Schlagfertigkeit
es dann: „Irrtum, sprach der Igel, und stieg von der Drahtbürste.“ Zur Begrüßung sagt man: „Gib mir fünf!“ Woraufhin dem verdutztenNeuling mitgeteilt wird, es handele sich um die fünf Finger der Hand, die man schüttelt.
Immer wieder tauchen neue „Bürotassen-Sprüche“ auf: „Eine meiner leichtesten Übungen“, „Zum Bleistift“ anstelle von „zum Beispiel“. Oder: „Hier, bei der Arbeit“, wie der unvermeidliche Reflex auf die Frage lautet: „Wo ist eigentlich Klaus-Günther?“
Hinter diesen Sprüchen steht das Bemühen, die Situation zu entkrampfen, für eine lockere Stimmung zu sorgen und alles nicht „so verbissen“ zu sehen. Doch leider sind die meisten dieser Sprüche so abgedroschen, dass sie nur noch nervtötend wirken. Sie haben nicht das Geringste mit Schlagfertigkeit zu tun, auch wenn Ihre Mitmenschen, die solche Phrasen dreschen, das sicher ganz anders sehen. In solchen Fällen ist es vielleicht das letzte Mittel, mit dem ebenso geistreichen Spruch zu kontern: „Noch so'n Spruch – Kieferbruch!“
Vorsicht, Sprücheklopfer
Für alle Instant-Sätze gilt der Ratschlag: Verwende sie sparsam (mit Ausnahme des sehr speziellen Falles der „Spielverderber“). Auch gute Sprüche sind eben nur Sprüche – also keine persönliche, authentische Äußerung von Ihnen. Es bleibt den anderen unklar, was Sie eigentlich wollen. Wer nur noch Sprüche macht, der mag zwar auf seine Weise unangreifbar sein, souverän ist er nicht. Auch kann er nicht mit besonderer Wertschätzung rechnen.
Wem zu allem und jedem der passende Spruch einfällt, der mag zwar zunächst Bewunderung ernten, doch schon bald geht er den anderen mit den tollen Sprüchen auf die Nerven. An einem Sprücheklopfer ist nichts echt, man bekommt ihn nirgendwo zu fassen, er ist buchstäblich hohl. Oder kennen Sie einen Sprücheklopfer, der besonderen Respekt genießt?
Absurdes Theater
Manchmal lässt jemand in unserer Gegenwart eine „Bemerkung“ fallen, eine Bemerkung, die wir nicht übergehen können, die uns provozieren soll, oder wir werden unqualifiziert angegriffen. Eigentlich, so denken wir im Stillen, ist uns die ganze Sache zu dumm. Am liebsten würden wir dazu gar nichts sagen. Doch das ist oft keine gute Idee (manchmal schon, → S. 57), denn dadurch überlassen wir dem anderen, dem Quälgeist, kampflos das Feld: Wir sind unsouverän.
In solchen Situationen verspricht das „absurde Theater“ wirksame Abhilfe. Sie lassen sich erst gar nicht auf eine Auseinandersetzung ein,sondern überrumpeln den anderen mit einer absurden Reaktion. Darauf muss er irgendwie reagieren, was ihn aber in aller Regel überfordert, denn er rechnet ja damit, dass Sie ernsthaft auf seinen Angriff eingehen oder vor Wut explodieren. Sie tun aber etwas völlig anderes. Damit haben Sie der Provokation die Spitze abgebrochen und bringen den Provokateur selbst in Verlegenheit – ohne sich mit ihm auf eine Auseinandersetzung einzulassen und ohne ihn zu kränken.
Einfach verblüffend
Das Prinzip ist leicht zu begreifen. Sie können diese Technik sofort einsetzen, und sie macht Spaß, zumindest wenn Sie einen gewissen Sinn für absurde Komik haben. Dann könnten Sie durchaus auf den Geschmack kommen, diese Technik auch öfter anzuwenden – worin wiederum eine gewisse Gefahr liegt, denn der Überrumpelungseffekt nutzt sich mit der Zeit ein wenig ab.
Aber eben nur ein wenig. Denn es gibt unendlich viele Spielarten des „absurden Theaters“. Und jemand, den Sie mit dieser eher sanften Technik ins Abseits geschickt haben, wird sich nicht unbedingt ein zweites oder drittes Mal darin versuchen, Sie zu provozieren. Und wenn doch, dann machen Sie ruhig weiter mit Ihrem „absurden Theater“. Es besteht keine Gefahr ausgekontert zu werden.
Bühne frei: Was ist überhaupt „absurdes Theater“?
Vielleicht kennen Sie die Theaterstücke von Eugène Ionesco oder anderen Vertretern des „absurden Theaters“. Die Personen in diesen Stücken führen äußerst merkwürdige Dialoge. Sie äußern Dinge, die in keinem Zusammenhang zum vorher Gesagten stehen, benutzen unpassende Höflichkeitsfloskeln und durchbrechen in allem, was sie tun, ständig die Erwartung des Publikums.
Ganz ähnlich gehen Sie auch vor. Sie sagen etwas, das mit dem, was Ihr Gegenüber geäußert hat, nicht das Geringste zu tun hat. Dabei bleiben Sie vollkommen ernst. Sie können zwar völligen Unsinn zusammenreden, aber in der Art, wie Sie es sagen, verhalten Sie sich so,
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