Schlangen im Paradies
Injektion erwartete. Eine Video-kamera war bereits installiert. Scott und ein Hilfssheriff sollten als Zeugen für die unter Pentothalnarkose gemachten Aussagen fungieren.
«Ich bin nach wie vor der Meinung, du solltest deinen Anwalt dabeihaben«, mahnte Scott.
Ted schüttelte gereizt den Kopf. «Bartlett ist ja derjenige gewesen, der mich bedrängt hat, mich diesem Test nicht zu unterziehen. Ich gedenke keine Zeit mehr mit fruchtlosen Diskussionen darüber zu vergeuden. Die Wahrheit soll endlich ans Licht kommen.»
Er zog die Jacke aus, streifte die Schuhe ab und legte sich auf das Ruhebett.
Wenige Minuten nachdem die Injektion zu wirken begonnen hatte, beantwortete er Fragen nach der letzten mit Leila verbrachten Stunde.
«Sie beschuldigte mich unentwegt, daß ich sie betrüge. Hatte Fotos von mir mit anderen Frauen. Gruppenbilder. Ich sagte ihr, daß so was auch zu meinem Job gehört. Die Hotels. Ich war nie allein mit irgendeiner Frau. Ich bemühte mich, vernünftig mit ihr zu reden. Sie hatte den ganzen Tag getrunken. Ich hielt mit.
Ich hatte es gründlich satt. Ich warnte sie, sie müsse Vertrauen zu mir haben, ich könnte solche Szenen nicht ein Leben lang ertragen. Sie sagte, sie wisse ja, daß ich mit ihr zu brechen versuchte. Leila. Leila. Sie geriet außer sich. Ich wollte sie beruhigen. Sie zerkratzte mir die Hände. Das Telefon klingelte. Es war Elizabeth. Leila schrie mich weiter an. Ich ging weg. Nach unten in mein Apartment. Sah in den Spiegel. Blut an der Wange. An den Händen. Versuchte, Craig zu erreichen. Wußte, daß ich so nicht weiterleben konnte. Wußte, daß es aus war. Dachte aber, vielleicht tut sich Leila was an. Besser bei ihr bleiben, bis ich Elizabeth erreichen kann. Mein Gott, ich bin so betrunken. Der Fahrstuhl. Leilas Stockwerk. Tür öffnen. Leila schreit.»
Scott fragte eindringlich: «Was schreit sie, Ted?»
«Tu’s nicht! Bitte tu’s nicht!» Ted zitterte, schüttelte den Kopf, entsetzt, ungläubig.
«Ted, was siehst du? Was ist passiert?»
«Stoße die Tür auf. Zimmer ist dunkel. Die Terrasse … Leila …
Halt. Hör auf. Hilf ihr. Pack sie! Laß sie nicht fallen! Laß Mammy nicht fallen!»
Ted begann zu schluchzen, wurde von krampfartigen Zuk-kungen geschüttelt.
«Ted, wer hat das mit ihr gemacht?»
«Hände. Sehe bloß Hände. Sie ist tot. Mein Vater …» Die Worte kamen abgehackt. «Leila ist tot. Daddy hat sie runterge-stoßen. Daddy hat sie getötet.»
Der Psychiater sah Scott an. «Mehr kriegen Sie jetzt nicht zu hören. Entweder ist das alles, was er weiß, oder er kann sich immer noch nicht mit der vollen Wahrheit konfrontieren.»
«Genau das befürchte ich», flüsterte Scott. «Dauert es lange, bis er wieder klar ist?»
«Das geht ziemlich schnell. Er sollte sich eine Weile ausruhen.»
John Whitley stand auf. «Ich schaue eben mal nach Mrs.
Meehan. Bin gleich zurück.»
«Ich würde gern mitkommen.» Der Kameramann packte seine Ausrüstung zusammen. «Geben Sie das Band in meinem Büro ab», ersuchte ihn Scott. Und zu seinem Stellvertreter gewandt:
«Sie bleiben hier. Lassen Sie Mr. Winters nicht weg.»
Die Oberschwester der Intensivstation war sichtlich aufgeregt.
«Wir wollten Sie gerade holen lassen, Doktor. Mrs. Meehan scheint aus dem Koma zu erwachen.»
«Sie hat wieder ‹Stimmen› gesagt.» Willy Meehan strahlte hoffnungsvoll. «Klar und deutlich. Ich wußte ja nicht, was sie damit meint, aber sie weiß, was sie zu sagen versuchte.»
«Heißt das, sie ist außer Gefahr?» erkundigte sich Scott.
John Whitley studierte das Krankenblatt und fühlte Alvirah den Puls. Er antwortete leise, damit Willy Meehan ihn nicht verstehen konnte: «Nicht unbedingt. Aber es ist zweifellos ein gutes Zeichen. Alles weitere müssen wir abwarten.»
Alvirahs Lider öffneten sich zuckend. Sie schaute starr gera-deaus, dann konzentrierte sich ihr Blick auf Scott. Ihr Gesicht bekam einen drängenden Ausdruck. «Stimmen», flüsterte sie.
«War’s nicht.»
Scott beugte sich über sie. «Ich kann Sie nicht verstehen, Mrs.
Meehan.»
Sie wollte ihnen sagen, wer ihr das angetan hatte, doch ihr fiel der Name nicht ein. Sie konnte ihn klar und deutlich sehen, aber an den Namen erinnerte sie sich nicht. Verzweifelt versuchte sie, sich dem Sheriff verständlich zu machen. «War nicht der Doktor … er hat’s nicht getan … war nicht seine Stimme … Jemand anders …» Sie schloß die Augen und schlief ein.
«Es geht ihr besser», flüsterte Willy Meehan
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