Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
los? Sein
Unterbewusstsein schien mit dem Schrecken nicht umgehen zu können, der hier in
den Straßen lauerte.
Dann
– plötzlich... verdunkelte sich alles.
»Hilfe!«,
riefen seine Gedanken, er packte mit der einen Hand nach vorne zum Beifahrer
auf die Schulter. Der Mann war stocksteif, seine Hand ruhte auf seiner
gezogenen Steamkiller, einem Mini-Vindikator. Er konnte millimetergroße
Giftnadeln verschießen, 40 in der Sekunde, die sogar leichte Brustpanzerungen
durchschlugen. Die Opfer erstarrten in Sekundenschnelle, dann trat ein
Herzstillstand ein – sie waren in weniger als vier Sekunden tot. Ein Magazin
packte eine halbe Million Nadeln.
Langsam
drehte sich der Mann nach hinten um, so, als wolle er niemandes Aufmerksamkeit
zu diesem Jeep lenken. Der Heiler hatte immer noch seine Augen geschlossen, und
es schien, als würde er einem imaginären Gesprächspartner zunicken. Dann begann
er etwas zu murmeln. Erst leise, dann lauter.
»Bruder,
wir sind hier. Spürst du mich?«
Alejandro
schaute gefesselt drein. War das ein Ritter? Das war ein Ritter! Sein Herz
sprang, sprang, sprang. Aber wo war sein Schmetterling? Ritter hatten immer
ihre Schmetterlinge dabei – vor allem, wenn sie in Schlachten steckten. Dann
ließen sie diese fliegenden Helden niemals im Stich. Aber wo war seiner? Und
warum hatten die anderen so offensichtlich Angst? Die beiden normalen Soldaten
vorne?
Spinner,
schalt er sich selber. Du hast doch auch Angst. Sie sind auch nur zwei
Menschen. Und du siehst ja auch zum ersten Mal einen leibhaftigen Ritter – wenn
er denn einer ist.
Und
dass er einer war, das zeigte sich schnell: Blau leuchteten seine Augen, als er
diese wieder öffnete.
»Nela«,
flutschte es Alejandro sofort aus dem Mund, die Dunkelheit, die Kälte, die sich
ankündigende Gefahr einfach vergessend. Sein Leben hatte nur einen Sinn – Nela.
»Steigt
aus«, flüsterte der Heiler. Dann griff er nach vorne, hob die braune Kutte hoch
und schlüpfte hinein. Ja, pochte es in Alejandros Herz.
Der
Mann war ein Ritter!!!
Er
hatte die blaue Rose gesehen. Magisch leuchtete sie auf seiner Brust.
»Raus…
und an die Wand schnell! Das hier liegt nicht in unserer Macht«, holte er Alejandro
in die Wirklichkeit der Angst zurück.
Irgendwas
war hier, irgendwas sehr Schlimmes!
Wortlos
hörten der Beifahrer und Alejandro auf ihn und folgten seinem Befehl.
Der
Fahrer hingegen war von seiner eigenen Furcht ergriffen – und wollte weg. Mit
aller Gewalt versuchte er, den Jeep zu starten. Aber, was vor einer Minute noch
funktionierte, war wie tot.
Hektisch
schaute er sich um und sah die drei Männer an der Wand des grauen Holzhauses
stehen. Er hatte gerade den Fuß aus dem Wagen gesetzt... da geschah es.
Die
widerwärtige Kreatur schaute wie ein neugieriges Kind um die Ecke. Eine Hand
hielt sich an der Eckmauer fest, sein Kopf blickte interessiert schräg drein.
Dieses
»Etwas« war ein Geschöpf der Hölle.
Deformiert,
sabbernd, mit rot glühenden Augen wie ein Androide von Cuberatio – nur noch
viel abscheulicher.
Leicht
hinkend, aber erfreut, setzte es seine Klauen in Bewegung und hüpfte dann, fast
wie vom Wahnsinn befallen, hervor. Auf einem dünnen Hals folgte ein muskulöser
Oberkörper, dessen Haut gerissen zu sein schien und dessen nackte Muskulatur
offen lag. Er musste annährend drei Meter groß sein. Der Fahrer war zur
Salzsäule erstarrt.
Der
Einzige, der die Kontrolle über seinen Verstand nicht zu verlieren schien, war der
Heiler. Faszinierenderweise nahm das Monster nicht wahr, oder nur leicht, wie
der Ritter die beiden Männer die Wand lang schob und dann durch die Türe hinein
drückte.
Kurz
hatte es den Anschein, dass das Höllenvieh sich entscheiden musste, ob es seinen
Hunger mit dreien oder nur mit einem stillen wollte.
Die
Männer nahmen ihm die Entscheidung ab – sie waren aus seiner Sicht
verschwunden.
Kurz
bewegte es seinen Kopf nach links, dann nach rechts und sog die Luft durch
seine Nüstern laut ein. Er konnte sie immer noch riechen. Für ihn waren sie
nicht weg – aber erst kam die Vorspeise.
Der
Überlebensinstinkt des Fahrers hatte derweilen die Kontrolle über seinen Körper
übernommen und ließ seine Hände an seinem Waffenhalfter rumfummeln.
Doch
der Knopf zum Öffnen hatte sich verhakt, er bekam ihn nicht auf.
»Mist,
Mist, Mist«, fluchte der Soldat panisch. Doch dann machte es »Klack«,… und er
hatte die Klappe einfach
Weitere Kostenlose Bücher