Schleier des Herzens (German Edition)
Mann niedermetzeln?«
Der Maure, offensichtlich der Anführer dieses Trupps, schüttelte den Kopf. Seine untere Gesichtshälfte war nach dem Brauch der Wüstenkrieger mit einem Tuch bedeckt, aber das Aufblitzen der Augen verriet ein spöttisches Lächeln.
»Das hätten wir eben schon haben können. Den Rücken habt Ihr uns oft genug zugedreht! Nein, ›Don Diego‹, du sollst deinem Bezwinger ins Auge sehen! Vielleicht hast du es nicht verdient, aber ich gewähre dir trotzdem einen gerechten Kampf.« Der Mann wandte sich seinem Gefolge zu. »Gebt ihm sein Schwert zurück!«, forderte er gebieterisch. »Aber lasst ihn vorher seine Hose schließen!«
Die Männer lachten schallend, während Diego, hochrot im Gesicht, seine Beinkleider richtete. Der kleine Maure warf ihm daraufhin sein Schwert zu und stellte sich ihm auch gleich zum Kampf. Während Diego seine Angriffe geschickt abwehrte, schloss Beatriz hastig ihr Kleid. Einer der maurischen Kämpfer rief ihr eine Bemerkung zu, woraufhin die anderen lachten. Diegos Gegner wurde das zum Verhängnis. Als er seine Aufmerksamkeit einen Moment lang abzog, stieß Diego zu und verwundete seinen Schwertarm. Sofort sprang ein anderer in die Bresche.
»Feige Halunken! Fünf gegen einen!«, schrie Beatriz und stürzte sich von hinten auf den neuen Kämpfer. Ihrplötzlicher Angriff hätte den Mann um ein Haar zu Fall gebracht. Diego schlug ihm das Krummschwert aus der Hand und setzte zum tödlichen Stoß an, aber der Maure rollte weg. Zwei Männer hielten die tobende und um sich schlagende Beatriz fest, während sich nun der Anführer zum Zweikampf stellte. Die ersten Gefechte, das erkannte sie schnell, waren nur Vorgeplänkel gewesen. Jetzt aber ging es um Leben und Tod. Beide Männer waren den Angriffen des anderen ohne jeden Schutz ausgeliefert. Der Maure trug zwar einen Helm und einen leichten Lederpanzer, legte aber beides ab, als Diego einen spöttischen Blick darauf warf.
»Du wirst zwar keine Gelegenheit mehr haben, mir Feigheit vorzuwerfen, aber du sollst auch nicht mit der Genugtuung in deine Hölle fahren, in einem ungleichen Kampf unterlegen zu sein.«
Der Maure schleuderte seinen Panzer zu Boden und stürzte sich auf Diego. Die Männer fochten erbittert, Stahl traf auf Stahl. Diego war seinem Gegner an Kraft klar überlegen. Dafür schien der Maure aber beweglicher und geschickter zu sein.
Beatriz wurde immer noch festgehalten, hatte aber längst aufgehört, sich gegen den Griff der Männer zu wehren. Ebenso gebannt wie die Gefolgschaft des Mauren verfolgte sie den Kampf. Schließlich gelang Diego ein gewaltiger Stoß gegen die Waffe des Gegners. Dem Mauren fehlte die Kraft, ihn voll abzufangen. Mit erhobenem Krummschwert fiel er auf die Knie. Triumphierend hob Diego sein schweres Schwert aus Salamanca zum letzten Schlag – und bot dem Mauren damit seinen ungeschützten Unterkörper. Der Maure zögerte nicht. Mit elegantem Schwung ließ er den Säbel sinken und stieß ihn unterhalb des Rippenbogens in Diegos Brust.
Beatriz schrie auf. Diego stand einen Herzschlag langwie erstarrt, das Schwert noch erhoben. Aber dann entfiel es seinen Händen, er sank zu Boden, die Hand auf seine Wunde gepresst.
»Diego, Geliebter!« Beatriz versuchte verzweifelt, sich loszureißen.
Der Anführer der Mauren hatte sich inzwischen aufgerichtet und sah auf den sterbenden Mann zu seinen Füßen.
»Lasst sie los!«, sagte er ruhig und wiederholte es dann noch einmal in der Sprache der Mauren.
Als der Griff der Männer sich lockerte, stürzte Beatriz zu ihrem Geliebten. Schluchzend sank sie neben ihm zu Boden.
Diego suchte ihren Blick mit brechenden Augen. »Nun werden wir ... die Pforte niemals zusammen durchschreiten ...«, flüsterte er.
»Diego, Liebster, du musst leben! Die Wunde kann nicht so schlimm sein ... Wir werden einen Arzt finden, du ...« Beatriz brach ab. Auch wenn sie es nicht glauben wollte, sie sah doch das Leben aus Diegos Gesicht schwinden. Zitternd zog sie seinen Kopf in ihren Schoß und streichelte seine Stirn und seine Wangen. »Ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben!«
Diego drückte ihre Hand. »Der Himmel ... kann nur eine Enttäuschung sein ... nach all den Wonnen, die ich in deinen Armen schauen durfte ...«
»Im Himmel werden wir uns wieder sehen. Sie werden mich ja auch töten. Und sonst ... du bist meine einzige Liebe, Diego. Für immer. Ich werde nie einem anderen gehören ... Mein Geliebter, mein versprochener Gatte ...«
Beatriz wusste
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