Schlangenküsse
waren jetzt dabei, sich zu verändern, um sich danach aufzulösen.
Freuen konnte sich Suko über den Erfolg nicht. Es war nur ein kleiner Anfang, und die anderen Mutationen würden sich nicht davon abhalten lassen, in ihm ihr Gift zu verspritzen.
Er richtete sich darauf ein, auch weitere Schlangen zu töten – und musste zurück, als er sah, wie nahe sie ihm schon gekommen waren. Die offenen Mäuler waren bissbereit. Zum ersten Mal sah er nicht nur die Zungen, sondern auch die Giftzähne. Sie waren bereit, durch seine Kleidung in sein Fleisch zu stoßen.
Suko musste zurück.
Er ging so weit nach hinten, bis er mit dem Rücken den dicken, moosigen Baumstamm berührte. Jetzt befand sich auch über seinem Kopf das natürliche Dach. Er blickte in die Höhe, weil auch irgendwelche Gefahren von oben her auf ihn zukommen konnten.
Da sah er nichts.
Auch John bekam er bei seinem schnellen Hochsehen nicht zu Gesicht.
Vor ihm hatten fünf Schlangen eine Reihe gebildet. Es sah so aus, als würden sie irgendwelchen fremden Befehlen gehorchen. Ihr Verhalten wirkte wie einprogrammiert.
Suko suchte sich aus, wie er die Schlangen am besten wegfegen konnte. Er wollte den Schlag schräg ansetzen, doch dazu kam er nicht mehr.
Über ihm entstand die Explosion.
Zuerst dachte er an eine kleine Bombe. Bis ihm einfiel, dass er einen Schuss gehört hatte. Und da gab es nur einen, der geschossen hatte – John Sinclair...
***
Der Schuss hatte Suko von der Gefahr abgelenkt, in der er schwebte. Er legte den Kopf zurück. Er suchte das Gebiet über sich ab, das ihm wie ein grüner Schirm vorkam, der auch das Licht nur sehr gefiltert hindurchließ.
Er sah nichts. Es gab zu viele Blätter und zu starke Verzweigungen des Astwerks.
Aber es klatschte etwas zu Boden. Regen, der aus der Höhe fiel. Kein Wasser, sondern eine dunkle, zähe Flüssigkeit, die man auch als Aibon-Blut ansehen konnte. John musste es gelungen sein, eine Schlange zu vernichten. Seiner Meinung war es keine der veränderten Elfen gewesen, denn diese Flüssigkeit hatte er bei ihnen nicht gesehen.
Die zuckende Bewegung an seinem Bein sorgte dafür, dass er wieder an sich selbst dachte. Der Blick nach unten. Er sah drei Schlangen, die versuchten, an seiner Hose in die Höhe zu kriechen. Eine vierte war dabei, ihren Weg über Suko’s linken Fuß zu finden. Sie hatte ihren Oberkörper schon aufgerichtet, um in die Öffnung seines Hosenbeins verschwinden zu können.
Suko schüttelte sie von seinem Fuß weg und kümmerte sich um die anderen. Er sprang zur Seite, schlug zu, erwischte auch zwei, aber als er wieder Kontakt mit dem Boden bekam, da sah er das gesamte Ausmaß der Gefahr.
Sie waren überall. Woher sie gekommen waren, stand nicht fest. Aber sie hatten sich zusammengerottet, um ihm die Schlangenküsse zu geben.
Küsse, die den Tod bedeuteten. Den Tod in einer Form, mit der Suko nun gar nichts zu tun haben wollte.
Er sprang über einige Schlangen hinweg, aber er schaffte es nicht, einen freien Platz zu finden. Sie mussten wirklich aus allen Ecken und Winkeln gekrochen sein, und er landete nicht nur am Boden, sondern auch auf Schlangenkörpern. Sie waren weich. Sie ließen ihn rutschen. Sie gaben ihm auf keinen Fall den Halt, den er sich gewünscht hätte. Es war wie der Tritt auf eine glatte Fläche.
Suko rutschte mit dem rechten Bein nach hinten weg. Er riss noch einen Arm in die Höhe, aber da war kein Ast mehr, an dem er sich hätte festhalten können.
Nur nicht fallen!, schoss es ihm durch den Kopf!
Er fiel trotzdem.
Zum Glück war er durchtrainiert und geschmeidig genug, um den Aufprall abfedern zu können. Er lag zwar am Boden, doch er hatte sich abrollen können, um aus der Bewegung hervor wieder auf die Beine zu gelangen. Die Schlangen waren verdammt schnell. So flink hatte er sie nie erlebt. In der winzigen Zeitspanne, die er in einer flachen Haltung verbrachte, sah er nicht nur seinen Körper umzingelt, sondern auch sein Gesicht. Eine Schlange zuckte mit ihrem Bissmaul bereits vor, und Suko hob im letzten Augenblick seinen linken Arm.
Die Giftzähne hackten in das dunkle Leder seiner recht dicken Jacke. Sie drangen nicht bis zur Haut vor, doch darauf wollte sich der Inspektor nicht verlassen.
Er musste fliehen, auch wenn das nicht seine Art war, zumindest eine bestimmte Distanz zwischen sich und die Mutationen bringen. Aus der liegenden Haltung heraus kam er mit einer sehr geschmeidigen Bewegung in die Höhe, aber die Schlangen hatten sich
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