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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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sie in den nächsten Stunden taten, würde über das Schicksal der Menschheit entscheiden.
    Die diagnostischen Systeme waren auf feinste Strahlungssensitivität abgestimmt. Nun galt es zu überlegen, was als nächstes zu tun war.
    Bei einer atomaren Explosion treten etwa achtzig Prozent der totalen Energie zunächst als Strahlung auf. Nach der Explosion hat die Materie der Bombe eine Temperatur von mehreren zehn Millionen Grad; der Druck beläuft sich auf viele Millionen Atmosphären. Im Hundertstel einer Mikrosekunde, also einer Hundertmillionstelsekunde entsteht ein Feuerball aus vollständig zertrümmerten Atomen – Ionen plus Elektronen. Der größte Teil der Strahlung tritt als weiche Röntgenstrahlung aus.
    Durch die Strahlung würde die Energie auf Schiwa übertragen werden, was zur Folge hätte, daß die Materie des Asterioden selbst zu strahlen beginnen würde. Eine Schockwelle würde entstehen und die Materie der Bombe nach außen schleudern. Sie würde eine ziemlich dünne Schale von hoher Dichte bilden, die sogenannte »hydrodynamische Front«. Diese Front würde wie ein Kolben wirken und die komprimierte Druckwelle zur steilen Schockwelle umstrukturieren.
    In Gedanken ging Jagens nochmals die längst auscomputerisierten Zahlen durch. Bei Detonationen nahe der Oberfläche entsprach die Kratertiefe etwa dem halben Kraterradius. Ein derartiger von einer Schockwelle erzeugter Krater würde die Nahtzone des Asteroiden aufreißen. Um Schiwa mit Sicherheit zu zerstören, wäre ein Krater erforderlich, dessen Radius gleich dem Durchmesser Schiwas ist, überlegte Jagens. Aber wenn Schiwa fester Fels ist und einen Kilometer Durchmesser hat, könnte er nur mit einer 10.000-Megatonnen-Bombe »gekillt« werden. Und das war selbstverständlich unmöglich. »Killen« konnten sie den Asteroiden nicht. Also war das aussichtsreichste Vorgehen die Ablenkung durch den gezielten Schuß einer einzelnen Waffe. Stirnrunzelnd überdachte Jagens die Schätzungen des Forschungsteams. Es kam darauf an, daß die erhitzte Materie in der Nähe der Detonation aus dem heißen Krater herausgeschleudert wurde, als Rückstoß wirkte und den Asteroiden in Bewegung setzte. Wurde also Schiwa genügend erhitzt, so würde er sich selbst wegstoßen.
    Es war unerläßlich, daß die Detonation in nächster Nähe erfolgte. Innerhalb von fünfzig Metern, wenn möglich. Jagens lächelte bitter. Fünfzig Meter! Aber eine so nahe Explosion würde eine Geschwindigkeitsänderung von circa vierzig Metern pro Sekunde ergeben. Carl schüttelte den Kopf. Dieser Wirkungsverlust! Im Vergleich zu der Wirkung, die sich erzielen ließe, wenn man die Explosionsenergie direkt in eine Veränderung der kinetischen Energie Schiwas umwandeln könnte, betrug der Wirkungskoeffizient der riesigen Sowjetbombe etwa drei Prozent.
    Jagens vergegenwärtigte sich den Mantel Bolschois und suchte im Geist nach möglichen Schwachstellen. Der Mantel enthielt auch die Isolation gegen Schock und Hitze. Die Endplatten des nuklearen Systems waren am Kopf des Treibsatzes festgenietet. Das war gleichzeitig die Verbindung mit dem Montageflansch aus rostfreiem Stahl, der in Längsrichtung über den Nutzlastteil der Außenschale verlief. Die Außenhüllen waren abgefedert und gegen andere elektromagnetische Impulse als solche, die durch die Außenantennen kamen, vollständig isoliert. Diese Antennen saßen am hinteren Ende des Treibsatzes, damit sie nicht durch Meteore weggeschoren werden konnten.
    Carl checkte das Sprengkopfsystem mittels Kontrollschaltern durch. Zündung, Sicherheitsarm, Destruktions-Subsysteme, Umhüllung. Wenn Bolschoi vor der Detonation auf Schiwa aufschlagen würde, ginge das Ganze in 0,01 Millisekunden in Stücke. Die Auslösungszeit für die Uranpatrone, die ihrerseits die Wasserstoff-Thermonuklearkapsel zündete, betrug eine ganze Millisekunde. In Anbetracht der Unsicherheitsfaktoren mußte die Bombe mindestens zwanzig Meter über dem Asteroiden detonieren, um optimale Wirkung bei tolerablem Risiko zu erzielen.
    Also mußten sie sicher sein, daß Bolschoi nicht durch irgendeinen Zufallsmoment ausgelöst wurde. Sogar ein Fehler von wenigen Millisekunden war schon zuviel. Um eine vorzeitige Detonation auszuschließen, mußte das System der Sicherungsarme erstklassig arbeiten. Carl verzog das Gesicht. Das Gesetz der Schwerkraft konnten sie besiegen, aber nicht das Murphy-Gesetz.
    Das Herzstück des Sicherungssystems war eine drehbare Scheibe, die einen Stopfen in

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