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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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zum trüben, monotonen Ritual, doch immer blieb er schlagkräftig genug, um einen krank zu machen und aus dem Gleichgewicht zu werfen.
    Knowles hatte seine Stimmungen, und sie versuchte, auf sie einzugehen. Er konnte der scharfe, kurzangebundene Befehlsgeber sein, der ohne Zögern Entscheidungen über Leben und Tod fällte. Und er konnte der geile Bock sein, der nicht genug bekommen konnte. Und da war ein stiller, melancholischer Mann, dessen Augen auf einen fernen ungesehenen Horizont gerichtet waren. Aber am meisten Angst machte er Barbara, wenn er den Alleinunterhalter spielte.
    Dann saß er auf dem Bett, klimperte auf seinem Banjo, sprach von den guten alten Zeiten, von seinen frühen politischen Triumphen, vergangenen Freuden, verstorbenen Freunden. Er lächelte viel, sprach oft sehr erregt, und immer endete es damit, daß sie es miteinander trieben wie zwei geile Teenager. Doch diese Stimmungen ängstigten sie, vielleicht weil sie sich von ihnen so angetan fühlte. Auch sie wäre gern ins Land Nirgendwo entflohen, sogar ins Niemals-Land, wo das Damoklesschwert nicht am Himmel hängt.
    Sie konnte nicht schlafen, doch wenn die Erschöpfung sie niederzwang, dann träumte sie, und ihre Träume waren Alpträume. Schreckliches stieg aus der Tiefe hoch, begrub sie unter Symbolen und Blut. Sie erwachte in schweißnassen Laken, mit rasenden Pulsen, blind starrenden Augen. Nur die Tabletten, die der verständnisvolle Arzt des Weißen Hauses ihr gab, hielten das einigermaßen in Schranken. Und dann gab es wieder andere Tabletten, mit denen bügelte sie sich zurecht für die Stunden mit Knowles.
    Sie wußte: Was sie tat, war wichtig. Es mußte sein. Ohne sie würde der Präsident bestimmt unter dem Druck in Stücke gehen. Jedesmal glaubte sie es ein paar Stunden lang, besonders wenn sie mit ihm im Bett lag. Er war wie ein Teenager, der den Sex entdeckt. Er konnte nicht genug kriegen, entzückte sich an jedem neuen Akt, jedem neuen Trick. Sie öffnete sich ihm völlig, verweigerte ihm nichts. Bei jedem seiner bizarren Wünsche lernte sie besser, ihr Denken auszuschalten.
    Sie steckte die Röhre mit den Tabletten weg, nahm ihre Handtasche und ließ sie zuschnappen. Dann öffnete sie die Badezimmertür und trat in den hohen, bogigen Korridor. Sie hatte keine Zeit gehabt, sich genau anzusehen, doch Knowles würde schon zufrieden sein. Er sah sowieso im großen ganzen das, was er sehen wollte.
    Der Präsident, von zwei Sicherheitsbeamten gefolgt, kam den Korridor entlang. Barbara lächelte ihm zu, und er lächelte zurück, und sein Gesicht erhellte sich im Augenblick. Sie faßte den Türknopf, um ihr Gleichgewicht zu halten, und lächelte weiter. Vielleicht würde es heute besser sein. Viel Zeit war ja sowieso nicht mehr. Bald würde sich alles entschieden haben. Sie würde schon durchhalten. Wie schön würde es sein, wenn alles erst vorbei war. Richtig schön.
     
    Eine Gewehrkugel prallte jaulend von der Betonwand ab, schwirrte gefährlich als Querschläger durch die Halle des Thales Center. Rußige Nationalgardisten sprangen in Deckung und griffen heftig fluchend nach ihren Waffen. Captain Hennessey kam tief gebückt aus dem Büro, das er sich als Gefechtsstand requiriert hatte, und durch die Fensterscheiben kamen weitere Schüsse.
    »Thatcher! Was zum Teufel ist denn nun schon wieder los?«
    Der hagere Corporal kam aus seiner Nische in der Sandsackbarrikade. »Leute in der Straße, Sir.«
    »Leute? Was für Leute? Uniformierte? Aufrührer?« Er legte sich über die Sandsäcke und versuchte hinauszusehen. Dumpf schlugen weitere Schüsse in die Schanze, und auf dem Dach gab ein Maschinengewehr Dauerfeuer, das zunächst auf der Straße Ruhe schaffte. Aber es war dunkel, und die Schützen konnten fast überall stecken.
    »Sind wohl Zivilisten, Sir.«
    »Na großartig«, murmelte Hennessey. Er holte sein Sprechfunkgerät hervor und schaltete auf die Frequenz des Hauptquartiers. »Roter Drachen I, hier Tiger Charlie, bitte kommen!«
    »Tiger Charlie, hier Roter Drachen I.«
    »Roter Drachen I, melden Sie Colonel Dunnigan: Werden aus dem Süd-Quadranten von Zivilisten beschossen!«
    »Tiger Charlie, hier ist…«
    Dunnigans Stimme unterbrach: »Ich übernehme. Sind Sie das, Hennessey?«
    »Jawohl, Sir.« Er verzog das Gesicht, denn mehrere Schüsse fuhren stäubend in die Sandsäcke. »Wir werden von Zivilisten beschossen, Sir. Sollen wir das Feuer erwidern?«
    »Natürlich, Captain! Lebenswichtige Anlage! Muß um jeden Preis

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