Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
sogar vier. Und Chester war immerhin nur ein General. Klaro, dass Sebastian das erkannte und sich an ihn wendete. Schnell streckte er seine Brust raus und gab sich verantwortungsbewusst.
»Das ist aber nichts für Kinder!«
»Nein, eigentlich ist das auch nicht für Kinder bestimmt«, kam ihm Sebastian entgegen.
Der Na’Ean-Krieger im Hintergrund des Raumschiffes machte Sebastian nun klar, dass sie alle nur noch darauf warteten, dass dieses Gespräch vorbei wäre, dann würden sie sofort starten.
»Ihr sollt damit jemanden überzeugen, damit zeigen, was los ist im Universum. Und dass wir gewinnen. Und da ihr auf einem Menschenplaneten seid, sind die Bilder für andere Menschen wichtig. Indirekt sind es ihre Schwestern und Brüder, die bereits die Entscheidung getroffen haben, mehr als nur ihren eigenen Planeten zu verteidigen. Bei euch sind Soldaten der Nachbarplaneten. Ihr sollt davon ein Zeugnis liefern, wie wichtig es ist, die eigene Welt zu verlassen und zu helfen – im Krieg.«
Darfo verstand sofort und schaute Chester an, in dem schließlich nur ein General steckte. Die zehn Generäle, die in ihm steckten, hatten verstanden. Bei Chester war er sich nicht so sicher.
»Kapiert«, sagte Chester.
»Wo soll es denn hingehen?«, riss Darfo das Gespräch wieder an sich.
Sebastian Feuerstiel, Schmoon Lawa, richtete sich an den Schmetterling.
»Bitte«, lächelte Sebastian, jetzt wusste er, was er Darfo damit antun würde.
Für jeden Schmetterling im Universum war es eine der höchsten Ehren, einmal in seinem Leben auf diesen Planeten zu fliegen. Diese Luft einzuatmen, an diesen Blumen zu schnuppern, einfach alles auf dieser Welt, in allem, aus allem war der oberste Ritter des Rosenordens gezeugt worden. Und wenn er einfach dort einen Schluck Wasser in sich aufnahm, nur ein klitzekleinwenig Blütenstaub knabbern durfte, dann nahm er damit auch einen Teil der Kraft, der Materie in sich auf, die Sebastian Feuerstiel geformt hatte.
»Bitte, fliegt zur Erde…
******
13.
D isziplin. Apollonische Disziplin hatte ihn so weit gebracht. Disziplin und sein Verstand. Sein IQ lag höher als der eines normalen Lebewesens in der gesamten Galaxie, im gesamten Universum. Das und der Zufall hatten ihm nun unvorstellbaren Reichtum beschert. Der Mann in seinem weißen Kittel saß an seinem Schreibtisch. Dieser Komplex war hermetisch abgeriegelt. Kein Wunder, er lag knapp einen Kilometer unter der Erde. Hier war der Ursprung, der Quellort des neuen Reichtums – seines Reichtums. Lediglich eine Handvoll anderer Wissenschaftler arbeitete mit ihm hier unten. Was sie machten, war so geheim, dass es generell nur wenige Lebewesen kannten. Der Komplex war kreisförmig angelegt. Ein Viertel dieses unterirdischen Rades bestand aus Laboreinheiten, der Rest war eine Art Gefängnis, wenn man es einfach ausdrücken wollte. Hier hatte der Sondertransport von Menschen der Erde sein Ende gefunden – und damit den Anfang von etwas Neuem gebildet. Eine neue Form von Leben, einer anderen Art von Mensch. Sie waren auf diesem trostlosen, toten Wüstenplaneten Kyrillian, auf dem es keinen einzigen Tropfen Wasser mehr gab, angekommen. Vielleicht tausend, vielleicht auch zweitausend Kyrillianer lebten noch hier. Ihre Rasse war zum Aussterben verdammt. Es waren Schattenwesen. Zweibeiner, recht dünn. So schmal, dass sie den Anschein erweckten, sie bestünden lediglich aus Gas. Hauptsächlich nachts bewegten sie sich. Aber die war hier gerade einmal drei Stunden lang. Auf dem gesamten Planeten. Wenn es hier einmal Wälder oder anderen Bewuchs gegeben haben sollte, dann hatte sich alles in eine Ödnis verwandelt. Klassische Risse in den ausgetrockneten Böden waren ein Kennzeichen der Landschaft. Hinzu kam, dass die Kernaktivitäten immer wieder Vulkane erschufen, die die Oberfläche mit ihrer Lava überschütteten. Wie hier generell Leben hatte entstehen können, das war Dr. Sandokan Elbono ein Rätsel. Wenn er die Zeit finden würde, dann wollte er versuchen, einen Kyrillianer zu fangen und ihn dann zu untersuchen – auf seine Art der Wissenschaft. Manch einer würde sagen, er wäre eine Bestie. Denn es würde für den Kyrillianer garantiert schmerzhaft ablaufen. Eine Höllentour. Und am Ende würde die Auflösung des Individuums stehen. Aber so musste er vorgehen, damit sie, damit er die erforderlichen Fortschritte in einer bestimmten Zeit erzielen konnten. Auch er wurde leider älter. So leid es ihm tat.
Weitere Kostenlose Bücher