Schlangen im Paradies
den gleichen Zweck wie die Wasserwerfer der Polizei. Da drehen sie den Wasserstrahl voll auf und spritzen drauflos, während man splitterfasernackt dasteht und sich an einer Metallstange fest-klammert, um ja nicht weggeschwemmt zu werden. Aber angeblich gehen davon Fettpolster weg, und in jedem Fall lasse ich mir auch zwei Behandlungen täglich verpassen.
Die Klinik ist ein sehr interessantes Gebäude. Von außen sieht sie genauso aus wie das Haupthaus. Aber innen ist sie ganz anders. Alle Behandlungsräume haben ihren eigenen Eingang, zu dem Wege mit hohen Hecken an beiden Seiten führen.
Dadurch sollen unliebsame Begegnungen verhindert werden.
Von mir aus kann ja jeder ruhig wissen, daß ich ein paar Kollagenspritzen kriege, weil die Falten um den Mund ausgebügelt werden sollen, aber ich kann gut verstehen, warum jemand wie Cheryl Manning außer sich wäre, wenn das allgemein bekannt würde.
Morgens war ich zu Baron von Schreiber bestellt, um alles wegen der Kollageninjektionen zu besprechen. Ein charmanter Mann. Sehr attraktiv, und wie er sich so über meine Hand beugte, hab ich das große Flattern gekriegt. Wenn ich seine Frau wä-
re, würde es mir schwer zu schaffen machen, ob und wie ich ihn halten kann, vor allem bei fünfzehn Jahren Altersunterschied.
Ich denke, es sind fünfzehn Jahre, aber das muß ich noch mal nachprüfen, wenn ich meinen Artikel schreibe.
Der Baron hat mein Gesicht unter einer starken Lampe untersucht und gesagt, meine Haut wäre bemerkenswert straff, und er würde außer den regelmäßigen Gesichtsbehandlungen und einer Maske zwecks Peeling nur die Kollageninjektion empfehlen. Ich erklärte ihm, daß Dora Samuels, seine Empfangsdame, mir bei der Anmeldung zu einem Allergietest geraten hätte. Dabei hat sich dann herausgestellt, daß ich nicht gegen Kollagen allergisch bin. Aber dafür hab ich eine Heidenangst vor Nadeln, und ich wollte von ihm wissen, wie viele er dazu braucht.
Er war so reizend. Da wär ich nicht die einzige, hat er gesagt, und die Schwester würde mir vorher eine starke Valiumpille geben. Wenn er dann mit den Injektionen anfängt, wird es mir wie ein paar kleine Mückenstiche vorkommen.
Ach ja, noch was. Im Sprechzimmer hängen überall schöne Bilder, aber wirklich fasziniert hat mich die Anzeige, die in Zeitschriften wie Architectural Digest und Vogue erschienen ist.
Er sagte, daß in jedem Bungalow eine Kopie davon an der Wand hängt. Der Text ist so geschickt formuliert.
Den Baron schien es zu freuen, daß ich das bemerkt habe. Er hat bei der Abfassung mitgewirkt, wie er sagt.»
5
Ted verbrachte den Vormittag damit, sich in der Sporthalle des Männertrakts auszuarbeiten. Zusammen mit Craig betätigte er sich an den verschiedenen Trainingsgeräten – ruderte, radelte, nahm sich methodisch die verschiedenen Aerobic-Apparate vor.
Zum Abschluß wollten sie noch ein paar Runden schwimmen und trafen dabei auf Syd, der das Innenbecken zügig durchquerte. Impulsiv schlug Ted ihm und Craig ein Wettschwimmen vor.
Obwohl er in Hawaii täglich trainiert hatte, schaffte er es nur knapp vor Craig; selbst Syd blieb zu seiner Überraschung lediglich ein paar Meter hinter ihm zurück. «Du hältst dich gut in Form», sagte er anerkennend. Syd war durchaus nicht als Mann mit sitzender Lebensweise abzutun, sondern erwies sich jetzt sogar als erstaunlich gestählt.
«Ich hatte reichlich Zeit, mich in Form zu halten. Im Büro rumzuhocken und darauf zu warten, daß das Telefon klingelt, wird auf die Dauer langweilig.» In stillschweigender Übereinkunft gingen sie zu den Liegestühlen, die nicht mehr in Hörweite des Schwimmbeckens waren.
«Ich hab mich gewundert, dich hier zu treffen, Syd. Bei unserem Gespräch letzte Woche hast du kein Wort davon erwähnt.»
Craigs Blick war eisig.
Syd zuckte die Achseln. «Du hast mir ja auch nicht gesagt, daß ihr herkommt. Es war nicht meine Idee, sondern Cheryls Entscheidung.» Er fixierte Ted. «Sie muß was läuten gehört haben, daß du hier aufkreuzt.»
«Min würde sich hüten zu klatschen …»
Syd unterbrach Craig und winkte den Kellner heran, der mit alkoholfreien Getränken von Tisch zu Tisch ging. «Ein Perrier.»
«Geben Sie uns drei», sagte Craig.
«Das für mich kannst du dann auch gleich trinken», fuhr ihn Ted an. «Ich nehme ein Coke.»
«Das tust du doch sonst nie», meinte Craig einlenkend und blickte ihn aus hellbraunen Augen nachsichtig an. Er korrigierte die Bestellung: «Zwei Perrier und einen
Weitere Kostenlose Bücher