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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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die Leila ihm geschenkt hatte, funkelte in der Sonne.
    Er ließ sie los. Vor Schreck wie gelähmt registrierte sie den unergründlichen Ausdruck, mit dem er zu ihr hinunterblickte,
    «Ich muß mit dir reden, Elizabeth.»
    «Sag das, was du zu sagen hast, vor Gericht.» Damit wollte sie an ihm vorbei, doch er stellte sich ihr in den Weg. Unwillkürlich trat sie zurück. War es das, was Leila am Ende empfunden hatte, dieses Gefühl, in einer Falle gefangen zu sein?
    «Du sollst mir zuhören, sagte ich.» Anscheinend spürte er ihre Angst und war wütend darüber.
    «Du hast mir keine Chance gegeben, Elizabeth. Ich weiß, wie sich das Ganze ansieht. Vielleicht hast du recht, und ich bin tatsächlich wieder nach oben gegangen. Ich kann dazu nichts sagen, weil ich es einfach nicht weiß. Ich war betrunken, wütend, aber auch schrecklich besorgt wegen Leila. Elizabeth, überleg dir bitte folgendes: Falls du recht hast, falls ich tatsächlich nach oben zurückgegangen bin, falls diese Frau recht hat, die behauptet, sie hätte mich im Handgemenge mit Leila gesehen, würdest du dann nicht zumindest einräumen, daß ich sie vielleicht zu retten versuchte? Du weißt doch, wie deprimiert Leila an diesem Tag war. Sie war ja halb von Sinnen.»
    «Falls du nach oben zurückgegangen bist. Soll das heißen, daß du jetzt bereit bist, das zuzugeben?» Elizabeth glaubte zu ersticken. Die Luft erschien plötzlich schwer und feucht. Obwohl Ted sie mit einer Länge von einem Meter achtzig um etliche Zentimeter überragte, wirkten sie jetzt gleich groß, als sie sich unverwandt anstarrten. Wieder wurde ihr bewußt, wie tief sich die Falten um Augen und Mund eingegraben hatten.
    «Ich bin mir völlig klar über deine Einstellung zu mir, Elizabeth. Aber du mußt unbedingt eins begreifen. Ich erinnere mich nicht, was in jener Nacht passiert ist. Ich war stockbetrunken und völlig außer mir. Im Lauf der vergangenen Monate ist allmählich so eine dunkle Erinnerung aufgetaucht, daß ich an Leilas Wohnungstür gewesen bin, sie aufgestoßen habe. Also hast du vielleicht recht, hast du vielleicht tatsächlich gehört, daß ich ihr etwas zugerufen habe. Aber darüber hinaus erinnere ich mich an gar nichts! Das ist die Wahrheit, wie ich sie kenne. Die nächste Frage: Hältst du mich, ob betrunken oder nüchtern, eines Mordes für fähig?»
    Aus seinen dunkelblauen Augen sprach Qual. Er biß sich auf die Lippen und streckte ihr flehend die Hände entgegen. «Nun, Elizabeth?»
    Mit einem Satz schoß sie an ihm vorbei und rannte zum Eingangstor von Cypress Point. Der Staatsanwalt hatte es vorausge-sagt. Wenn Ted einsah, daß er es nicht ableugnen konnte, mit Leila auf der Terrasse gewesen zu sein, würde er behaupten, er habe sie zu retten versucht.

    Sie blickte nicht zurück, bis sie am Tor angelangt war. Ted hatte keine Anstalten gemacht, ihr zu folgen. Er stand da, wo sie ihn verlassen hatte, starrte ihr nach, beide Hände an den Mund gepreßt.
    Ihre Arme brannten noch von dem eisernen Griff, mit dem er sie gepackt hatte. Sie erinnerte sich an eine andere Bemerkung, die der Staatsanwalt gemacht hatte.
    Ohne sie und ihre Aussage würde Ted freigesprochen.

    2
    Um acht Uhr früh manövrierte Dora «Sammy» Samuels ihren Wagen rückwärts aus der Ausfahrt zum Haus ihrer Kusine Elsie hinaus und machte sich mit einem Seufzer der Erleichterung auf den Weg vom Napa Valley zur Halbinsel Monterey. Mit etwas Glück würde sie um vierzehn Uhr dort sein. Ursprünglich wollte sie erst am Spätnachmittag aufbrechen, und Elsie hatte ihren Ärger über diese Umdisposition offen gezeigt, aber es zog sie zu-rück nach Cypress Point, um die restlichen Postbeutel zu sichten.
    Die drahtige Siebzigjährige mit dem zu einem straffen Nak-kenknoten aufgesteckten Haar und der altmodischen, randlosen Brille auf der kleinen, geraden Nase hatte vor anderthalb Jahren eine lebensgefährliche Aneurysma-Operation durchgemacht.
    Seitdem wirkte sie gebrechlich und hinfällig, wollte jedoch bis jetzt nichts von Pensionierung wissen und wehrte jedes Gespräch darüber barsch ab.
    Dieses Wochenende hatte ihr zugesetzt. Ihre Kusine war von jeher gegen Doras Job bei Leila. «Fanpost von dämlichen Weibern beantworten, das ist doch keine Arbeit für dich», nörgelte sie ständig. «Ich möchte meinen, du mit deinem Köpfchen könntest mit deiner Zeit wirklich was Besseres anfangen. Unterrich-ten zum Beispiel. Warum stellst du dich nicht für so was zur Verfügung?»
    Dora hatte längst

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