Schlangenküsse
worden war.
Der Begriff Glas stimmte nicht, auch wenn der Körper ziemlich gläsern und an manchen Stellen, wo die grünliche Färbung schwächer war, so aussah. Sie glitt geschmeidig über den Boden hinweg und konnte sich auch auf ihre Tarnfarbe verlassen, die sie doch vor neugierigen Blicken schützte.
Auch aus ihrer Mundspalte züngelte permanent eine schmale Zunge. Sie suchte sich ihren Weg. Ihre Augenlider waren unbeweglich und dabei zu einer Brille verwachsen, trotz des menschlichen Gesichts. Sie suchte sich ihren Weg über den Tast- und Geruchssinn, der bei ihr ungewöhnlich gut entwickelt war. Und es stand für Suko fest, dass sie auch ihn nicht verfehlen würde.
Die Schlange bewegte sich nicht auf dem direkten Weg auf ihn zu, sondern nahm kleinere Umwege in Kauf. So schlängelte sie sich an Sträuchern vorbei, tauchte mal in Bodenwellen ein, glitt über einen Stein hinweg und war noch eine halbe Körperlänge von dem Menschen entfernt.
Suko holte wieder die Dämonenpeitsche aus dem Gürtel. Für ihn war es die beste Waffe. Er hatte bei dieser Bewegung sein Blickfeld verändert und schaute sich die Umgebung genauer an. Es war nicht mal aus einem bestimmten Grund geschehen, sondern gehörte einfach zu seinem Verhaltensmuster.
Im nächsten Moment stellten sich Suko’s Nackenhaare aufrecht. Er hatte sich zu sehr auf die eine Schlange konzentriert und die anderen vergessen.
Sie ihn nicht...
Sie kamen. Sie mussten sich in seiner Nähe versammelt haben. Sie hatten ihn gewittert. Sie wussten, wer ein Feind sein konnte, und sie wollten ihm den Schlangenkuss geben.
Wohin er auch blickte, es gab eigentlich nur die Schlangen. Grünlich gläsern mit den feinen Gesichtern der Trooping Fairies , und für Suko war der Verdacht zur Gewissheit geworden. In dieser Umgebung gab es keine Elfen mehr. Die Schlangen hatten ihnen die Küsse verabreicht und sie so verwandelt.
Sofort suchte er nach einer Möglichkeit, ihnen zu entkommen. Suko war alles andere als ein Pessimist, doch seine Lage sah nicht eben positiv aus.
Wohin er sich auch wenden würde, die Schlangen würden ihn immer erreichen. So weit konnte er aus dem Stand heraus nicht springen, um ihnen zu entkommen.
Die erste Schlange war bereits sehr dicht an ihn herangekommen. Sie richtete sich bereits auf, und Suko schlug diesmal nicht mit der Peitsche zu.
Er wollte es anders versuchen, hob seinen rechten Fuß an und trat zu.
Er traf den Kopf. Er drückte ihn zurück auf die weiche Erde. Er hörte dabei kein Brechen, also bestand die Schlange nicht aus Glas, obwohl sie gläsern aussah. Zudem bewegte sich unter der Sohle etwas Weiches.
Höchstens zwei, drei Sekunden ließ er seinen Fuß auf dem Schlangenkopf, dann zog er ihn wieder hoch – und sah, dass der hintere Teil des Körpers zwar noch zuckte, der Kopf allerdings durch den Druck zu einem Brei zertreten worden war.
Er stieß gegen den Rest und schob ihn zur Seite, denn die anderen waren wichtiger.
Sie hatten um ihn herum einen Kreis gebildet. So weit, dass er ihn auch jetzt nicht überspringen konnte. Er würde immer wieder zwischen ihnen landen, und das wollte der Inspektor auf keinen Fall riskieren.
Auch das Hochklettern in den Baum würde ihm nicht viel weiterhelfen und ihm höchstens eine Galgenfrist gewähren. Es war für die Biester ein Leichtes, sich am Stamm in die Höhe zu schlängeln, um die Verfolgung aufzunehmen. Zudem war er ihnen als normaler Mensch im Gewirr des Astwerks unterlegen.
Es blieb die Peitsche!
Da sich die Tiere in seiner unmittelbaren Nähe befanden, würde er mit einem Schlag vielleicht mehrere von ihnen erwischen. Das nährte seine Hoffnung.
Zwei von ihnen waren bereits so nahe heran, dass sie sich aufrichteten. Er schaute in ihre Gesichter, und er sah hinter der dünnen Haut die Umrisse der Elfen.
Es tat ihm beinahe Leid, zuzuschlagen, doch es gab keine andere Möglichkeit.
Die drei Riemen wischten nach unten. Sie fächerten auf dem Weg zum Ziel dabei auseinander, und so hatte Suko das Glück, gleich drei der Mutationen zu erwischen.
Sie wurden zurückgewirbelt und zugleich in die Höhe gestoßen. Suko glaubte auch, leise menschliche Schreie zu hören, bevor die Tiere wieder zu Boden fielen und sich nicht mehr erhoben. Das Gras wuchs nicht so dicht. So sah Suko, was die Dämonenpeitsche angerichtet hatte.
Alle drei lebten nicht mehr. Bei einer fehlte nur der Kopf. Bei den anderen sah er die Teile. Die Wucht der Schläge hatte sie regelrecht zerschnitten, und sie
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