Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
Stirn.
Eigentlich
waren Nilas nicht für Nachlässigkeiten bekannt. Aber Ausnahmen gab es immer.
Sie waren schließlich keine Maschinen, sondern nur Lebewesen. Die Spannung
stieg.
»Und
er ist unauffällig«, gab der Techniker zu bedenken.
»Die
Sonne dieses System scheint diesen Mond nur alle zwei Wochen für einen halben Tag
zu treffen. Ansonsten verschwindet er in den Schatten der anderen Monde. Dass
sie ihn daher nur vage wahrgenommen haben und ihn zu einem Mond deklarierten,
ist anzunehmen. Die Wahrscheinlichkeit ist recht groß.«
Der
Blutdruck des Beraters stieg. Sollte es wirklich so sein?
Alle
schauten weiter gebannt auf die handgezeichnete Karte. Dort war er eindeutig
als Planet mit einer Atmosphäre eingetragen. Ob es dort Leben gab, das konnte
keiner sagen. Das war auch egal. Nichts würde sich ihm in den Weg stellen. Sie
gingen noch rund zehn Minuten weiter die Daten durch… dann stand es fest.
»Ja!«,
sagte der Berater und schaute in das zufriedene Gesicht seines Freundes Lord
Prompeldin. »Bist du dir sicher?«
»Morgen
findet die Befreiung statt. Wir haben keine andere Wahl!«
Dann
drehte er sich um und schaute den schwarzen Palast hinunter. Die Nila-Wachen
standen alle weiterhin still an ihren Stellen. Die Flammen der Ölfeuer fingen
an, unruhig zu tanzen. Ein Wind? Ein Schauer lief allen Anwesenden die Haut herunter.
Die Nackenhaare stellten sich mit einem Mal auf. Was war denn nun los? Bei
allen Anwesenden schrillten in den Köpfen die Sirenen. Ein Sinn für Gefahr, den
sich jeder Nila bereits schon in seiner Ausbildung aneignete und ihn in seinem
Leben verbesserte.
»Was…«,
wollte der Lord fragen… und sah auf einmal seinen Atem!
Die
Temperatur schien um fast zwanzig Grad nahe an den Nullpunkt gefallen zu sein.
Auch die Nila-Wachen spürten, dass gerade etwas passierte. Lord Phillipe
Fallover schaute zur Kuppel nach oben. Nacht war es immer noch, die drei Monde
leuchteten auch weiterhin am Firmament. Aber waren sie dunkler, schwächer
geworden?
Dann
knisterte und knackte es an den Monitoren. Als erstes brachen die Bilder weg,
dann herrschte Schnee auf der Oberfläche. Sekunden später erlosch auch dieses
Licht. Alle elektronischen Geräte fielen aus. Angst ergriff die Anwesenden und
setzte sich in ihren Köpfen fest. Lord Fallover blickte ratlos Prompeldin an –
dann schaltete er.
»Verrat!«,
hauchte der Berater, sein Atem schien in der Luft als graue Wolke zu erstarren…
und dann rannte er los, direkt zu einem ausgeschalteten Brunnen, der in die
Marmorwand des Palastes eingelassen war. Zwei Elefanten zierten das oberste
Becken, aus denen normalerweise Wasser floss und dann über vier weitere Etagen
nach unten plätscherte. Jeder Mann war nun auf sich alleine gestellt. Sofort begriffen
auch die anderen Anwesenden die Situation, kämpften mit ihrem Willen gegen die
Angst, die sie zu lähmen schien. Die Nilas sprinteten zu den übrigen Eingängen
und verriegelten manuell die Zugänge. Dieser Palast konnte sich abschotten und
einer wochenlangen Belagerung standhalten. Hektisch trat Lord Phillipe Fallover
in das Wasser des unteren Auffangbeckens hinein und griff nach dem Rüssel des
linken Elefanten. Dann zog er ihn herunter. Sofort hörte er das Einsetzen der
Mechanik, die noch aus Urzeiten stammte und hier ihre Arbeit verrichtete.
Ketten setzten sich in Bewegung, Zahnräder knirschten mühevoll und drehten
dann… einen geheimen Ausgang frei. Der Weg würde nach unten führen. Ein paar
Stufen herunter, dann in einen alten Gang, der am Flugdeck des Palastes seinen
Ausgang hatte. Natürlich auch versteckt. Die Geheimtüre hatte sich gerade zu
lediglich einem Drittel bewegt…da blieb sie zum Entsetzen des Beraters stecken.
Dann ein Schock. Eine Hand berührte auf einmal seine Schulter von hinten.
Verstört drehte er sich um…und sah das Gesicht Prompeldins, das nur undeutlich
in der Dunkelheit zu erkennen war. Der Brunnen befand sich in einer abgelegenen
Ecke. Die Ölfeuer waren nun auch aus! Wie von Geisterhand erloschen! Immer mehr
und mehr kroch bei allen Personen, die im großen Palast verteilt waren, die
Angst ins Hirn, schien die Kontrolle zu übernehmen. Die Nilas standen an den
verschlossenen Türen und bewachten sie. Da gelangten die ersten Geräusche von
außerhalb an sie ran: Todesschreie!
»Ahhh«
und »Hilfe!« wurden so oft in solch schrecklicher Art und Weise in die Luft geschleudert,
so dass die Lebenden innerhalb des Palastes denken
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