Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)
Chester Long, unterwegs, begleitet von seinem »jungen«
Schmetterling Darfo. Niemand anderes als Wansul, der senile Schmetterling von
Jens Taime, leitet Cassandra auf ihrer Flucht vor den Troopers durch das System
und führt sie mit Chester zusammen. Gemeinsam können sie die
Verteidigungsanlage aktivieren. Sebastian tötet den obersten Magistraten der
Union von Sadasch, Lord Vanduld. Bereits hier überkommt den Chronisten der
Erde, Stephanus, leichtes Misstrauen – was Wansul betrifft. Der alte
Schmetterling hat seine Finger heimlich in mehreren Geschichten drin.
3.
S tephanus war
traurig. Die Geschichte hatte sich verändert… wie er befürchtet hatte. Der
Grund, warum die Ritter erwacht waren, war nun Realität. Wirklichkeit auf der Erde.
Als die ersten Schmetterlinge ihre Tagesgeschichten, nach der Eingliederung der
Erde in das System der Union, berichtet hatten, musste Stephanus weinen. Er
hatte noch solange abgewartet, bis auch der Letzte an dem Tag das Geschehene
erzählt hatte.
Dann hatte er seine Feder beiseite gelegt und sich in seine hinteren Räume
zurückgezogen. Dort standen all die Geschichten. All die Erinnerungen an
vergangene Zeiten.
Schon immer konnten Menschen nicht in Frieden miteinander leben.
Aber
in seinen Büchern stand noch so viel mehr. Er schrieb über Liebe, über
Entwicklungen, über Laster und Sorgen. Er schrieb über Hoffnungen, die sich
erfüllten - oder zerplatzen. Er schrieb über Familien. Er schrieb über Gut und
Böse in all seinen Erscheinungsformen.
Stephanus liefen langsam Tränen über die Wangen, bis sie sein Kinn erreichten
und auf den Boden fielen.
Seine Bücher beinhalteten halt auch die Geschichten über Krieg und Frieden.
Die Union war mit solch einer Grausamkeit, mit solch einer Härte über die
Menschheit gefallen, dass sogar die Farben der Schmetterlinge blasser geworden
zu sein schienen.
Immer noch standen sie Tag für Tag vor seinem Schreibtisch und erzählten ihre
Geschichten. Doch längst waren sie nicht mehr so fröhlich, wie sie einst waren.
Sie erzählten die abscheulichsten Dinge, die Lebewesen sich gegenseitig antun
konnten. Und das aus diesen unschuldigen, eigentlich lebensfrohen Mündern, die
er liebte.
Stephanus wischte sich mit der rechten Hand an beiden Wangen das Nass herunter.
Aber es gab noch Hoffnung.
Schon
früher hatten die Ritter Problemen gegenüber gestanden, die in ihrer damaligen
Gegenwart schier unlösbar waren. Doch am Ende hatten sie es geschafft. Der
Preis war hoch gewesen.
Ritter lebten am meisten von Hoffnungen und Sehnsüchten. Sie waren der
Inbegriff des Lebensantriebes. Denn wenn Menschen nichts mehr vom Leben zu
erwarten hatten, keine Zukunft, keine Perspektive, dann ließ auch der Wille zum
Fortleben nach.
Aber
hier wirkten die Schmetterlinge mit ihrer unbewussten Energie. Sie ließen es
nicht zu, dass Ohnmacht und Resignation über das Leben herrschten. Mit ihren
traurigen Geschichten erfüllten sie zwar ihre Pflicht im Dienst an den
Chronisten, aber er spürte, dass sie aktiv in das Geschehen eingriffen.
Ja, er hoffte und er wünschte es gar.
Denn
egal, wo sich die Schmetterlinge vereint mit ihren Rittern von der Erde
aufhielten, egal, in welcher Galaxie sie gegen das Böse kämpften, sie kamen
immer wieder zu ihm.
Und das erfüllte ihn mit einem unsterblichen Stolz, mit einer unsterblichen
Liebe.
Denn er war Stephanus, der Chronist der Erde.
******
4. Prolog
L ange schweifte sein Blick in die Ferne. Stolz war
eines der Gefühle, das er mit dem Tal seiner Sippe verband. Schnee lag gut zwei
Meter hoch über einfach allem. Die Schornsteine spien ihre weißen Wolken in die
Luft und sorgten über den Dächern ihrer Häuser für ein warmes, friedliches
Bild. Der Fluss, der sich durch die Mitte schlängelte, hatte seiner Rasse das
Leben geschenkt. Und sie hatten dann dieses Tal und alle anderen Täler mit
ihren Städten und Dörfern geschaffen. Der Sage nach waren ihre Vorfahren aus
diesem Fluss hervorgestiegen, um diesen Planeten zu besiedeln, ihn zu nutzen
und um von hier aus in die Weiten des Universums zu reisen, der Erkenntnis und
der Suche nach Wissen willen - aber auch um zu herrschen.
Das
Wasser hatte ihnen das Leben geschenkt. Wasser war der Grund eines jeden
Lebens. Und sie hatten sehr viel davon. Sie waren die edelste Rasse, die je ein
Planet hervorgebracht hat. Das wussten sie.
Das
fröhliche und unschuldig erklingende
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