Schlagfertigkeit
häufig können Sie „härter“ zurückschlagen, als wenn Sie selbst für die Aussage gerade stehen müssten.
Indem Sie plötzlich von Goethe, Sepp Herberger oder Greta Garbo sprechen (je nachdem, wen Sie zitieren), gewinnen Sie Abstand zu Ihrer eigenen Situation (→ S. 48) und zeigen sich souverän.
Allerdings gibt es auch zwei Gefahren, auf die Sie achten sollten:
Wer mit klassischen Zitaten um sich wirft, wirkt allzu bildungsbeflissen. Das muss nicht immer ein Nachteil sein; doch empfinden es viele Zuhörer zu Recht als Kränkung, wenn da einer penetrant herausstellt, dass er etwas weiß, von dem die anderen keinen Schimmer haben („Da kann ich nur mit dem ägyptischen Nobelpreisträger Nagib Machfus sagen ….“).
Wenn Sie immer mit den gleichen Zitaten ankommen, nutzt sich der Effekt schnell ab. Der Eindruck weltläufiger Gewandtheit verflüchtigt sich augenblicklich, wenn Ihre Zuhörer schon im Voraus wissen, welches Ihrer drei Zitate Sie gleich anbringen werden.
Zitate von wem?
Wen Sie zitieren, das ist natürlich eine Geschmacksfrage. Mit den alten Klassikern werden Sie vermutlich nur noch selten Begeisterung auslösen. Für ironische Kommentare eignen sich sehr gut der Satiriker Karl Kraus, Woody Allen, Winston Churchill oder Oscar Wilde. Als skurrile Variante kommt auch Karl Valentin in Frage.
Doch sind es keineswegs nur die bedeutsamen Menschen, bei denen Sie sich bedienen können. Im Gegenteil, es ist viel überraschender und souveräner, wenn Sie jemanden zitieren, der keineswegs als Autorität gilt: einen Fußballtrainer, ein Fotomodel oder einen Schlagersänger. Und die Zitate müssen auch keineswegs der Weisheit letzter Schluss sein. Gerade Banalitäten oder herrlich ungereimte Sätze bieten sich als schlagfertiges Zitat an:
„ Schaun wer mal, dann sehn ma schon. “
(Franz Beckenbauer)
„ Wenn ich Ihre Meinung hören will, dann werde ich sie Ihnen mitteilen. “
(Filmproduzent Samuel Goldwyn)
„ Ich habe in der Vergangenheit richtig entschieden und ich habe in der Zukunft richtig entschieden. “
(der ehemalige US-Präsident George W. Bush
„ Grau ist alle Theorie, maßgebend is auff'm Platz. “
(Fußballtrainer Adi Preißler)
Schaffen Sie sich einen Fundus von Zitaten
Zitate können ein sehr wirksames Mittel sein, schlagfertig zu antworten. Doch man muss genügend davon kennen, will man sie sinnvoll einsetzen. Wenn Ihnen ein Zitat gut gefällt, dann schreiben Sie es auf. Es gibt auch spezielle Bücher, Zitatesammlungen, von denen manche aber nur die sattsam bekannten, reichlich angestaubten Sentenzen enthalten. Eine gute Auswahl origineller, zeitgemäßer Zitate enthält hingegen der „Zitateguide“ von Gisela Fichtl (→ Literaturverzeichnis, S. 229).
Kein passendes Zitat zur Hand? Dann erfinden Sie eins!
Nicht immer fällt Ihnen ein geeignetes Zitat ein. Wenn Sie die Sache etwas spielerisch angehen, können Sie ein Zitat auch einfach erfinden.
Dabei geht es nicht darum, dass Sie Ihre Zuhörer täuschen und Ihre eigenen Lebensansichten, sagen wir: Goethe in den Mund legen. Vielmehr sollte für Ihre Zuhörer schon erkennbar sein, dass Sie die Sache scherzhaft meinen. Legen Sie also einer anerkannten Autorität Worte in den Mund, die diese unmöglich gesagt haben kann. Dadurch lässt sich ein sehr spaßiger Effekt erzielen.
Wie so etwas funktioniert, zeigt das folgende Beispiel aus der Fernsehserie „Die Simpsons“, nebenbei bemerkt eine reichhaltige Quelle für Sprüche aller Art.
Beispiel: „Aber in der Bibel steht auch …“
Der Schulbusfahrer Otto, ein ziemlich abgerissener Typ, verliert seine Wohnung und schlüpft bei den Simpsons unter. Sehr zum Verdruss von Familienvater Homer, der Otto auf dem schnellsten Wege wieder los werden möchte. Seine Frau Marge erinnert ihn jedoch an das christliche Gebot der Nächstenliebe und führt ein passendes Bibelzitat an. Homer: „Aber in der Bibel steht auch: Du sollst keine abgebrannten Penner bei dir aufnehmen!“
Kleine Nervensägen und Spielverderber
Doch nicht immer sind Originalität und Einfallsreichtum gefragt. Sehr wirkungsvoll sind auch Instant-Sprüche, die genau auf das Gegenteil aus sind: Sie sind öde, langweilig, stereotyp. Und genau so soll es sein, denn diese Sprüche sollen dem Angreifer vor allem den Spaß verderben. Ein unschätzbarer Vorteil liegt auch darin, dass sich diese nervigen Sprüche nicht abnutzen, wenn Sie wiederholt von ihnen Gebrauch machen. Im Gegenteil: Je öfter Sie die
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