Schlangenküsse
gut.«
»Wieso?«
»Sir, das müssen Sie sich selbst ansehen. Mehr möchte ich Ihnen nicht sagen.«
»Alles klar.«
Da alle Scheiben des Chryslers beschlagen waren, hatten wir Mühe, überhaupt einen Blick in das Fahrzeug zu werfen. Suko und ich traten dicht heran, bückten uns, aber es war nichts zu erkennen. Abgesehen davon, dass sich ein Mensch im Fahrzeug aufhielt.
Er hockte geduckt auf dem Fahrersitz und hatte die Arme um den Körper geschlungen. Sein Kinn war gegen die Brust gesenkt, und er schaute auch nicht auf die Scheibe.
»Was sagst du dazu?«, fragte ich meinen Freund und bückte mich noch tiefer.
»Zunächst mal nichts.«
Ich wartete noch mit dem Aufziehen der Tür. Hinter meinem Rücken hörte ich das heftige Atmen des Kollegen, der noch immer unter großem Druck stand.
Der Insasse hatte nach uns verlangt. Jetzt waren wir da, aber er kümmerte sich nicht um uns. Er schien eingeschlafen zu sein. Zumindest deutete seine Haltung darauf hin.
Ich klopfte gegen die Scheibe.
Keine Reaktion, denn der Mann veränderte seine Haltung nicht. Als auch nach einem weiteren Klopfen nichts geschah, zog ich endlich die Tür mit einem heftigen Ruck auf. Ich war auf alles gefasst. Ein Angriff konnte urplötzlich durch ihn erfolgen oder durch etwas Fremdes, das sich in seinem Wagen versteckte.
Das passierte nicht. Bisher hatten wir noch keinen Grund für unser Eingreifen erlebt.
Der Mann hob nicht mal den Kopf, als die frische Luft in den Wagen drang. Er schien wirklich eingeschlafen zu sein, doch das wollte ich nicht akzeptieren.
Wir schauten ihn an. Die Tür stand weit genug auf, um auch Suko freien Blick zu gewähren.
Im ersten Augenblick war an dem Menschen nichts Auffälliges zu sehen. Ich dachte schon an einen Fehlalarm, denn der Fahrer besaß einen normalen Kopf, auch einen Oberkörper und...
Dann aber hielt ich den Atem an. Mein Blick war weiter nach unten geglitten.
Auch Suko konnte seine Überraschung nicht an sich halten. So etwas passierte bei ihm nicht oft.
»Das ist unmöglich«, flüsterte er.
Ich sagte nichts, doch auf meine Haut hatte sich eine zweite gelegt, und ich spürte das Kribbeln am gesamten Körper, während sich mein Magen leicht zusammenzog.
Der Mann war normal.
Aber nur bis zur Hüfte oder ein kurzes Stück darüber hinweg. Von dort aus besaß er den Körper einer dicken Schlange...
***
Ich konnte jetzt verstehen, warum der Kollege so außer sich war. Auch mich traf der Anblick schockartig, und meinem Freund Suko erging es nicht anders.
Wir mussten zweimal hinschauen, um zu erkennen, was da ab der Hüfte nach unten wuchs. Das war ein dicker, schuppiger Gegenstand, der tatsächlich die Form einer Schlange aufwies. Beim ersten Hinschauen hätte man noch an einen Fischschwanz denken können. Da wäre er eine männliche Meerjungfrau gewesen. Aber das traf nicht zu. Es war der Körper einer verdammt dicken Schlange, vergleichbar mit einer Betonsäule, aber trotzdem irgendwie anders.
Von der Farbe her war der Schlangenkörper dunkel. Bei genauem Hinsehen allerdings waren Farbunterschiede auszumachen. So schimmerten die Schuppen in Nuancen zwischen Grün und Grau. An einigen Stellen leuchteten sie auch türkisfarben auf.
Der Mann, der diesen ungewöhnlichen und auch unglaublichen Unterkörper besaß, war noch immer nicht ansprechbar. Er hatte auch seine Haltung nicht verändert und den Kopf nicht in die Höhe gereckt. Er blieb wie erstarrt hocken. Es war nicht mal sicher, ob er uns überhaupt bemerkt hatte.
Ich drückte die Tür wieder zu. Bevor ich den Versuch einer Ansprache unternahm, musste ich mich erst fassen. Langsam drehte ich mich um, und mein Blick fiel dabei auf Burt Miller.
Der Mann schwitzte. Sein Gesicht sah so blass aus wie kaltes Hammelfett. Die Lippen zitterten, und er schaute mich aus großen Augen an.
»Kennen Sie ihn, Mr. Miller?«
»Nein, Sir, der ist mir völlig unbekannt. Mein Kollege und ich waren auf Streife. Da haben wir gesehen, wie der Fahrer die Straße verließ und quer über den Rasen fuhr. Ich dachte schon, dass er hier in den Teich fahren wollte. Es gibt schließlich genügend Verrückte, aber das war nicht der Fall. Er stoppte zuvor ab. Wir sind dann hingegangen und haben ihn erst in seinem Auto beobachtet. Er machte auf uns einen völlig konfusen Eindruck.« Der Bobby legte eine kurze Pause ein. Er strich über seinen Helm, verdrehte die Augen und schaute zum Himmel. Erst dann sprach er.
»Nun ja, dann haben wir uns getraut, die Tür zu
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