Schlangenküsse
öffnen, und sahen, was er wirklich war. Er hat auch nach Ihnen gerufen. Nach John Sinclair, dem Geisterjäger. Ich habe schon von Ihnen gehört, Sir, und so habe ich Ihnen auch Bescheid gegeben.«
»Das war gut.«
Burt Miller hob seine Schultern. »Wie gesagt, ich hätte Ihnen gern geholfen, aber es ist leider nicht möglich. Dieser Mensch ist mir völlig unbekannt. Wissen Sie, ich frage mich, wie er es überhaupt geschafft hat, mit einem derartigen Unterkörper sein Auto zu fahren. Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Wir auch nicht«, sagte Suko, »wenn es Sie beruhigt.«
»Nein, kaum. Ich weiß nicht, was ich meinen Vorgesetzten sagen soll. So etwas kann es auf der Welt gar nicht geben. Das ist der reine Irrsinn.«
»Sie werden keine offizielle Meldung machen«, riet Suko ihm. »Das werden wir übernehmen.«
Er bekam große Augen. »Sie meinen... Sie meinen, dass ich mich zurückhalten soll?«
»Ja. Alles, was zu tun ist, werden wir übernehmen.«
»Gut, danke. Da bin ich beruhigt.«
Die Gegend war bei diesem Wetter zwar nicht besonders belebt, doch einige Menschen waren schon aufmerksam geworden und hatten einen Ring um uns gebildet. Ein Auto, das mitten auf dem Rasen und dicht vor einem Teich stand, ist auch im Hyde Park etwas Ungewöhnliches. Zudem, wenn sich in seiner Nähe Polizisten aufhielten.
»Was schlägst du vor, John? Lassen wir ihn abholen?«
»Später. Ich möchte zuvor ein paar Sätze mit ihm reden, wenn es möglich ist.«
»Tu dein Bestes.«
Noch war ich skeptisch. Ich hatte beim ersten Hinschauen nicht mal feststellen können, ob dieser Mann mit dem Unterkörper einer Schlange verletzt war. Zumindest war mir kein Blut aufgefallen. Das ließ schon hoffen.
Wie war es möglich, dass ein Mensch plötzlich den Unterkörper einer Schlange bekam? Diese Frage quälte mich. Ich wusste selbst, dass ich mir keine Antwort geben konnte, die würde ich hoffentlich von dem Mann erfahren, der nach mir verlangt hatte.
Er kannte mich.
Aber ich kannte ihn nicht. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Ich hatte zwar nicht viel von seinem Gesicht gesehen, aber das erste Hinschauen hatte mir nichts gebracht.
Suko blieb in meiner Nähe, als ich zum zweiten Mal die Tür des Autos öffnete. Der Mann saß noch immer in der gleichen Haltung hinter dem Lenkrad und wirkte wie fest eingeschlafen. Auch sein Kopf war nicht in die Höhe geruckt, so dass ich so gut wie nichts von seinem Gesicht erkannte.
Die Scheiben waren nicht mehr so stark beschlagen. Im Wagen roch es nach kaltem Moderwasser. Zumindest hatte ich den Eindruck. Ich streckte meinen Kopf vor und war beruhigt, als ich den Mann atmen hörte. Er war nicht tot, möglicherweise bewusstlos, aber das würde ich schnell herausfinden.
Ich tippte ihn an.
Sein Körper schaukelte etwas nach, wurde aber vom Ring des Lenkrads gehalten.
Mein zweiter Griff war härter. Da umspannte ich mit der Hand die rechte Schulter und schüttelte ihn durch. Aus seinem Mund drang ein leises Stöhnen. Für mich war es ein erster Erfolg. Ich schüttelte ihn noch einmal und schaffte es, dass er seinen Kopf langsam anhob, so dass ich sein Gesicht sah.
Nein, den Menschen kannte ich nicht. Das Gesicht hatte ich noch nie im Leben gesehen. Auch Suko war er fremd, wie er mir flüsternd mitteilte.
Die Haut war ziemlich gebräunt. Blasse, sehr buschige Augenbrauen. Struppige dunkle Haare, eine breite Stirn, zu dem auch der breite Mund und die breite Nase passten. Er war kein schöner Mensch, aber wer ist das schon.
Die Augen hielt er geschlossen, was mir nicht gefiel. Schließlich hatte er mich sprechen wollen, und ich schüttelte ihn erneut durch, wobei ich ihn ansprach.
»He, Mister, ich bin es. Ich, John Sinclair, der Geisterjäger. Sie haben nach mir verlangt.«
Wieder hörte ich nur das Stöhnen. Dann allerdings öffnete er die Augen. Für ihn gab es keine Chance. Er musste mich einfach anschauen, da ich zu dicht in seiner Nähe war.
Der Blick war da, aber irgendwie trotzdem nicht vorhanden. Er schien ins Leere zu blicken, und ich sah, dass seine Augen hellgrau waren.
»Bitte, Mister, ich...«
Er bewegte seine Lippen. »Sinclair?«
»Ja.«
»Das ist gut.«
»Meine ich auch. Deshalb sollten wir uns unterhalten.«
Er quälte sich. Das sah ich seinem Gesicht an. Er bewegte den Kopf, er saugte durch den offenen Mund den Atem ein. »Es fällt mir so schwer«, flüsterte er. »Es ist alles nicht so einfach. Ich bin zu einem anderen geworden. Das Gift in mir. Ich... ich...
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