Schlafen statt schreien
Und das âSchreienlassenâ beginnt von vorn. Viele (wenn auch nicht alle) der Eltern, die ihr Kind schreien lassen, entscheiden sich für diese Methode, weil sie sie für die einzig wirksame halten.
Meine persönliche Erfahrung mit dem âSchreienlassenâ
Nach vielen durchwachten Nächten mit meiner Tochter Angela gab es einen Moment, in dem ich dem Druck von Seiten meiner Freunde, Verwandten und selbst meines Kinderarztes nachgab, die mir in Aussicht stellten, dass unser Problem mit der âSchreien-lassenâ-Methode nach ein paar Nächten erledigt sei. Und wenn Sie dieses Buch lesen, kennen wahrscheinlich auch Sie diesen Druck. Also beschloss ich in einer schrecklichen Nacht, mein Kind schreien zu lassen.
Natürlich sah ich oft nach ihr â jeweils mit einem gröÃeren Zeitabstand. Jedes Mal, wenn ich auftauchte, streckte mein süÃes Baby seine Ãrmchen nach mir aus und weinte verzweifelt und hilflos: âMama, Mama!â In ihrem kleinen Gesicht war Verwirrung und Schrecken zu sehen. Sie schluchzte untröstlich. Nach zwei Stunden dieser Qualen schluchzte auch ich. Ich hob mein geliebtes Baby aus seinem Bettchen und drückte es fest an mich. Sie war viel zu erschöpft, um zu trinken, und viel zu aufgewühlt, um wieder einzuschlafen. Ich hielt sie in meinen Armen, küsste ihr Köpfchen, während letzte Schluchzer ihren kleinen Körper erbeben lieÃen. Und ich stellte mir die Frage: âWird diese Methode den Bedürfnissen eines Kindes gerecht? Stärke ich so ihr Vertrauen in die Welt? Verstehe ich dieses Handeln als liebevolle Erziehung?â
Die Antwort fiel mir leicht: Nein! Jeder, der mir diesen Rat gab, lag absolut falsch. Ich war überzeugt, dass dies ein allzu simpler, ja brutaler Umgang mit einem menschlichen Wesen ist. Ein Baby durch diesen Schmerz gehen zu lassen, bis es resigniert einschläft, ist in meinen Augen herzlos und unvorstellbar. Ich versprach meinem Kind, dass ich nie wieder diesen Weg gehen würde, den andere mir vorschrieben. Ich würde sie nie wieder schreien lassen. Und mehr noch: Auch ihre zukünftigen Geschwister würde ich niemals dieser Tortur aussetzen, die wir gerade hinter uns gebracht hatten. Dieses Versprechen habe ich gehalten.
13 Jahre später: Was gibt's Neues?
Mit zwölf Monaten schlief Coleton, mein viertes Kind, immer noch nicht durch. Er schlug sogar den Rekord seiner ältesten Schwester und weckte mich stündlich. Als inzwischen erfahreneMutter und professionelle Elternberaterin hatten sich meine Ansichten in puncto âSchreien lassenâ nicht verändert. Doch da ich wusste, dass so viele Eltern unter dieser Situation litten, war ich sicher, dass in der Zwischenzeit neue Lösungen gefunden worden waren. Ich hoffte, in Büchern neue Lösungsansätze und hilfreiche Methoden zu finden. Also machte ich mich auf die Suche. Fast einen Monat später betrachtete ich meine Ausbeute. Vor mir lag ein Stapel Zeitschriften und Bücher â alte und neue â, doch es boten sich noch immer dieselben beiden Alternativen: das Baby schreien lassen oder lernen, mit der Situation zu leben.
Was Experten zu der beiderseitigen Qual der âSchreien-lassen-Methodeâ sagen
Ich habe eine Menge neuer Kommentare gefunden, die meine extreme Abneigung gegen die âSchreien-lassen-Methodeâ unterstützen. Dr. Paul M. Fleiss und Frederick Hodges führen in ihrem Buch Sweet Dreams (Lowell House, 2000) Folgendes zu dieser Art von âTrainingsprogrammenâ aus:
âBabys und Kleinkinder sind emotionale, nicht rationale Wesen. Ein Kind kann nicht begreifen, warum seine Schreie nach Hilfe ignoriert werden. Auch wenn Sie das Weinen Ihres Kindes mit den besten Absichten ignorieren, fühlt sich das Kind möglicherweise verlassen. Babys reagieren unmittelbar auf ihre biologischen Bedürfnisse, die so genannte Schlafexperten entweder ignorieren oder schlichtweg verleugnen. Natürlich schläft ein Baby, dessen Weinen nicht gehört wird, irgendwann wieder ein, doch die Probleme, die das nächtliche Aufwachen verursachen, bleiben ungelöst. Auch wenn Eltern sichergestellt haben, dass ihr Kind gesund ist und keinerlei körperliches Unbehagen verspürt, wird der zugrunde liegende oder begleitende emotionale Stress erst verschwinden, wenn sie es aus dem Bettchen nehmen, sich liebevoll um es kümmern, es trösten oder stillen, bis es wieder
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