungsornate, mit Juwelen besetzt, waren kostspieliger. Zum Preise von einhundertvierzigtausend Dollar pro Stück waren sie das Endprodukt jahrzehntelanger Forschungs- und Entwicklungsarbeit.
    Lisa sah zu, wie die Techniker noch die letzten beweglichen Teile ölten und zum allerallerletztenmal die generellen Funktionen abcheckten. Jedem Astronauten waren ein Techniker und Assistenten nach Bedarf zugeteilt. Erst Lisa, dann Nino entschuldigten sich und suchten ein letztes Mal die Toilette auf. In dem engen weißgekachelten Raum führte sich Lisa den Katheter ein, steckte das freie Ende sorgfältig durch eine Öffnung in ihrer enganliegenden Strumpfhose und zog diese dann wieder hoch. Der Anschluß an einen Urinbeutel würde später erfolgen. Das Problem der festen Ausscheidungen in der Schwerelosigkeit des Raumes erforderte eine komplizierte Prozedur unter Verwendung selbstklebender Exkrementebeutel.
    Der Countdown war bereits in vollem Gange, als die beiden Astronauten wieder hereinkamen. Trotz des allgemeinen Chaos, das rings um die Startrampen herrschte, wurde dieser Vorgang nicht abgekürzt. Wenigstens bis jetzt noch nicht. Das ginge auch nicht, wenn man erhöhte Lebensgefahr für die Astronauten in Kauf nähme. Zuviel hing davon ab, daß das Unternehmen ordnungsgemäß ablief.
    Die Techniker legten ihnen die biomedizinischen Kontaktleitungen an und checkten sie methodisch ab: fünf EKG-Sensoren, Signal-Konditionskontakte und eine Unzahl anderer elektronischer Geräte. Die Verbindungen wurden überprüft, die Helme aufgesetzt und verklinkt. Lisa atmete jetzt ein Oxygengemisch mit 14 psi. [ix] Kurz vor dem take off erfolgte die Umschaltung auf 100% O 2 , und der Druck wurde nach und nach von 14 psi auf 5 psi gesenkt. Das würde den Stickstoff aus dem Blut waschen und die Wahrscheinlichkeit verringern, daß es zu körperlichen Störungen kommen würde, wenn beim Abschuß, dem Moment der größten Beanspruchung, der Innendruck der Kabine abfiele. Das würde jedoch aller Voraussicht nach nicht geschehen.
    Lisa achtete peinlich genau auf jede Kleinigkeit. Zwar hing ein kompletter Ersatzanzug in einem versiegelten Schrank, aber das Umziehen mit erneutem Durchchecken wäre ein zu großer Zeitverlust. Außerdem hatte sie in diesem Anzug über hundert Raumflugstunden abgeleistet, und sie konnte sich auf ihn verlassen. Sämtliche Druckpunkte kannte sie genau. Unbekannte Druckpunkte in einem neuen oder selten benutzten Anzug konnten einen Piloten bei vier, fünf Stunden auf dem Liegesitz verrückt machen.
    So kurz vor dem Abschuß war für alle Astronauten eine gewisse Selbstversunkenheit typisch. Nicht einmal die dramatischen Geschehnisse interessierten Lisa und Nino; damit hatten sich andere Profis zu befassen. Die Astronauten dachten nur an die kritischen Momente des Countdown. Da gerade von diesen Start soviel abhing, standen Lisa und Nino unter viel stärkerem Streß als je. Nino mußte erst dazu aufgefordert werden, daß er in seinen Anzug stieg, und an die einzelnen Phasen der Einkleidungsprozedur, die er doch schon ein paar-dutzendmal durchgemacht hatte. Sogar Lisa mußte des öfteren erinnert werden.
    Doch endlich steckten sie in ihren Anzügen und atmeten über ein eigenes unabhängiges System. Der Chef-Einkleidungstechniker gab das »Fertig«-Zeichen mit aufgestelltem Daumen und sprach ein paar Worte ins Mikrophon. Lisa und Nino begaben sich zur Tür, stiegen in

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