Schlagfertigkeit
harmlos beantworten. Wer Sie hingegen bloßstellen oder gar fertig machen will, den sollten Sie auch etwas härter anfassen.
Humorfähigkeit Ihres Gegenübers: Es gibt Menschen, die verstehen überhaupt keinen Spaß, vor allem wenn er auf ihre Kosten geht. Da sollten Sie ganz behutsam sein. Bei Leuten mit Humor können Sie entsprechend mehr riskieren.
Abhängigkeitsverhältnis: Gegenüber Personen, auf die Sie angewiesen sind, sollten Sie sich eher zügeln.
Stärke des Angreifers: Wenn Sie jemand attackiert, der Ihnen intellektuell deutlich unterlegen ist, sind milde und witzige Antworten eher am Platz als vernichtende Gegenschläge. Sie sind auch fairer. Anders sieht die Sache aus, wenn derjenige aus anderen Gründen (Geld, Status, Macht) in einer starken Position ist. Dann brauchen Sie keine übertriebene Fürsorge an den Tag zu legen.
Publikum: Findet die Auseinandersetzung in Gegenwart von anderen statt, müssen Sie eine Entscheidung treffen, was Ihnen wichtiger ist: das Publikum oder ein ungetrübtes Verhältnis zum anderen?
Wenn Sie Publikum haben, kommt es natürlich auch darauf an, wie die Sympathien verteilt sind: Haben Sie alle gegen sich? Ist das Publikum gemischt, neutral oder gar mehrheitlich auf Ihrer Seite? Auf einewirklich schlagfertige Bemerkung vor einem Publikum sollten Sie allerdings nur selten verzichten – auch wenn es gegen Sie eingestellt ist. Nicht immer ernten Sie damit Sympathien, doch zumindest Respekt. Und – wer weiß? – vielleicht zeigt Ihre wenig nette Antwort langfristig dann doch Wirkung.
Tipp
Bei aller Frechheit und Respektlosigkeit dürfen Sie eine Grenze auf keinen Fall überschreiten: Die Menschenwürde eines anderen dürfen Sie niemals verletzen.
Schlagfertig mit dem Ellenbogen?
Während manche sich nicht trauen, einen frechen Spruch anzubringen, weil sich jemand dadurch gekränkt fühlen könnte, übertreiben es andere in die Gegenrichtung: Sie setzen Schlagfertigkeit ein, nicht obwohl, sondern weil sie andere dadurch verletzen. Schlagfertigkeit ist für sie ein Mittel, um nach vorne zu kommen, um andere wegzustoßen, um die eigene Überlegenheit zu zeigen und zu genießen. Sie sind schlagfertig nicht mit der Zunge, sondern mit dem Ellenbogen. Diesen rücksichtslosen Einsatz von Schlagfertigkeit lehnen wir ab. Nach unserem Verständnis soll Schlagfertigkeit dazu dienen, die eigene Souveränität wiederherzustellen und nicht andere einzuschüchtern. Davon abgesehen wird niemand für seine Schlagfertigkeit mit dem Ellenbogen Sympathie erwarten dürfen. Vielmehr wird er alle negativen Gefühle, allen Neid und alle Missgunst auf sich ziehen. Wenn Sie derjenige sind, der sich einem solchen Ellenbogen-Menschen gegenüber schlagfertig behauptet, können Sie mit der größten Zustimmung rechnen.
Dritte Lektion: Einfache Techniken
In diesem Abschnitt stellen wir Ihnen die ersten Techniken vor, die Sie schnell erlernen und sofort einsetzen können. Es sind einfache Techniken, die sicher nicht zur hohen Kunst der Schlagfertigkeit gehören, die aber im praktischen Einsatz sehr effektiv sein können. Sie entwickeln einen Fundus von Allzweck-Antworten, auf die Sie zur Not immer zurückgreifen können – auch wenn Ihnen mal gar nichts einfällt.
Sagen Sie doch was
Jemand haut Ihnen irgendeine Frechheit um die Ohren. Was sollen Sie bloß darauf erwidern? Sie fangen an nachzudenken – und damit beginnt das Unglück: Ihnen fällt auf die Schnelle nichts ein. Das blockiert Sie noch mehr, diesen Mechanismus haben wir ja gerade kennen gelernt (→ S. 46). Wir sitzen in der Falle, weil wir meinen, wir müssten etwas Passendes erwidern. Dabei kommt es zunächst darauf an, überhaupt etwas zu erwidern. Und wenn es der größte Unsinn ist. Das klingt vielleicht etwas überraschend. Schlagfertige Leute geben doch gerade eine passende Antwort. Sie sind doch nicht schlagfertig, weil sie Unsinn reden, sondern weil ihre Antworten so treffend sind. Solche treffenden Antworten wollen wir auch geben. Wie das geht, soll uns dieses Buch vermitteln.
Einverstanden. Nur müssen wir erst laufen lernen, bevor wir tanzen können. Bezogen auf die Schlagfertigkeit heißt das: Zunächst einmal müssen wir dafür sorgen, dass Sie in der Situation etwas sagen. Das ist ein großer wichtiger Schritt im Vergleich zur Sprachlosigkeit, mit der wir bisher immer wieder auf solche Situationen reagiert haben.
Tipp
Sobald Sie etwas sagen, fällt die Hilflosigkeit von Ihnen ab. Sie äußern sich und nehmen damit
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