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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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dagegen war, sich zu wehren, sich einen Panzer wachsen zu lassen, besser zu werden, als der Vater je sein konnte. Und das habe ich geschafft, dachte er mit grimmiger Befriedigung. Ich führe das Team an, das – buchstäblich! – die Welt retten wird. Oder ich gehe bei diesem Versuch drauf. Und sogar, wenn wir scheitern, ist es etwas Gewaltiges darum. Aber wir werden nicht scheitern.
    Ich nicht. Es kann mir nicht mißlingen. Alle schauen auf mich, hoffen und beten. Es ist meine Chance, meine einzige Chance. So hat mich bisher noch nichts gefordert. Alles was dann noch kommt, reicht da nicht heran, ganz gleich, welche Aufgaben man mir noch stellt. Denn nachher kann ich alles haben: Marsexpedition – Kleinigkeit. Jupiter – aber sicher. Vielleicht sogar eine Fixsternreise. Haben wir die Erde gerettet, so werden uns alle dankbar sein, trunken vor Dankbarkeit werden sie sein. Dann bauen sie uns eine ganze Raumflotte! Und ich fahre damit los!
    Carl lächelte voller Selbstironie. Was man so alles träumt! Nach Schiwa würde die Welt alle Hände voll zu tun haben, um sich wieder zusammenzureißen, die zerschlagenen Städte wieder aufzubauen, die Toten zu begraben, wieder zu leben anzufangen… für den Weltraum wird kein Geld da sein, für eine Galaxisflotte schon gar nicht. Er seufzte und schloß die Augen. Immer schön der Reihe nach. Erst Schiwa stoppen! Und dann von Sternenschiffen, von neuen Planeten, vom großen Ruhm träumen!
    Aber solche Träume haben wir alle schon geträumt, dachte er, – damals, als wir junge Astronautenlehrlinge waren, in den Simulatoren saßen und eine Raumfähre in Landeposition brachten, untereinander in Wettbewerb traten, uns mit dem System maßen, an den Großen früherer Zeiten. Wie simpel kamen einem Armstrong, Aldrin, Collins heute vor! Wie einfach es damals zuging – wie auf der Vorortbahn! Kleiner Ausflug nach dem Mond. Nur eine Generation ist das her, und doch kommt es einem vor, als läge es näher an den leinwandbespannten Doppeldeckern als am tatsächlichen Beginn des Raumzeitalters. Primitive Schiffe, mit primitivem Gerät, unzureichende Materialien und Sicherheitsvorkehrungen – was für ein obsoleter Betrieb!
    Und so sehr viel anders nun auch wieder nicht. Weil diese blinden Narren so wenig Geld bewilligt hatten, flog man heute nur leicht abgeänderte Versionen der Saturn V, und Raumfähren, die sich nicht allzusehr von der Apollo-Zeit unterschieden. Gewiß, man machte Linienflüge zu Luna und hatte eine Menge Skylabs und Raumstationen – technisch ausgereifter, aber im Prinzip war der Unterschied nicht so groß.
    Wir müssen ein paar wirklich große Sprünge machen. Expeditionen zu den Planeten. Als Armstrong den Mond betrat, war Carl ein kleiner Junge gewesen, infiziert vom Weltraumzeitalter. Carl hatte erwartet, Armstrong würde sagen: »Heute den Mond – morgen die Planeten«. Aber das hatte er nicht gesagt. Konnte man auf dem Mond routinemäßig landen, dann war der Flug zu Mars und Venus gar nicht so etwas grundsätzlich Anderes. Anders wird es erst, wenn wir einen Fixstern anfliegen. Und falls das Schiwa-Unternehmen gelang – wenn es gelungen war, dann war er, Carl Jagens, Manns genug, auch das zu schaffen… »Heute Schiwa – morgen die Planeten!«
    So würde es kommen.
    So mußte es kommen.
    Carl Jagens würde es ihnen schon zeigen! Er mußte die alten Rechnungen glattmachen. Seine Mutter, die abgehauen war – sie würde es erfahren, wenn sie noch lebte. Vielleicht saß sie sogar in dieser Minute in irgendeiner miesen Kneipe und versuchte nuschelnd, der ganze Theke begreiflich zu machen, daß der Mann in Alpha ihr Sohn war. Und auch seinem Vater würde er es zeigen, wo immer der auch sein mochte. Leben würde er schon noch. Der würde immer am Leben sein, und wenn auch nur, um ihn zu ärgern. Immer kritisierend, höhnisch, miesmacherisch. Nie konnte man ihm etwas gut genug machen, nichts, auch wenn es tadellos war. Aber er würde es dem Alten schon zeigen!
    Was hatte Chang Chao gesagt? »Eine kleine Ungerechtigkeit kann man in einem Becher Wein ertränken, aber eine große Ungerechtigkeit nur in Blut.« Rache muß sein, dachte er, Rache ist eine furchtbare und fürchterliche Notwendigkeit. Man kann nicht leben, wenn die Waage nicht im Einstand ist, wenn man mit seinem ganzen Leben die unerfüllte Rache kompensieren muß, nach der man so giert. Selbst wenn man sich so an die Unausgeglichenheit gewöhnt hat, daß man auch nach vollbrachter Vergeltung nie wieder

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