Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
Stephanus huschte erschrocken hinüber und legte sein Buch auf dem Tisch ab.
»Nur wenn du schreibst, erfüllt sich die Magie, die letzte Chance. So wurde es vor Abertausenden Jahren bestimmt… und so muss es sich erfüllen!«, befahl Merlin.
Stephanus schlug seine Chroniken auf, und fischte Tintentöpfchen und Feder aus seiner Kutte hervor.
Frau Feuerstiel schrie auf.
»Sie kommt, sie kommt«, freute sich Barbara Leidenvoll wie besessen. Die Freundin war mittlerweile nur noch die Hand, die die werdende Mutter pressen konnte.
Durch das weiße Bettlaken über dem Bauch konnten eigentlich nur noch die beiden Ärzte-Ritterinnen das Geschehen sehen.
Dann übertönte ein heftiger Schrei von außen die Laute im Inneren des Hauses. Dann ein Knacken von brechenden Knochen, Fleisch, das hörbar aus dem Leib gerissen wurde – ein weiterer Ritter war tot. Vor der Türe lief ein Kampf, der verloren schien.
Panik ergriff alle im Haus der Feuerstiels.
Merlin trieb Stephanus an. Wenn er nicht anfing, dann wären sie alle verloren – alle!
Das Universum dazu!!
»Schreib endlich, schreib«, brüllte Merlin den Chronisten an und schlug mit der Faust auf den Tisch. Das Tintentöpfchen sprang in die Luft, ein kleiner Tropfen spritzte heraus, aber an der Chronik vorbei. Stephanus tunkte hektisch seine Feder ein… doch was geschah da?
Kaum hatte der Chronist das Papier berührt… da verwandelte sich seine sonst dunkelblaue Tinte in goldene Buchstaben!!!
»Sie kommt, sie kommt!«, freute sich in dem Moment Barbara Leidenvoll und jubelte. Der goldene Schein, der aus dem Bauch von Mutter Feuerstiel drang, strahlte in die Welt hinaus.
Die Geräusche des widerlichen Tötens drangen wieder hinein. Doch kaum hatte Stephanus angefangen zu schreiben, da schien seine Schrift die Strahlen der Geburt aus der Luft in sich aufzusaugen. Mit jedem Buchstaben, mit jedem Wort gewann das Gute mehr an Kraft.
Spürbar konnten sie fühlen, wie ein Zittern den Planeten Erde ergriff – ein Erdbeben!!!
»Ja, meine Kleine«, ging Merlin mit Tränen in den Augen auf die Knie und berührte sanft den Boden. »Auch du musst tun, was du tun musst – für uns alle«, hauchte der alte Zauberer.
Die Sternenkinder sprangen hinten aus seiner Kapuze und tanzten um ihn herum. Ein Zittern und eine Welle ergriff Stephanus. Immer weiter und immer mehr schrieb er, was sich hier ereignete. Von der Geburt, von dem Angriff. Immer und immer mehr. Er bekam nicht mit, wie er selber in Trance einen Buchstaben nach dem anderen auf das Papier brachte… und er sich selber zu einer goldenen Statue verwandelte.
Von seinen Füßen lief die Magie hinaus. Die goldenen Strahlen begannen bei Frau Feuerstiel, bei dem Baby, glitten durch die Lüfte, flossen über die Feder, die Tinte in die Chronik mit hinein, und verteilten sich dann im Körper von Stephanus. Zuerst durch seine Arme nach unten in den Boden…dann auch von seinem gesamten Körper aus in die Höhe. Ohne das Dach zu zerstören, schoss eine weiße Magie in den Himmel, in die Galaxie, in das Universum. So war es vor Abertausenden Jahren geschrieben worden, und so erfüllte es sich nun…
Als Sarah gerade vor dem Hauseingang mit Jack ein Monster von hinten attackieren wollte, um es von einem noch lebenden, auf dem Boden liegenden Ritter abzulenken, da hielten sie inne. Wie mit einem Eigenleben suchten sich weiße Spinnfäden ihren Weg vom Hauseingang nach draußen in die Dunkelheit, suchten sich ihren Weg zu jedem einzelnen Ritter. Als sie sie trafen, passierte es sofort. Eine Kraft, eine schier unbändige Energie erfüllte sie, drang in sie ein und ließ sich in jedem einzelnen Ritter nieder.
Liebe, Barmherzigkeit, Güte, die reine weiße Kraft drang in sie ein.
»Nimm mich, nimm mich und schlag auf sie ein!!!«, meldete sich sofort das Schwert Suao bei seiner Kampfgefährtin. Sarah konnte gar nicht anders, als es zu ziehen. Das Monster, das ihnen am nächsten war, wollte gerade mit seiner Klaue auf sein Opfer einschlagen… als es überrascht inne hielt.
Mit einem brachialen Knacken geschah das Unmögliche: Suao, das Schwert von Sarah O’Boile, Ritterin der Blauen Rose… bohrte sich durch das Rückgrad des Monsters, dann durch seine gepanzerten Innereien, und kam durch seinen Brustkorb vorne wieder raus. Der Ritter, der unten auf dem Boden lag und sein Ende schon für sicher geglaubt hatte, raffte alle seine Energien zusammen und rollte sich trotz gebrochener Beine
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