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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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als dieser uns mit Schilderungen römischer Rechtsprechung unterhielt und von Folterungen und Hinrichtungen erzählte. Eine ganz besondere Todesart hatte unsere Fantasie schwer beschäftigt: Der Verurteilte (der wohl ein schreckliches Verbrechen begangen haben musste) wurde mit einem Hund, einer Schlange und noch etwas anderem in einen Sack eingeschnürt — war es ein Affe oder irgendein kleines Tier? – und in den Tiber geworfen. Die meisten in meiner Klasse hatten gelacht. Das war schließlich alles so lange her, und diese Menagerie hatte etwas Komisches an sich. Sogar ich konnte das sehen. Aber ich hatte nie darüber nachgedacht, wie es sein musste, zusammen mit einem Tier in einen Sack gesteckt und ins Wasser geworfen zu werden. Bestimmt würde man kämpfen, hysterisch, wie von Sinnen, überall Zähne und Krallen, während einem das Wasser in die Lunge drang. Und die Schmerzen wären jenseits aller …
    Ich musste Violet finden.
    Langsam ging ich durch den Flur ins Wohnzimmer. Eine Tür am anderen Ende führte zur Treppe. Ich fand einen Lichtschalter.
Es war keine lange Treppe, doch es schien eine Ewigkeit zu dauern, sie hinaufzusteigen.
    Oben waren zwei offene Türen. Zur Linken ein kleines Zimmer: zwei Einzelbetten, ein Kamin und ein Fenster mit Blick auf den Wald. Ich holte tief Luft und wandte mich nach rechts.

Teil I

1
    Sechs Tage vorher

    Wie hatte alles angefangen? Wahrscheinlich mit jenem Tag, an dem ich ein Neugeborenes vor einer Giftschlange rettete, vom Tod meiner Mutter erfuhr und meinem ersten Gespenst begegnete. Wenn ich recht darüber nachdenke, könnte ich sogar die genaue Uhrzeit angeben. An einem Freitagmorgen, ein paar Minuten vor sechs, geriet mein ruhiges, geordnetes Leben völlig außer Kontrolle.
    Sieben Minuten vor sechs. Ich hatte mich beim Laufen ziemlich verausgabt. Keuchend und schweißnass fand ich meine Schlüssel und drückte die Hintertür auf. Augenblicklich begannen meine jungen Schützlinge zu kreischen.
    Ich rubbelte mir mit einem Handtuch den Nacken ab, ging in die Küche und hob den Deckel des Brutkastens an. Darin kauerten drei hungrige, übellaunige Flaumbälle, jeweils kaum mehr als eine Handvoll: Schleiereulenküken. Zwei Wochen alt und nach nur drei Tagen zu Waisen geworden, als ihre Mutter gegen einen riesigen Lastwagen geprallt war. Ein Hobby-Ornithologe hatte die tote Eule entdeckt und gewusst, wo ihr Nest zu finden war. Er hatte die Küken in die Klinik für Wildtiere gebracht, wo ich als Tierärztin arbeitete. Sie waren dem Tod nahe gewesen, unterkühlt und ausgehungert.
    Und hungrig waren sie seitdem ständig. Ich hob ein Tablett vom Kühlschrank, nahm eine Pinzette und hielt eine winzige tote Maus in den Brutkasten. In ein paar Wochen, so hoffte ich, würde ich sie mit gefiederten Pflegeeltern bekannt machen können, die ihnen das Jagen beibringen sollten.
    Drei Minuten vor sechs. Ich wollte gerade zum Duschen
nach oben gehen, als das Telefon klingelte und ich mich mental darauf einstellte, in die Klinik gerufen zu werden, um wieder einmal ein Reh zu versorgen, das auf der A35 angefahren worden war.
    »Miss Benning? Ist da Miss Benning, die Tierärztin?« Die Stimme einer jungen Frau. Die Stimme einer sehr erregten jungen Frau.
    »Ja, am Apparat«, antwortete ich und fragte mich, ob ich überhaupt noch zum Duschen kommen würde.
    »Hier ist Lynsey Huston. Ich wohne in derselben Straße wie Sie, ein Stück den Hügel hinauf. In Nummer zwei. In dem Bettchen von meinem Baby ist eine Schlange. Ich weiß nicht, was ich machen soll! Ich weiß nicht, was ich verdammt noch mal tun soll!« Ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter, sie war kurz davor, hysterisch zu werden.
    »Sind Sie sicher?« Blöde Frage, ich weiß, aber ganz ehrlich, eine Schlange in einem Babybett sieht man nicht alle Tage.
    »Natürlich bin ich sicher! Ich stehe genau davor! Was zum Teufel soll ich machen?«
    Sie war zu laut.
    »Bleiben Sie ruhig, und machen Sie keine schnellen Bewegungen.« Ich dagegen bewegte mich sehr schnell; ich rannte zur Tür hinaus, schnappte mir dabei meine Autoschlüssel, entriegelte mit der Fernbedienung den Kofferraum und griff hinein. »Glauben Sie, die Schlange hat sie gebissen?« Zu meiner eigenen Verblüffung erinnerte ich mich, dass das Baby ein Mädchen war. Vor ein paar Wochen hatte ich vor dem Haus einen rosa Luftballon gesehen.
    »Keine Ahnung! Sie sieht aus, als ob sie schläft. O Gott, was ist, wenn sie nicht schläft?«
    »Ist ihre Gesichtsfarbe normal?

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