Schmetterball
weitere Einzelaktionen verhindern. »Ja, aber Moment. Wir müssen uns klug aufteilen.«
»Wieso aufteilen?«, fragte Michael nervös. »Wir müssen zu Lennart in die Garderobe. Vielleicht ist ihm schon etwas zugestoßen!«
Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er schon längst dort.
»Einer muss Kevin im Auge behalten!«, erklärte Ilka. »Machst du das, Jabali? Wenn er was mit der Sache zu tun hat, dann wird
er Kontakt zu seinen Komplizen aufnehmen oder die zu ihm.«
Jabali nickte und schaute sich sofort um, ob er Kevin irgendwo entdeckte.
»Einer sollte sich vor der Halle postieren«, schlugIlka weiter vor. »Vielleicht tut sich dort etwas Verräterisches und wir bekommen endlich den wirklichen Grund für die Erpressung
heraus.«
»Das ist mein Job. Das übernehme ich!«, sagte Michael und wollte schon los.
»Moment noch!« Ilka hielt ihn wieder an der Jacke fest. »Wir brauchen noch jemanden, der um Lennart herum beobachtet, was
sich tut. Machst du das, Linh? Dann gehe ich direkt zu Lennart und schaue, was los ist.«
Linh nickte ebenfalls. »Einverstanden. Treffpunkt bleibt der Vorraum am Halleneingang.«
»Okay!«, sagten sie fast gleichzeitig.
Verdächtige
Ilka ließ Michaels Jacke los, sodass er endlich aufbrechen konnte. Er schlug sich wieder und wieder gegen die Stirn. Und dazu
schüttelte er den Kopf. Er konnte es sich immer noch nicht verzeihen, dass sie nicht an die Umkleiden gedacht hatten. »Einfach
vergessen«, schimpfte er leise vor sich hin.
Jabali hatte inzwischen Kevin ausfindig gemacht und bewegte sich unauffällig in dessen Nähe. Kevin stand immer noch am Eingang
zum Halleninneren. Es schien, als wartete er dort auf jemanden. Versuchte er Kontakt mit seinen Komplizen aufzunehmen? Wenn
ja, würde Jabali es auf keinen Fall übersehen. Auch er machte sich Vorwürfe, dass sie die Umkleide vergessen hatten. Gestern
noch hatte er Lennart fürsorglich am Tisch abgeholt und bis nach Hause begleitet. Und heute waren sie so nachlässig gewesen.
Noch immer wusste Jabali nicht, ob und was mit Lennart geschehen war. Er hoffte, dassalle Sorgen, die er sich machte, unbegründet waren und sich alles gleich ganz einfach auflöste.
Ilka ging zu den Umkleiden, um nach Lennart zu sehen. Linh begleitete sie bis zum Eingang. Sie plagten schlimme Schuldgefühle.
Schließlich hatten sie Lennart immer wieder beruhigt und ihm Unterstützung und Hilfe zugesagt. Aber im entscheidenden Moment
hatten sie ihn alleingelassen.
Ilka lief, wie besprochen, weiter. Die Tür zu den Umkleiden stand offen. Linh blieb davor stehen und beobachtete jede Kleinigkeit.
Ihr sollte nicht noch ein Fehler passieren. Nichts durfte ihr entgehen. Jeden schaute sie misstrauisch an und prüfte, was
der gerade machte. Ein Junge ging fast neben ihr in die Hocke und band sich die Schuhe. Oder tat er nur so? Eine Dreiergruppe,
zwei Jungs und ein Mädchen, flüsterten sich wechselseitig was ins Ohr und lachten jedes Mal laut auf. Machten sie sich über
Lennart lustig? Ob Mädchen auch bei solchen Gemeinheiten mitmachen?
Mit ihrem misstrauischen Blick kamen ihr plötzlich alle verdächtig vor. Dabei suchten sie in der Zuschauermenge nur zwei,
drei, aber bestimmt nicht mehr als vier Typen, die mit Gewalt versuchten,Lennart von einem ehrlichen Turniersieg abzubringen.
Sie entdeckte einen circa 16 Jahre alten Jungen. Ohne ersichtlichen Grund stand er vor den Toiletten und schaute sich um. Was hatte der dort zu suchen?
Schob er Wache und sollte er wie sie die Lage im Auge behalten? Hatte er sie auch schon entdeckt und dachte das Gleiche über
sie? Linh überlegte. Wie konnte sie das bloß rauskriegen? Nicht noch einen Fehler machen, dachte sie immer wieder. Nicht noch
einen! Aber sie wusste, aus Furcht vor Fehlern nichts zu tun, war manchmal der größte Fehler. Ein Mädchen kam aus der Damentoilette.
Der Junge legte seinen Arm liebevoll um ihre Schultern und beide gingen gut gelaunt Richtung Tribüne. Ein Liebespaar! Sie
hatte ein Liebespaar verdächtigt! Linh zweifelte, ob es möglich wäre, ohne nähere Personenbeschreibungen die wahren Erpresser
aufzuspüren. Trotzdem wollte sie ihre Augen und Ohren weiter offenhalten.
Zwei ältere Jungs liefen ganz nah an ihr vorbei, der eine groß und hager, der andere ziemlich bullig. Sie wichen keinen Millimeter
von ihrem Weg ab und schienen Linh gar nicht wahrzunehmen. DerBullige wedelte mit einem Stück Papier vor dem Gesicht des Hageren herum.
Linh
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