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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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an der Wand. Er wählte 452, Verwaltungsbüro.
    »H… hallo?«
    »Hier spricht Captain Hennessey von der Nationalgarde. Ergebt euch sofort!«
    »Aber…«
    »Wo ist der Boß?« Mein Gott, war er müde, verbittert – alles ging jetzt nochmal von vorn los, gegen alle Vernunft und Anständigkeit. Bestimmt würde er vors Kriegsgericht kommen. Vernehmung. Notstand. Militärgesetz. Kriegsrecht. Er lehnte sich gegen die Wand. Waffenklirrend rannten seine Männer an ihm vorbei. Die kleine rothaarige O’Flynn grinste ihn dabei verstohlen an. Diesmal habe ich sie nicht gebraucht, dachte er. Na – kann ja noch kommen. Hübscher Körper. Macht der Krieg geil? Kommen daher vielleicht die Plünderungen und Vergewaltigungen? Aber bei mir – ich weiß nicht. Ob ich mal was einnehme? Später tut’s einem vielleicht leid, aber…
    »Hier Doktor Curzon.« Der schroffe Ton riß Hennessey aus seinen Träumereien.
    »Hier Captain Hennessey, Sie gottverdammter Mörder!«
    »Hören Sie, Captain, ich habe diesen Angriff nicht gewollt! Ein Patient… seine Frau war im OP, und…«
    »Sie sind hier der Chef, und Sie mußten schließlich wissen, was in Ihrem Laden vor sich geht!«
    »Ich bin nicht aus dem OP herausgekommen, seit…«
    »Dann hätten Sie die taktische Leitung jemandem übergeben müssen, der Zeit hat, sich verantwortlich darum zu kümmern!«
    Curzon wollte etwas erwidern, aber Hennessey schnitt ihm das Wort ab.
    »Diese ganze Sache ist eine sinnlose Vergeudung von Zeit und Menschenleben. Wir brauchen Ihren Strom, und wir kriegen ihn auch, Doktor! Es geht um mehr als um eine einzelne Klinik!«
    »Captain Hennessey, wir…«
    »Halten Sie den Mund! Ich habe Verwundete bei mir, und Sie werden sie gefälligst versorgen!«
    »Ja natürlich, aber…«
    »Kein Aber, Doktor!« Er knallte den Hörer auf und gab kurze Befehle über sein Helmradio, nahm Meldungen entgegen, stellte Posten auf. Er brach ab, als die Verwundeten kamen – auf Tragbahren oder hinkend, jedoch auf eigenen Füßen. Andere wurden von Kameraden gestützt, blutig und wirr, starren Auges, im schweren Schock. Hennessey sah Caroline Weinberg neben der Bahre, auf der totenbleich Wade Dennis lag. Das flache Aluminiumstück ragte aus dem hastig angelegten Verband.
    Mit tränennassen Augen blickte Caroline zu Hennessey hoch. Ihr Mund war schlaff und hatte alle Form verloren. Hennessey mußte seine Frage zweimal stellen, ehe sie antwortete.
    »Was?«
    »Wieviel Zeit haben wir, bis Sie Ihre nächste Sendung machen müssen?«
    »Oh… ach so.« Sie blickte auf die Uhr, blinzelte die Tränen weg und versuchte es noch einmal. »Äh, zehn Minuten.«
    »Sind Sie sendebereit?«
    »Ja. Aber wir haben keinen Strom.«
    »Sie kriegen welchen. Ich habe jeden Mann angesetzt, den ich entbehren kann. Die Leitung ist nur am Generator unterbrochen. Das wird sofort in Ordnung gebracht. Gehen Sie lieber wieder ins Center.«
    »Aber…«
    »Hier können Sie doch nichts für ihn tun. Ich sorge dafür, daß er so schnell wie möglich in den OP kommt.«
    »Äh… also gut.« Sie blickte auf den Bewußtlosen hinunter und berührte sanft seine blutige Wange. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und eilte dem Ausgang zu, sprang von der Laderampe und eilte ins Center zurück.
    »Bringt ihn auf die chirurgische Station«, befahl Hennessey den Trägern. »Setzt ihn als ersten in die Reihe, und laßt euch von niemandem was gefallen.«
    »Jawohl, Sir.« Sie nahmen die Bahre auf und trugen sie weg. Hennessey lehnte sich gegen die Wand. Verdammter Krach hier, dachte er – schon wieder so eine Scheiß-Sirene! Stöhnen, Schreien, Befehle – Hennessey taumelte hinaus, in die Gasse; irgendwo mußte er sich den Knöchel gezerrt haben. Er setzte sich auf einen umgefallenen Müllkasten und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Es stank nach Ziegelstaub, Blut, faulendem Abfall. Er schloß die Augen.
    Wo ist denn die Geilheit geblieben, fragte er sich. Alles weg. Einfach weg. Langsam zerschmolz die Welt um ihn. Träge öffnete er die Augen. Eben brachten Sanitäter noch mehr Verwundete. Alles kam ihm so fern und unwirklich vor. Sekunden später schnarchte er.
     
    Die Krankenträger setzten Wade Dennis an der Wand ab, als zweite Bahre in der Reihe. Vor ihm war eine schwangere Frau mit einem Hüftschuß. Sie sahen einander an, die Träger und die Schwangere. »Muß ich sterben?« fragte sie.
    Einer der Träger kniete sich bei ihr hin und zwang sich zu einem Lächeln. »Ach was – nein, natürlich

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