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Schlafende Geister

Schlafende Geister

Titel: Schlafende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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und mit einem Kugelhammer in der Hand auf mich zuging, war klar, dass sie mich entdeckt hatten. Und dass Elliot vorhatte, etwas zu unternehmen.
    »John …?«, hörte ich Ada sagen. »Sind Sie noch dran?«
    Elliot war niemand, den man sich ein zweites Mal ansah – ein nichtswürdiger Zwerg mit kleinem Kopf, kurzen Haaren und einer Brille, die nicht zum Gesicht passte. Deshalb hatte ich ihn bisher nicht als richtige Bedrohung empfunden. Aber jetzt … tja, jetzt hatte er einen Kugelhammer in der Hand und kam direkt auf mich zu. An dem Blick in seinen Augen erkannte ich – viel zu spät –, dass er einer dieser untersetzten kleinen Männer war, die in null Komma nichts eine Schlägerei anzetteln, nur um zu zeigen, dass Größe nicht alles ist.
    »Scheiße«, murmelte ich, während ich kurz über die Schulter sah.
    »John?«, fragte Ada. »John? Was läuft da?«
    »Ich ruf Sie gleich zurück«, sagte ich und legte auf. Mir wurde klar, meine Möglichkeiten waren ziemlich begrenzt. Ich konnte bleiben, wo ich war, und versuchen zu bluffen – so zu tun, als ob ich ein Immobilienmakler wäre, meine übliche Tarnung in solchen Situationen – oder ich konnte den Motor anlassen und zusehen, dass ich schnellstmöglich die Kurve kratzte.
    Ich schaute wieder auf Elliot. Er war jetzt noch ungefähr zehn Meter von mir entfernt und seinem Blick nach zu urteilen – einer Mischung aus aufgestauter Aggression und blinder Entschlossenheit – würde er mir den Immobilienmakler wohl nicht abkaufen. Aber nach vorn war die Straße von dem Ford Transit blockiert und an beiden Seiten parkten Autos, sodass für ein schnelles Wendemanöver zu wenig Platz war. Also blieb als einziger Ausweg, die ganze Straße im Rückwärtsgang zu fahren. Nur dass ich selbst unter besten Voraussetzungen im Rückwärtsfahren eine schreckliche Niete war.
    »Ach, fuck«, sagte ich, lehnte mich in den Sitz zurück und zündete mir eine Zigarette an.
    Als Elliot den Wagen erreichte, war ich in Gedanken dabei, mir die Quoten auszurechnen, was er wohl tun würde. 1: 1, dass er einfach dastehen, den Hammer schwingen und mich vom Bürgersteig aus anbrüllen und verfluchen würde. 2: 1, dass er die Tür aufriss, und 3: 1, dass er mit seinem Hammer ein- oder zweimal auf den Wagen einschlagen würde, vermutlich voll auf die Motorhaube oder gegen die Tür.
    Wie sich herausstellte, lag ich in allen Punkten falsch.
    Er lief den Wagen entlang, blieb an der Tür stehen, starrte mich ein, zwei Sekunden lang an und dann schwang er mit einer fast bewundernswerten Nonchalance den Hammer und rammte ihn in das Seitenfenster. KRACH! Es gab einen lauten Knall, als die Scheibe zu Bruch ging und mein Gesicht mit einem Schauer aus Glassplittern überschüttete. Dann plötzlich schien der Wagen in wütendem Lärm und Chaos zu explodieren. Der Wind blies herein, wehte überall lose Blätter umher, der kalte Regen zischte durch die geborstene Fensterscheibe, stach mir seitlich ins Gesicht und Preston Elliots wütende Stimme bellte in mein Ohr.
    »DU VERDAMMTER WICHSER, ICH WEISS GENAU, WAS DU SCHEISS SCHNÜFFLER HIER MACHST! WOFÜR HÄLTST DU MICH? GLAUBST DU, ICH BIN DÄMLICH, DU ARSCHLOCH? UND JETZT LOS, RÜCK DAS VERDAMMTE SCHEISSDING DA RAUS, WICHSER …!«
    »Das verdammte Scheißding« war mein Camcorder, der auf der Ablage des Armaturenbretts lag. Als er ins Auto fasste und danach griff, versuchte ich, ihm die Kamera wegzuschnappen. Doch er war zu schnell und zu stark für mich, und ehe ich irgendwas tun konnte, um ihn aufzuhalten, hatte er sie schon aus dem Wagen gerissen und auf den regennassen Bürgersteig geknallt. Als ich das teure Scheppern von Metall und splitterndem Kunststoff hörte, war mein erster Gedanke: Scheiße, das waren knapp tausend Eier. Aber Elliot war noch nicht fertig. Und als er anfing, mit dem Hammer auf den Camcorder einzuschlagen – rums, rums, rums –, und ihn in tausend Teile zertrümmerte, spürte ich, wie eine Art Blitz durch meinen Körper fuhr, eine ungewohnte Leidenschaft …
    Ich weiß bis heute nicht, was es war.
    Ich war eindeutig nicht sauer. Oder beleidigt. Und mir lag nicht mal besonders viel an dem Camcorder. Er war nur ein Ding … ein Ausrüstungsgegenstand. Er bedeutete mir nichts. Und abgesehen davon war mir klar, dass ich die Kosten wahrscheinlich über die Versicherung von StayBright zurückerstattet bekäme. Aber etwas an der Art, wie Elliot das Teil zertrümmerte, ärgerte mich maßlos … es verletzte mich geradezu. Die

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