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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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verbannt zu werden? Ausgerechnet jetzt, da mein bester Freund seinen Führerschein und einen fahrbaren Untersatz besaß?
    Zugegeben, ich hatte meine Eltern angefleht, mich wenigstens auf ein Internat nach Deutschland zu schicken, wenn ichschon zur Schule musste – vor fünf Jahren, als sie den Sitz ihrer Taschenfirma verlegt hatten und Italien noch fremd für mich war. Als ich mir wünschte, dass alles wieder so werden sollte wie vor unserem Umzug. Klar hatte ich mich über meine neuen Lehrer beklagt. Und über das marode Schulgebäude. Aber welcher halbwegs normale Schüler tat das nicht? Vielleicht wäre es auch klüger gewesen, alle ausgefallenen Stunden in der Stadt zu verbummeln, anstatt nach Hause zu fahren. Dass auf dem Internat alles besser sein sollte, bezweifelte ich – auch wenn es sich um ein Schloss an einem See handelte. Ich war sechzehn und glaubte nicht mehr daran, eines Tages Prinzessin zu werden.
    Der Reißverschluss gab endlich nach. Ich schulterte den schweren Rucksack, zerrte meine Haare unter den Schulterriemen hervor und betrachtete ein letztes Mal mein Zimmer – meine Schutzzone für Notfälle –, bevor ich mit einem leisen Seufzer die Tür hinter mir zuzog. Das Schlimmste hatte ich bereits hinter mich gebracht, den Abschied von meinen Freunden, für die ich schon lange nicht mehr die tedesca – die Deutsche – war. Doch in ein paar Stunden würde ich wieder die Neue sein. Dort würde es keine Nanny geben, die ihren Neffen verpflichtete, sich um mich zu kümmern: Philippe – heute mein ältester und bester Freund.
    In der Schule hatte er schnell klargestellt, dass ich unter seinem persönlichen Schutz stand, und da er zwei Jahre älter war als meine Mitschüler, wagte niemand mehr, mich blöd anzumachen. Ich hatte ihn vergöttert – meinen Beschützer –, drei lange Jahre, bis er mich wegen der Ersten seiner inzwischen zahlreichen Freundinnen im Stich ließ. Es hatte wehgetan, als er mir damals erklärte, dass er mich zwar mochte, aber nur so etwas wie eine kleine, nervtötend anhängliche Schwester in mir sah – doch ich war darüber hinweggekommen.
    Und nun wiederholte sich das Ganze: Ich würde wieder die Neue sein – das ideale Opfer!
    Ich verdrängte das flaue Gefühl in meinem Magen mit dem Gedanken an meine Abschiedsgeschenke. Ein dunkelrotes samtbezogenes Kästchen, gefüllt mit Erinnerungen – Muscheln von meinem Lieblingsstrand, Fotos unserer Clique und Tagebuchseiten meiner besten Freundin mit meinem Lieblingsbild vorne drauf, auf dem wir beinahe aussahen wie Schwestern: beide mit langen, dunklen Haaren und schokoladenbraunen Augen – meine eher Zartbitter als Vollmilch und in einem schmaleren Gesicht – das gleiche pinkfarbene T-Shirt, ausgewaschene Jeans und High Heels, die uns größer aussehen lassen sollten.
    Und natürlich das zerkratzte Armband mit dem alten silbernen Engelsmedaillon an meinem Handgelenk, das Philippe mir geschenkt hatte – es sollte mir Glück bringen.
    Kälte und Schneegrieseln empfingen mich in Berlin. Was hatte ich anderes erwartet? Eine halbe Stunde Aufenthalt auf dem Flughafen lag vor mir. Ich nutzte die Zeit und erledigte den Pflichtanruf bei meinen Eltern, damit sie wussten, dass ich gut angekommen war.
    Nervös strich ich eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn und wartete am vereinbarten Treffpunkt, wo einer der schuleigenen Minibusse mich abholen und zum Internat bringen sollte. Ich war die Einzige. Der Internatsleiter und die Rektorin wollten mich noch vor ihren wohlverdienten Winterferien kennenlernen.
    Also durfte ich einen Tag früher anreisen zum zweiwöchigen Ferienlager, das interessierten Schülern die Möglichkeit bieten sollte, das Internat zu testen – was ich bei meiner Anmeldung im letzten Frühjahr verpasst hatte. Und da ich ja inzwischen angemeldet war, wurde mir, wie den paar Schülern, die ihre Ferien im Internat verbrachten, die Teilnahme an den Freizeitaktivitäten mehr oder weniger freigestellt – was immer das heißen sollte. Zudem hatte die Schulleitung sich für mich eine besondereAufgabe ausgedacht: Ich sollte in den zwei Wochen meine Wissenslücken füllen. Und so was nannte sich dann Ferien!
    Der Busfahrer, ein korpulenter Mann mit Halbglatze, half mir meinen Rucksack einzuladen, wobei er mir ein paar genuschelte Begrüßungsworte zumurmelte. Ich verkrümelte mich auf die hintere Sitzreihe, blätterte hin und wieder in dem Modemagazin, das ich aus dem Flugzeug mitgenommen hatte, oder schaute aus dem

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