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Schluß mit cool (German Edition)

Schluß mit cool (German Edition)

Titel: Schluß mit cool (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C Boyle
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»Howard war wie Gold«, sinnierte sie mit gedehnter, nachdenklicher Stimme, »und du bist Scheiße.«
    Es war kindisch, ich weiß, aber ihr Seitenhieb auf meine sexuelle Leistung tat weh – ganz zu schweigen von der Undankbarkeit dieser Frau –, und ich verpaßte ihr eine Retourkutsche. »Du bist doch zu mir gekommen«, sagte ich. »Ich hab dich nicht hergebeten – mir ist es da in den Bergen prima gegangen ohne dich. Und was glaubst du, wo du jetzt wärst ohne mich? Na?«
    Sie antwortete mir nicht sofort, dennoch spürte ich, wie sie sich im Bett neben mir verhärtete, aus Magma wurde schierer Fels. »Ich werde nie wieder mit dir schlafen«, sagte sie und starrte dabei weiter an die Decke. »Nie wieder. Lieber mach ich’s mir mit dem Finger.«
    »Du bist auch keine Danielle«, sagte ich.
    Sie setzte sich wütend auf, dabei traten ihre Rippen hervor und ihre schlaffen Brüste klebten daran wie ein nachträglicher Einfall. »Scheiß auf Danielle«, fauchte sie. »Und scheiß auf dich!«
    Ich sah zu, wie sie sich schweigend anzog, aber als sie ihre Wanderstiefel zuschnürte, mußte ich ihr einfach sagen: »Lustvoll finde ich das alles auch nicht, Sarai, aber es geht hier um ein höheres Prinzip als um unsere Vorlieben und Abneigungen oder nur die animalische Triebabfuhr, und ich glaube, du weißt, wovon ich spreche...«
    Sie saß auf dem Rand eines Ledersessels, den ich vor Jahren, als Geld und Gegenstände noch ihre eigene Realität besaßen, bei einem Privatflohmarkt erstanden hatte. Sie war mit dem rechten Stiefel fertig und arbeitete jetzt am linken, die Schnürsenkel waren rostrot, an ihren plumpen weißen Fingern waren die Nägel bis aufs Fleisch heruntergebissen. Ihr Mund stand leicht offen, und ich konnte die rosa Zungenspitze sehen, die zwischen den Zähnen hervorsah, während sie mechanisch ans Werk ging und dabei wie ein Kleinkind zu ihren frühesten Fertigkeiten und ihren frühesten Angewohnheiten zurückkehrte. Sie sah mich fragend an.
    »Ich spreche von Fortpflanzung. Wenn du es unter gewissen Gesichtspunkten betrachtest, dann ist das... na ja, irgendwie unsere Pflicht.«
    Ihr Lachen traf mich. Es kam hell und scharf, wie der Stich eines Messers. »Du blöder Idiot«, sagte sie und lachte noch einmal, dabei stellte sie das Gold ihrer Backenzähne zur Schau. »Ich hasse Kinder, war schon immer so – das sind nichts als kleine Ungeheuer, die als Erwachsene dann so verklemmte Scheißpedanten werden wie du.« Sie legte eine Pause ein, grinste und stieß hörbar die Luft aus. »Und übrigens... ich hab mir vor fünfzehn Jahren die Eileiter veröden lassen.«
    Noch am Abend zog sie ins Herrenhaus, die Nachbildung eines maurischen Schlosses in Sevilla, komplett mit Türmchen und Zinnen. Die Möbel und Gemälde darin waren erlesen, das Haus bot über tausend Quadratmeter Platz und war mit Decken aus geschnitztem Holz, farbigen Fliesen, rechteckigen Arkadengängen, einer Loggia und einem Garten im französischen Stil ausgestattet. Und die DuPompiers hatten feinerweise das Haus nicht unbrauchbar gemacht, indem sie so gedankenlos waren, in seinem Inneren zu verscheiden – alle drei, Julius, Eleanor und ihre Tochter Kelly, waren in der Laube hinter dem Haus abgekratzt und hielten nun die weißen Knochenhände auf ewig gefaltet. Ich wünschte Sarai viel Spaß in der Villa. Ganz aufrichtig. Denn inzwischen hätte ich auch nichts dagegen gehabt, wenn sie im Weißen Haus eingezogen wäre, Hauptsache, ich hatte sie nicht mehr am Hals.
    Wochen glitten dahin. Monate. Gelegentlich sah ich das Licht von Sarais Karbidlampe in einem der oberen Fenster von »Mírame« flackern, während sich die Nacht über die Küste legte, doch größtenteils war ich ebenso allein – und ebenso einsam – wie in der Hütte in den Bergen. Die Regenmonate kamen und vergingen. Es wurde Frühling. Überall verwilderten die sich selbst überlassenen Gärten, aus den Rasen wurden Wiesen, aus Obstplantagen Wälder, und ich trug bei Spaziergängen in der Umgebung jetzt immer einen Baseballschläger bei mir, um die angriffslustigen Hunderudel abzuwehren, für die nie wieder saftiges Futter in einem sauberen Napf in der Ecke einer warmen, trockenen Küche auftauchen würde. Und dann eines Nachmittags, als ich gerade einen Supermarkt auf der Suche nach Pasta, Spaghettisauce im Glas und Green-Giant-Spargelspitzen durchstreifte, um mich herum huschende Ratten und der in der Luft hängende Gestank nach mehr als leicht verdorbenen leichtverderblichen

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