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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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habe auch die Zeitungen gelesen. Sie sind großartig.»
    Sie hatte für ihre schauspielerische Leistung den Oscar gewonnen.
    In den letzten paar Jahren hatte sie in der Tat in drei Filmen ungeeignete Rollen zugeteilt bekommen. Die Sorgen um ihre Karriere wurden zur fixen Idee. Ihre Angst, Ted zu verlieren, war nicht weniger groß als ihre Liebe zu ihm. Und dann hatte Syd ihr das Theaterstück gebracht. «Ich schwör’s Ihnen, Sammy, hier muß ich überhaupt nicht spielen, nur ich selbst sein.
    Die Rolle ist mir auf den Leib geschrieben, einfach toll!»
    Dann war es aus, dachte Dora. Am Schluß haben wir sie alle im Stich gelassen. Ich war krank. Elizabeth war selber auf Tournee. Ted war ständig geschäftlich unterwegs. Und irgend jemand, der Leila gut kannte, bombardierte sie mit diesen anonymen Briefen, zerstörte diese zerbrechliche Persönlichkeit, die sich dann mit Alkohol zu betäuben suchte.
    Dora merkte, daß ihre Hände zitterten, und begann, die Schilder am Straßenrand zu studieren. Eine Teepause würde ihr vielleicht guttun. In Cypress Point würde sie dann die restliche un-geöffnete Post sichten.
    Sie war überzeugt davon, daß es Elizabeth irgendwie gelingen würden, den Absender der anonymen Briefe ausfindig zu machen.

    3
    In ihrem Bungalow fand Elizabeth eine Mitteilung von Min vor, die zusammen mit dem Tagesprogramm an dem Veloursbademantel auf dem Bett steckte. Sie lautete: Meine liebe Elizabeth
    Ich hoffe, daß Du diesen Tag bei uns samt Fitnesstraining und Schönheitsbehandlung genießt. Wie Du weißt, muß sich jeder neue Gast zuvor kurz mit Helmut unterhalten. Ich habe Dich als erste vorgemerkt.
    Vergiß nicht, wie sehr mir Dein Wohlergehen und Dein Glück am Herzen liegen.

    Der Briefstil war ebenso typisch für Min wie die schwungvolle Handschrift. Elizabeth überflog rasch den Tagesplan. 8 Uhr 45: ärztliche Beratung bei Dr. Helmut von Schreiber; 9 Uhr: Aerobic-Tanzkurs; 9 Uhr 30: Massage; 10 Uhr: Trampolinspringen; 10Uhr 30: Unterwasseraerobic für Fortgeschrittene – diesen Kurs hatte sie damals hier geleitet; 11 Uhr: Gesichtsbehandlung; 11 Uhr 30: Waldlauf; 12 Uhr: Kräuterwickel. Für den Nachmittag standen eine Luffa-Abreibung, Maniküre, Yoga, pediküre, zweimal weiteres Wassertraining auf dem Programm.
    Sie hätte den Besuch bei Helmut gern vermieden, wollte jedoch daraus kein Problem machen. Es wurde eine kurze Konsultation. Er kontrollierte Puls und Blutdruck und untersuchte dann ihre Haut bei starker Beleuchtung. «Dein Gesicht ist wie fein gemeißelt», erklärte er. «Du gehörst zu den glücklichen Frauen, die mit zunehmendem Alter schöner werden. Das läßt sich am Knochenbau ablesen.»
    Dann, als denke er laut: «Leila war hinreißend, aber von einer ungebändigten Schönheit, die dahinwelkt, sobald sie den Höhe-punkt überschritten hat. Bei ihrem letzten Besuch hier schlug ich ihr vor, mit Kollagenbehandlungen anzufangen. Außerdem hatten wir vor, die Augenpartie zu liften. Wußtest du das?»
    «Nein.» Es gab Elizabeth einen Stich, als ihr klar wurde, daß sie auf diese Eröffnung gekränkt reagiert hatte, weil sie in Leilas Pläne nicht eingeweiht worden war. Oder hatte er ihr Lügen aufgetischt?
    «Tut mir leid», entschuldigte sich Helmut. «Ich hätte ihren Namen nicht erwähnen sollen. Und falls du dich fragst, warum Leila dir nichts davon anvertraut hat, mußt du dir meiner Meinung nach vergegenwärtigen, daß sie sich über die drei Jahre Altersunterschied zwischen ihr und Ted sehr bewußt geworden war. Ich konnte ihr aufrichtig versichern, daß dies zwischen Menschen, die sich lieben, keine Rolle spielt – ich muß das ja schließlich wissen –, aber trotz alledem bereitete es ihr weiter Kopfzerbrechen. Und mit anzusehen, wie du immer schöner wurdest, während sie bei sich die ersten Vorboten des Alterns zu entdecken begann, war ein Problem für sie.»
    Elizabeth erhob sich. Wie alle anderen Arbeitsräume hier glich auch dieser einem wohlausgestatteten Wohnzimmer. Die blau und grün gemusterten Bezüge von Sofas und Sesseln wirkten kühl und beruhigend, die zurückgezogenen Vorhänge ließen die Sonne hereinfluten. Die Aussicht umfaßte das Grün des Golfplatzes und das Meer.
    Sie wußte, daß Helmut sie einer eingehenden Prüfung unter-zog. Seine übertriebenen Komplimente sollten eine bittere Pille versüßen. Er versuchte ihr einzureden, Leila habe angefangen, sie als Konkurrenz zu betrachten. Aber wozu das? Sie erinnerte sich an Helmuts feindseligen

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