Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
mussten, draußen würde ein
Schlachtfest veranstaltet werden. Knackende Knochen, spritzendes Blut – alles
schien durch die Steinwände, auch von außerhalb, eins zu eins nach hier drinnen
getragen zu werden. Es dauerte nicht lange, da ergriff der Ekel auch schon den
ersten Nila. Er stand an der Haupttüre des Palastes. Er kämpfte so lange mit
sich, bis er nicht mehr konnte und er sich übergab. »Hilf mir, die verdammte
Türe zu bewegen«, zischte Fallover den anderen Lord an
»Du
willst doch auch leben? Oder etwa nicht?«
Seine
Augen konnte er nicht sehen, seine Haltung hingegen schon. Anstatt dass sich
der Lord vor Furcht mit an der Rettung ihrer beider Leben beteiligte, richtete
er sich auf. Gebückt presste und drückte der Berater an der Türe – aber
irgendwas klemmte. Sein Körper passte so nicht durch. Als er merkte, dass die
Unterstützung ausblieb, drehte er sich um und schaute nach oben zu dem Gesicht.
Unheimlich ruhig meldete sich der Lord nun mit einer Stimme, die selber Wasser
zu Eis verwandeln konnte.
»Meinst
du, Claudius Brutus Drachus ist entgangen, was du hinter seinem Rücken gemacht
hast... und machst?«
Stille.
Lord
Phillipe Fallover konnte es kaum glauben.
»Du…du…du…«
»Ich?
Nein, um mich geht es bei dieser Geschichte nicht. DU bist es, der sein
Leben verwirkt hat.«
Fallover
musste seine Gedanken ordnen. Die Todesschreie von außen nahmen zu, seine
Nila-Wachen konnten unmöglich hören, was diese beiden Männer sich gegenseitig
sagten. Das Schwein hatte diesen Moment ohne seinen Schutz genau abgewartet.
»Du
widerlicher Bastard«, spuckte er aus. »Was willst du? Mich mit deiner eigenen
Hand, hier und jetzt, feige von hinten töten?«
Prompeldin
bewegte sich anscheinend nur leicht. Sein schwerer Umhang zeigte dies durch
minimale Bewegungen an.
»Wenn
es dir lieber ist? Oder du stirbst durch das, was da draußen, extra wegen dir,
gekommen ist.« Er zeigte jetzt mit dem Finger nach oben.
Fallover
blickte an ihm vorbei und sah die Fenster der Kuppel. Genau in dem Moment verdunkelte
sich ein Mond ganz und die Silhouette einer fast deformierten Gestalt wurde
sichtbar. In der Hocke schaute sie von oben in den Palast. Sie war zu weit weg,
als dass er Genaueres hätte ausmachen können. Da hüpfte die nächste Kreatur
daneben. Auch die Nilas sahen jetzt, dass sich dort oben etwas bewegte. Es dauerte
nicht lange, da richtete der erste Soldat seine Waffe in die Richtung, zielte,
drückte ab…und außer einem stummen »Klack« der Mechanik passierte nichts.
»Klack«, »Klack«, »Klack«, erfüllte immer wieder den Palast: Alle Nila-Wachen
mussten feststellen, dass ihre Gewehre versagten. Diese hatten, anders als andere,
elektronische Unterstützung. Lord Prompeldin nutzte den Moment und drehte sich
ebenfalls um, um zu schauen, wie die Monster aussahen. Bei ihrem Anblick lief
dem Lord unter seiner Kapuze ein dunkles Lächeln über das Gesicht: Da kam der
Sieg über das Universum. Der Sieg zur totalen Macht! Kaum hatte er sich wieder
umgedreht…war Fallover verschwunden. Er hatte mitbekommen, dass die Waffen der
Nilas nicht funktionierten… und seinen kleinen vergifteten Dolch aus seinem Stiefel
gezogen. Mit einem schnellen Sprung nach vorne rammte er ihn Prompeldin in die
Seite.
»Uufff«,
stöhnte der aus, verpasste dem Angreifer aber noch einen Hieb vor den Kopf.
Unter seiner Robe trug er einen metallenen Ring, der Fallover genau an der
Schläfe traf und ihn sofort besinnungslos werden ließ. Er sackte zur Seite
ab…und landete mit dem Kopf auf einer spitzen Dekorationszinne des unteren
Beckens des Brunnens, die ihm ein drei Zentimeter breites Loch in die
Schädelplatte bohrte.
»Klatsch«,
»Klatsch«, »Klatsch«, machte es im Hintergrund.
Ihre
neuen Waffen waren von der Kuppel in den Palast gesprungen. Sofort setzte ein
Knacken von Knochen ein, Fleisch wurde gerissen – das Schlachtfest begann. Der
Lord zog sich selber den Dolch aus der Seite und warf ihn zu Boden. Das Klirren
der Stichwaffe ging in dem Lärm des Massakers unter den Nila-Wachen unter.
Sofort fingerte er in seiner Tasche rum und fand den kleinen Kasten. Schnell
holte er ihn heraus. Die Monster waren nicht mehr weit weg. Durch die Dunkelheit
konnte er hören, wie sie töteten. Er wusste, was sie danach machten. DAS hatte er ihm verraten, der Wissenschaftler. Dann klappte er das Kästchen auf.
Ein roter Knopf war dort eingelassen. Er zögerte keine Sekunde und drückte
Weitere Kostenlose Bücher