Schmetterball
Anspielung auf Linhs Würgegriff nicht verstanden hatte.
»Ich geh schon mal zum Schiedsrichter und sag Bescheid,« sagte Michael. »Kommt ihr mit?«
Natürlich kamen alle mit.
Und zum Glück mussten sie diesmal keinen Trick anwenden, um den Spielbereich betreten zu können,denn der Ordner schien zurzeit von seiner Aufgabe als Türsteher zu pausieren.
Gerade wollte der Schiedsrichter das Finale eröffnen und über Lautsprecher den Beginn ankündigen lassen, als die Fünf Asse
und Moritz auf ihn zuliefen.
»Moment noch!«, rief Michael.
Kevin drehte sich erstaunt um. Er ahnte, dass irgendetwas schiefgelaufen war. Auch der Schiedsrichter fragte erstaunt, was
hier vor sich ginge. Doch Lennart zeigte nur seinen verletzten Arm und winkte mit dem gesunden den Schiedsrichter zur Turnierleitung,
wo die anderen sich schon aufgebaut hatten, um ihre Geschichte zu erzählen.
Im Publikum gellte nun ein lautes Pfeifkonzert durch die Halle. Das Finale sollte endlich beginnen. Doch darauf konnte in
diesem Moment niemand Rücksicht nehmen.
»Wir haben auch Fotos von den Erpressern hier auf der Karte«, sagte Jabali und übergab die Kamera, nachdem sie alles erzählt
hatten.
»Und sogar ein Bild von der Geldübergabe!«, ergänzte Linh ein bisschen stolz auf ihre Kamera-Aktion. Dann legte sie noch den
Wettzettel vor: »Hier stehen die Wettpartner und Wettbeträge fein säuberlich drauf!«
»Unglaublich!«, sagte der Turnierleiter und schüttelte fassungslos den Kopf. Er wählte eine Nummer und bekam sofort Anschluss:
»Ich spreche mit der Polizei?«
Die fünf waren erleichtert und froh. Denn mit diesen Beweisen mussten alle Ergebnisse des Turniers annulliert werden und Lennart
würde eine echte Chance auf die Stadtmeisterschaft bekommen, wenn das Turnier wiederholt wurde. So dachten sie sich das jedenfalls.
Doch so einfach war es nicht.
»Was mache ich denn jetzt?«, fragte sich der Turnierleiter verzweifelt.
»Ist doch klar«, fand Jabali. »Das Turnier wird wiederholt!«
»Weißt du, was das kostet und welchen organisatorischen Aufwand das bedeutet? Das ist unmöglich«, erklärte der Turnierleiter.
»Aber Kevin muss doch disqualifiziert werden?!«, forderte Michael.
»Oder soll er jetzt etwa immer noch im Finale spielen?«, schnaubte Ilka vor Wut.
»Nein, nein!«, wiegelte der Turnierleiter ab. »Aber ich kann doch auch das Finale nicht einfach absagen. Die Halle ist voll!«
»Wieso absagen?«, fragte Lennart. »Das Finale findet statt!«
Seine vier Freunde staunten ihn an. Ob er noch unter den Nachwirkungen des Überfalls litt und die Dinge deswegen durcheinanderbrachte?
Auch der Turnierleiter wusste nicht so recht, wie er das jetzt zu verstehen hatte.
»Ich spiele!«, entschied Lennart. Alle glaubten, dass Lennart seine neue Situation als Verletzter noch nicht in vollem Umfang
erfasst hatte und noch etwas benebelt war.
Aber Lennart wiederholte: »Doch, doch, ich spiele!« Er blickte nur in offene Münder, von denen keiner in der Lage war, einen
Ton hervorzubringen.
Linh fand als Erste ihre Sprache wieder und wollte behutsam versuchen, Lennart auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen:
»Aber wie willst du denn . . .?«
Lennart schmunzelte. »Du hast mir mal erzählt, dass manche Judokämpfer sich im Training die Augen verbinden lassen, um ihre
anderen Sinne zu schulen und die Kraft des Gegners besser zu spüren.«
Linh nickte. Sie erinnerte sich, Lennart davon erzählt zu haben. Aber was hatte das . . .?
Lennart hob seinen bandagierten rechten Arm. »Das sind meine verbundenen Augen«, grinste er. »Und das . . .«, er hob seinen
gesunden linken Arm, ». . . sind meine anderen Sinne.«
»Du willst mit links spielen?«, fragte Jabali sicherheitshalber noch mal nach.
Lennart nickte.
»Aber mit links hast du gegen Robert keine Chance!«
»Eine größere, als wenn ich gar nicht antrete«, antwortete Lennart. »Wer nicht kämpft, hat schon verloren.«
»Der Spruch könnte glatt von Linh sein«, lachte Michael.
»Das schaffst du«, klopfte ihm Ilka anerkennend auf die – heile – Schulter. »Das schaffst du mit links!«
Der Hallensprecher verkündete nun endlich den Beginn des Finales und das Publikum begrüßte Lennart mit tosendem Beifall. Sogar
Robert klopfte ihm anerkennend auf die linke Schulter.
Die Zuschauer staunten, wie gut Lennart trotz seines Handicaps spielte. Nicht einmal seine besten vier Freunde hatten bis
zu diesem Augenblick gewusst, wie hervorragend
Weitere Kostenlose Bücher