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Schlangenküsse

Schlangenküsse

Titel: Schlangenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Falle gelaufen und bekam dann volles Rohr mit. Wenn Sie verstehen, was ich damit meine?«
    Suko und ich schüttelten den Kopf.
    »Man schlug mich nieder. In einem Hausflur, der mehr wie ein Kellerflur wirkte.«
    »Wo fand das statt?«, fragte Suko.
    »In den Anlagen des Londoner Zoos. Wo Sie die Terrarien mit den Reptilien besichtigen können. Ich hätte mir ja denken können, dass es eine Falle ist, aber ich war einfach zu blind. Danach beschäftigte man sich mit mir.« Er fing an zu lachen und schüttelte im Liegen einige Male den Kopf. »Das war der blanke Wahnsinn, kann ich Ihnen sagen. Nichts als der Wahnsinn! Grauenhaft. Die andere Seite dachte, dass ich bewusstlos wäre, aber das war ich nicht. Ich befand mich in einem Schwebezustand zwischen Wachsein und dem Wegtreten. Ich hörte Stimmen. Stimmen von Frauen, auch von Männern, glaube ich wenigstens. Dann sprachen sie von einem Schlangenkuss, den man mir geben wollte. Ich hörte auch so etwas wie eine Bestrafung für immer. Wehren konnte ich mich nicht, und so erhielt ich den Schlangenkuss.«
    »Man hat Sie geküsst?«, fragte Suko.
    »Ja, verdammt.«
    »Auf den Mund?«
    »Nicht nur da, sondern überall im Gesicht. Aber das waren keine richtigen Küsse. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, müssen es Bisse gewesen sein, verstehen Sie? Schlangenbisse gleich Schlangenküsse. Das ist der reine Wahnsinn. Etwas drang in meinen Körper ein. Ich war wehrlos und sackte weg. Die Welt um mich herum tauchte ab, und als ich wieder zu mir kam, saß ich in meinem Wagen. In dem Chrysler, in dem Sie mich gefunden haben.«
    Er legte eine Pause ein und musste sich erst erholen. Das Reden hatte ihn angestrengt.
    »Sie sind dann losgefahren, nicht wahr?«, fragte ich, als ich sah, dass er sich wieder einigermaßen gefangen hatte.
    »Ja, das bin ich, Mr. Sinclair. Fragen Sie mich nicht, wohin ich gefahren bin. Quer durch London. Einfach hin und her. Ich war völlig von der Rolle. Ich hatte mit mir selbst zu kämpfen, denn ich wusste genau, dass sie mit mir etwas gemacht hatten. Das spürte ich in meinem Inneren. Manchmal war mir eiskalt, und dann wiederum hatte ich das Gefühl, zu kochen. Sie glauben nicht, was ich durchgemacht habe. Ich wollte auch allein sein und nicht nach Hause fahren. Schließlich landete ich im Hyde Park, und da ist es dann passiert.«
    »Die Verwandlung?«
    Nach meiner Frage zuckte er zusammen. Plötzlich strömte Schweiß aus den Poren. Wahrscheinlich hatte ich das schlimmste Thema angesprochen, das ihn bedrückte.
    Mason Carter musste sich erst sammeln, bevor er mit uns darüber reden konnte. »Ich fuhr noch, als es losging«, flüsterte er. »Ein irres Ziehen in den Beinen, die mir plötzlich nicht mehr gehorchten. Sie waren dabei, ein selbstständiger Teil meines Körpers zu werden. Vorstellen kann man sich das nicht, aber es ist so gewesen. Ich war auch nicht mehr in der Lage, zu fahren, kam vom Weg ab, rollte quer über den Rasen und war schließlich froh, den Chrysler nicht in den Teich gesetzt zu haben. Ich habe dann meine Beine beobachtet.« Er schloss die Augen. Die Erinnerung an dieses Grauen musste für ihn wie eine verdammte Folter sein. Bisher hatte er recht flüssig gesprochen, das änderte sich nun, denn er redete langsam und auch mit wesentlich leiserer Stimme. »Das war einfach schrecklich. Die Beine klebten regelrecht zusammen. Ich brachte sie nicht mehr voneinander weg. Ich merkte, wie aus zwei Beinen eines wurde und wie meine Füße verschwanden. Ich riss mir die Hose vom Leib, ich schaute zu, und ich hatte das Gefühl, irre zu werden. Beide Beine gab es nicht mehr. Sie waren tatsächlich zu einem anderen Körper geworden. Eben zu diesem verdammten Schlangenkörper. Sie wurden schuppig, sie wurden glatt. Was habe ich meine Füße gesucht, aber auch sie waren nicht mehr vorhanden. Was ich erlebte, war das pure Grauen, und jetzt sind sie immer noch da!«, schrie er in das Zimmer hinein, rammte den Oberkörper in die Höhe und ließ sich danach sofort wieder zurückfallen. » Sorry , aber ich kann nicht anders. Bitte, geben Sie mir Wasser. Ich muss etwas trinken.«
    Die Flasche stand in Reichweite auf dem Nachttisch, der die Farbe von hellen Knochen aufwies.
    Suko füllte das Glas zur Hälfte mit Wasser, bevor er es Carter reichte.
    »Danke.«
    Wir schauten zu, wie er trank. Um nichts zu verschütten, hielt er das Glas mit beiden Händen fest. Sein Gesicht war jetzt von einer dünnen Schweißschicht bedeckt. Wir hörten ihn schlucken, und

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