Schmerzlos: Thriller (German Edition)
nach hinten, dann wirbelte sie herum und stürzte zur Tür.
Die Projektile des Tasers trafen sie zwischen den Schulterblättern. Der Elektroschock ließ sie sofort in die Knie gehen. Kelly prallte hart mit dem Gesicht auf den Boden und lag dann mit gespreizten Armen und Beinen da. Sie zitterte unkontrolliert. Speichel rann ihr aus dem Mund auf die kühle Fliese unter ihrer Wange.
Die Fremde ging zum Messerblock, und kurz darauf hallte ein metallisches Geräusch durch die Küche. Die Frau hatte das Tranchiermesser herausgezogen. Kelly spürte, wie ihr Rock nass und warm wurde, als sich ihre Blase entleerte.
Die Stiefel der Fremden kamen näher. Kelly wurde wie ein Stück Fleisch auf den Rücken gedreht. Das Licht der Küchenlampe ließ das Messer aufblitzen. Vor der Tür draußen klimperte das Windspiel.
Als die Fremde sich vorbeugte, fielen Erkennungsmarken aus ihrer Uniformbluse. An der Kette mit den Marken hing auch ein grobes Stück Metall. Das stammte eindeutig nicht von der Navy. Neben dem Schlüsselbein konnte Kelly eine gezackte Narbe erkennen. Als wäre die Fremde irgendwann von einem Tier angefallen worden.
»Wenn du nicht drüber reden willst, müssen wir es eben anders machen. Mal sehen, ob du es wenigstens spüren kannst.«
Sie legte das Messer weg, packte Kellys Handgelenk und schleifte sie umstandslos zum Kühlschrank. Ihr Griff war wie ein Schraubstock. Sie langte nach der Rolle Klebeband, wickelte es ein paarmal um Kellys Handgelenke und band sie dann am Griff der Kühlschranktür fest.
Kellys Zuckungen ließen jetzt nach und wurden von einem heftigen Kribbeln abgelöst. Sie hatte das Gefühl, dass sie ihre Muskeln langsam wieder unter Kontrolle bekam, doch als sie das Bein bewegen wollte, versagte es ihr den Dienst, als wäre sie ein Frosch im Biologieunterricht, dem man eine Elektrode in den Leib gerammt hatte. Sie hörte, wie die Frau Schränke aufmachte und Gegenstände herausnahm, und drehte mühsam den Kopf in ihre Richtung.
Die Fremde hielt eine Flasche Abflussreiniger in der Hand. Dort, wo Kelly hingefallen war, kippte sie etwas von dem Pulver auf den feuchten Urinfleck. Es zischte und brodelte, und in der Luft lag plötzlich ein beißender Geruch nach Natronlauge und Ammoniak.
Dann griff sie nach dem Tranchiermesser, kniete sich vor Kelly nieder und schob ihr den Rock so weit nach oben, dass die stämmigen Oberschenkel freilagen. Sie drückte die gezackte Klinge des Messers auf die Innenseite von Kellys Oberschenkel und hielt die Flasche schräg darüber.
»Wir fangen noch mal von vorn an. Sag Bescheid, wenn’s wehtut.«
2. Kapitel
Der Wind blies mir direkt entgegen. Ich stand auf dem Parkplatz und hielt mir die Hand vor die Augen, um von der untergehenden Sonne nicht geblendet zu werden. Die Hitze war wie eine Wand vor meinem Gesicht.
»Das war keine gute Idee. Lass uns wieder gehen«, sagte ich.
Auf dem Highway donnerte ein Sattelschlepper an uns vorbei. Hinter uns wirbelte Staub in die Luft und wehte über den Stacheldraht an der Grenze zum Navy-Stützpunkt.
Jesse starrte mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Bist du verrückt geworden? Du kannst jetzt nicht kneifen.«
Ich spähte über das Dach des Mustang, der vor dem kleinen Einkaufszentrum geparkt war. »Wenn ich verrückt geworden wäre, würde ich jetzt da reingehen. Aber ich bin nicht verrückt. Und deshalb verschwinden wir jetzt wieder.«
Er nahm seine Sonnenbrille ab. »Moment mal. Soll das etwa heißen, Evan Delaney kneift vor dem Klassentreffen ihrer Highschool?«
Auf der Einladung stand Das Klassentreffen findet im angesagtesten Nachtklub von China Lake statt. Der Klub lag zwischen einem Sexshop und einem Schrottplatz. Dahinter erstreckte sich kilometerweit das Nichts: Das Waffentestzentrum der Navy, wo Luftspiegelungen über dem Wüstenboden flimmerten und der Horizont in die Berge überging, violett und rot unter einem endlosen Himmel.
Über der Tür des Klubs flatterte ein großes Banner im Wind . 15. KLASSENTREFFEN BASSETT HIGHSCHOOL – HERZLICH WILLKOMMEN! Musik drang durch die Fenster. Ich konnte die Menschenmenge im Innern sehen.
»Das ist eine Falle«, sagte ich.
Ich reichte Jesse die Einladung, in der was von Partykleidung stand. In der Mojave-Wüste bedeutete das, dass man auch barfuß gehen konnte. Aber die Leute, die das Klassentreffen organisiert hatten, hatten gelogen.
»Die haben sich aufgedonnert wie Filmstars. Gerade hab ich irgendwelche Pailletten gesehen.«
»Oh,
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