Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
der General stumm aus seiner
Position und bewegte sich ihnen zwei, drei Gänge entgegen.
Zwei
Nila-Wachen gingen dem Ärzteteam voraus. Der General stoppte sie in einem
entlegenen Winkel. In ihren roten Uniformen nahmen sie Haltung an, und auch der
Arzt salutierte… das Letzte, was sie in ihrem Leben machten. Der Strom fiel mit
einem Mal in diesem Bereich aus, eisige Kälte senkte sich in den Gang.
Eiskristalle bildeten sich an den Wänden…
…Als
der Strom wieder funktionierte, die heimlichen Augen der Nilas wieder sehen
konnten, war der General verschwunden…und die Sicherheitseinheit war nur noch
eine breiige, dampfende Masse, die den Marmorboden verätzte…
…»Sir,
ich darf mich dann von ihnen verabschieden«, konnte hingegen noch ein anderer
Nila-Offizier sprechen – noch. Mit einem Schrecken nahm er wahr, wie Elbono ihn
in einen Eckbereich dieses kleinen Saals drängte… und ihn mit seinem schwarzen
Zeigefinger gegen die Wand presste. Mit aufgerissenen Augen sah er, was hier
vor sich ging. Er wollte schreien, seine Zunge bewegte sich auch… aber sein
Atem, seine Worte… verwandelten sich vor ihm… in Eiswolken, in Schnee, der zu
Boden rieselte.
Der
Offizier merkte, wie sich das Leben aus ihm entfernte… und ihn gleichzeitig
etwas anderes erfüllte.
Er
konnte nicht sehen, wie aus dem Zeigefinger von Elbono ein schwarzer
Fingernagel wuchs, immer länger und länger und sich erst durch seine Uniform
presste, dann durch seine Haut und… dann sein Herz durchstieß… und hinten
wieder herauskam.
»Sei
dankbar!«, hauchte eine tiefe Stimme aus dem Mund von Elbono, so voller Hass,
so voller Wut, so… böse. »Du darfst mein Sklave sein.«…
…Doch
die beiden wurden abrupt unterbrochen…
»Ist
hier der berühmteste Mann des Universums?«, züngelte eine weibliche Stimme am
Eingang des Saals.
Der
Mann im feinen Abendanzug kam aus der Dunkelheit hervor und ließ sein Opfer
zurück. Aus dessen Herzen sprießen kleine schwarze Linien empor, die sich über
den gesamten Körper zogen. Die Dirne sah ihn nicht, ihre Augen waren auf den
Mann gerichtet… dessen Kopf so eigenartig schwarz war.
Etwas
verwundert, leicht irritiert, betrachtete sie einen der berühmtesten Männer des
Universums: Dr. Sandokan Elbono.
Wenn
die Nilas ihn in solch einer Verfassung hierher gelassen hatten, dann war das
wahrscheinlich auch in Ordnung so.
Und
dann brachte sich Hondura Liondark in Stellung.
Sie
würde ihn bekommen, sie würde ihn verführen. Genau, wie sie es schon mit
Claudius Brutus Drachus gemacht hatte – und später auch wieder machen würde.
Der
Doktor war nur ein geiler Appetithappen.
Nachher
war der mächtigste Mann des Universums dran…
******
45.
D er Wagen schoss, eine Staubwolke aufwirbelnd, aus dem
Wohngebiet heraus, direkt an dem Schmetterlingstross mit Frau Feuerstiel vorbei.
All die Panzer aus dem Krieg, die Massen von Fahrzeugen hatten den Asphalt
pulverisiert. Empört zeigten einige der kleinen Racker dem Fahrer einen Vogel,
manche mussten sogar husten. Nicht wenige meinten sogar, Ben Berliner erkannt
zu haben. Der Politiker aus dem Erdenrat, der Geld für den Einsatz der
Erdenarmee gefordert und darauf gepocht hatte, dass man ihnen die neusten
Technologien aus dem Universum zukommen lassen sollte. So waren es nachher
schon viele Schmetterlinge, die meinten, Ben Berliner gesehen zu haben und direkt
anfingen, zu knurren. Doch der Mutter von Sebastian Feuerstiel schien das
nichts auszumachen. Sie war da. Endlich. Ihr Heim, ihr Zuhause. Allerdings
durch die Staubwolke nicht sonderlich erkennbar – sowie der Großteil der
Siedlung. Aber der Ausgangspunkt schien direkt von ihrem Haus, oder das, was
davon noch übrig war, auszugehen. Als Schmetterlingskriegerin Sonja das
erkannte, blickten sie in dem Moment zwei Schmetterlinge aus der Vorhut fragend
an. Sollen wir hinterher? Sofort nickte sie ihnen zu.
Verfolgen!
Das war alles andere als normal! Ihr müsst herausbekommen, was er, Ben Berliner,
hier wollte!
Unbemerkt
ließen sich die beiden Schmetterlinge fallen und nahmen die Verfolgung des
Wagens auf. Doch kaum fummelte Johnny an dem Knopf für die Geschwindigkeit des
Flightcruisers rum, da stöhnte Monika Feuerstiel mit einem Mal auf.
»Ahhhuuuuh.«
Sie
fasste sich an den Bauch und zog dabei ein schmerzverzerrtes Gesicht. Das Kind
in ihrem Leib schien eine kleine leuchtende Sonne zu sein.
»Was
ist?«, wollte Sonja wissen und ließ das
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