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Schmerzspuren

Titel: Schmerzspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Papa fährt allein.«
    »Ich würde wahrscheinlich verhungern in den zwei Tagen. Und stell dir vor, ich würde nachts wach und müsste pinkeln. Ich würde doch niemals allein das Klo finden. Und die schwere Kühlschranktür bekomme ich nie im Leben allein auf. Ich müsste Wasser aus der Toilette trinken.«

    Sie gucken mich irritiert an.
    »Mama! Jetzt überleg doch mal. Ich bin vormittags eh in der Schule, am Nachmittag proben wir, am Freitag bin ich auch in der Schule. Damit ich am Donnerstag nicht verhungere, könntet ihr mir einen Zehner für die Pizzeria dalassen und mich am Freitagabend aus lauter schlechtem Gewissen zum Griechen einladen. Wo ist das Problem? Ich bin doch keine fünf mehr.«
    Sie gucken sich verwirrt an.
    »Wenn ihr allerdings auf die abwegige Idee kommen solltet, dass Oma hier schläft, alarmiere ich das Jugendamt. Kein Witz. Da fahre ich lieber mit und bleibe die ganze Zeit im Kofferraum.«
    Jetzt müssen sie selber lachen. Eigentlich sollte ich echt beleidigt sein, dass sie denken, mich wie ein kleines Baby nicht allein lassen zu können.
    Meine Ma geht sofort zum Telefon, um ihre alte Studienfreundin anzurufen. Und ich gehe sofort in mein Zimmer und zücke mein Handy.
    »Donnerstag nach der Probe Party bei mir. Sturmfreie Bude«, simse ich der Band.
     
    Lea hat ihren Eltern wohl erzählt, dass sie heute länger als sonst babysitten müsse, aber nach Hause gebracht werde. Tom und Benny haben behauptet, meine Eltern hätten sie eingeladen und würden sie mit dem Taxi nach Hause kutschieren lassen, Max braucht offenbar keine Ausrede. Auf jeden Fall muss keiner vor zehn zu Hause sein. Geil. Nach der Probe haben wir alle wie immer Kohldampf. Die Jungs verlangen Gyros und Pommes. Aber Lea verbietet das. Von
dem Gestank würde ihr schlecht, und wenn wir eh zu mir gingen, könnten wir ja auch was kochen. Darauf erntet sie vierstimmiges Gelächter.
    »Was kannst du denn kochen? Von heißem Wasser werden wir nicht satt«, spottet Max. Ich geh dazwischen.
    »Unsere Küche ist zurzeit Sperrgebiet. Da kann niemand was kochen.«
    Wir beschließen zu grillen. Lea ist zufrieden. Sie darf zumindest einen Salat schnippeln. Mit der Kohle, die meine Eltern mir dagelassen haben, kaufen wir Steaks und einen kleinen Eimer Kartoffelsalat. Den haben wir allerdings schon leer gefuttert, als endlich die Kohle glüht. Die Steaks sind zwar innen noch etwas blutig, aber das ignorieren wir. Brav essen wir auch noch ein paar Gabeln von Leas Rohkostzeug. Ich muss kurz an meinen Geburtstag denken. Da haben wir auch gegrillt. Damals dachte ich, ich bin glücklich. So ein Quatsch. Das jetzt fühlt sich richtig an.
    »Jetzt hätte ich Bock auf eine kleine Session«, sagt Benny irgendwann.
    »Kein Problem«, sage ich. Die Anlage von meinem Vater gibt echt was her. Ich drehe richtig auf und beginne mit Luftschlagzeug. Die andern steigen ein. Wir sind mit Abstand die beste Luft-Band der Welt. Lea und Max halten ihre imaginären Mikros vor den Mund. Ich habe eine Live-CD eingelegt. Der Applaus tut richtig gut.
    Den ganzen Abend hatte ich ein bisschen Panik vor dem Moment. Max läutet ihn ein.
    »Geiler Pool. Sollen wir nicht noch ein Runde abtauchen?«
    Was soll ich jetzt tun? Früher hätten meine Freunde und
ich alle Klamotten ausgezogen und wären ins Wasser gesprungen. Mit Arschbomben wahrscheinlich. Früher. Da wäre Philipp dabei gewesen. Jetzt ist Lea dabei. Und jetzt habe ich zwei Arme, die ich selber nicht anschauen kann. Nach dem Abend, als mich die Typen aus meiner SkaterHalle vertrieben haben, erst recht nicht. Ich wusste schon auf dem Weg nach Hause, was ich tun würde. Was ich tun musste. Ich hatte die Klinge hart angesetzt. Hatte tief geritzt. Hatte mich gespürt und meine Wut und hatte neu angesetzt. Mit der linken Hand bin ich nicht gut. Es tat sehr weh, ehe es sehr gut tat.
    Max hat schon seine Hose aus. Ich bin wie festgefroren. Seelenruhig zieht er sich bis auf die Boxershorts aus und klettert in das Becken.
    »Was ist los mit euch?«
    Tom steht abrupt auf, reißt sich quasi die Sachen runter, wird bei den Socken richtig hektisch und ist als Nächster im Wasser. Benny guckt mich panisch an. Offenbar hat er keine Shorts an. Ich stehe auf, gehe nach oben, ziehe mir selber eine Badehose an, lasse das Sweatshirt am Körper, schnappe mir eine Badehose für Benny und suche einen Bikini von meiner Ma.
    Lea, die die ganze Zeit fast teilnahmslos auf dem Stuhl gesessen hat, dreht ihn in den Händen.
    »Den verliere ich

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