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Schluss mit der Umerziehung!

Schluss mit der Umerziehung!

Titel: Schluss mit der Umerziehung! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela A. Erler
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sichtbar sie ihren Radius erweitern, Neues lernen, Sprache und Haltung festigen, sich entfalten wie ein Schmetterling, der aus der Raupe kriecht. Der Effekt der Verwandlung hat sich bei Frauen auch in anderen Zusammenhängen oft gezeigt, etwa in den Tagesmüttervereinen der 1 970 er-Jahre, wo Hausfrauen-Mütter zunächst gemeinsam antraten, um fremde Kinder zu betreuen und nach wenigen Jahren einige von ihnen zu kraftvollen öffentlichen Sprecherinnen geworden waren, die ohne Scheu in Rathäusern und Parlamenten vorsprachen.
    Es gibt allerdings auch Grenzen in diesem Entfaltungsprozess, die es zu erkennen und ehrlich zu benennen gilt. Nicht jede Kollegin ist für eine Führungsaufgabe im Bereich Verwaltung, Kundenbetreuung, Verhandlungsführung, Management usw. geeignet. Das heißt nicht, dass eine Frau eine Rolle nicht übernehmen dürfte, obwohl sie weiß, dass sie diese noch nicht gänzlich ausfüllen kann. Sie muss dann aber selbst erkennen, wo sie Unterstützung und Ergänzung benötigt – und sie muss dies zulassen können.
    Ernenne dich selbst!
    Stellenbeschreibungen existieren in unserem Unternehmen zwar, sind aber eher nur Hilfskonstrukte. In Wirklichkeit werden viele Tätigkeiten den Personen und ihren Talenten angepasst; sie werden längerfristig das tun, was sie gut und gern tun – und wohin ihr Interesse sie führt. Es ist also nicht nur so, dass für eine feste Aufgabe eine Person gesucht wird. Viele Kolleginnen verändern und erweitern ihre Tätigkeiten auch nach ihren eigenen Kompetenzen und Leidenschaften und suchen sich neue Aufgaben. Unser System befördert Talente nicht hauptsächlich von oben, durch gezielte Auswahl, sondern lässt Talente auch von unten und innen genau dorthin wachsen, wohin sie sich zu diesem Zeitpunkt entwickeln möchten – sofern es dafür einen echten Bedarf auf dem Markt oder in der Firma gibt. Eine Kollegin in der Verwaltung etwa übernimmt mit Verve das ungeliebte Thema Arbeitssicherheit und macht daraus mehr als eine lästige Pflichtübung, nämlich ein vorbildlich gestaltetes, internetbasiertes Projekt, das andere Unternehmen mit ihren vergilbten Aktenordnern und verstaubten Aushängen zu diesem Thema weit hinter sich lässt. Eine Kindertagesstättenleitung kann sich auch mit dem Thema »Toy Talk«, englische Früherziehung, in das Netzwerk einbringen oder sich für das Thema Qualitätssicherung engagieren. Aus solchen selbst gesuchten Verantwortungen können sich dann weitere Aufgaben ergeben.
    Auch die Entwicklung ganzer Produktbereiche in unserer Firma folgt nicht nur der Erkenntnis, was der Markt benötigt. Der Markt würde vieles kaufen. Ob wir ein Thema aber wirklich erfolgreich für unsere Kunden anbieten können, hängt auch davon ab, ob sich Mitarbeiterinnen in diese Richtung strecken und zunächst Vorleistungen erbringen, die nicht sofort in vollem Umfang bezahlt werden können. Es braucht dazu also gewissermaßen ein unternehmerisches Investment einzelner Kolleginnen, die darauf ihre Wunschkarriere aufbauen können.
    Im Bereich Mitarbeiterunterstützung durch Lebenslagencoaching, Schuldenberatung und Gesundheitsmanagement, der im Jargon der Personalentwickler EAP heißt (Employee Assistance Programs), haben wir zehn Jahre lang versucht, uns auf dem Markt zu positionieren und dabei mit einigen Unternehmen wichtige Erfahrungen gesammelt. Heute sind wir nun einer der wichtigsten Dienstleister dazu in Deutschland. Es hat sich herumgesprochen: Man kann sich an uns wenden, wenn etwa eine Geiselnahme in einer Filiale stattfindet, ein Mitarbeiter aus dem Fenster springt, ein Mitarbeiterkind bei einem Unfall verstirbt oder eine Führungskraft unter Burn-out leidet – wir helfen professionell die Krise zu bewältigen, wir unterstützen sowohl die Mitarbeiterfamilien als auch die Führungskräfte.
    Die Kolleginnen, die dieses Feld für uns in letzter Zeit mit so großem Erfolg etabliert haben, waren in unserem Kosmos lange als kleinere Sterne am Firmament positioniert. Zwei davon haben kleine Kinder. Eine war längere Zeit meine Assistentin; sie nahm sich dann eine Auszeit, um ein Stipendium als Künstlerin zu nutzen. Danach eine Kinderpause. Kehrte zurück, besann sich auf ihre Qualifikation als Diplom-Psychologin und meldete nun ihren Wunsch an, diesen noch immer schwächelnden Bereich systematisch bei Unternehmen zu

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