Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
Vertreterin der Gleichberechtigung! Wenn man das über FeeFee auch nur hinter vorgehaltener Hand sagen konnte, sie dies auch nie offen lebte, so war Jolanda ein Aktivposten dieses Zeitenwandels. Schon als junge Pantherin hatte sie dadurch oft in der Kritik gestanden und ihren Eltern so manch graues Haar ins Fell getrieben. Aber sie standen hinter ihr, sie liebten sie.
Sie wollte ja nicht den Planeten verschieben oder das Wasser vergiften, sie wollte nur ein von der Natur aus vorgesehenes Gleichgewicht herstellen, das die Männer zu ihren Gunsten verschoben hatten.
FeeFee hatte oft mit ihr gekämpft und sie war zu alledem ein Rüpel. So manch ein Pflaumenklau ging auf ihrer beider Konto, so manch ein Gärtner hatte nach ihrem Besuch einen verwüsteten Garten vorgefunden. Und so manch ein Mann hatte wunderschöne Blumen von ihnen bekommen: Veilchen – blaue Veilchen. Primär um die Augen rum. Gebrochene Rippen waren das Beigeschenk.
Jolanda war ein Haudegen mit einer frechen Klappe – gelegentlich auch ein wenig plump und pragmatisch. Nicht verwunderlich, dass FeeFee ein Lächeln überkam, als sie sie erkannte. »Na, du!«, grinste sie Jolanda an. Jetzt war sie da, die Dinge würden sich ändern. »Was haste angestellt? Welches Männchen meinte deinen Weg zu kreuzen?«
Jolandas Reaktion ließ aber FeeFees Miene sofort erstarren. Das Lächeln war in Sekundenschnelle verschwunden.
Ausgehungert, beinahe emotionslos, niedergeschlagen und ohne einen Funken Hoffnung richtete sie sich auf. Jolanda war nun in ihrer aufrechten Form, stand mit den Füßen an den Gitterstäben und packte sie mit den Händen an. Melancholisch, introvertiert, abwesend. Das Eisen war so breit, dass ein Hund hätte hindurchgehen können. Es war ein eher roher Verschlag. Seinen Zweck erfüllte er schon seit Jahrhunderten. Das Holz war aber immer noch tauglich, gelegentlich war der ein oder andere Balken ausgewechselt worden. Jolanda sagte nichts. Immer mehr Sorgen arbeiteten sich in FeeFee nach oben. So hatte sie ihre Freundin noch nie gesehen.
»Was ist los?«, fragte sie erneut. Ihre Stimme war nun bitterernst.
Jolandas Augen öffneten sich müde, schwer – aber kein Laut verließ ihre Lippen. Sie schaute FeeFee an, dann ging ihr Blick an ihr vorbei, hin zum Counselor, der hinter den Leibgardisten verunsichert stand und ebenfalls kein Wort sagte. Bei der königlichen Familie sprach man erst, wenn sie einen aufforderten. Einen zurechtweisenden Hieb der Krieger wollte er sich ebenfalls ersparen. Immer mehr kämpfte sich Wut in FeeFee nach oben. Sie drehte sich um und nahm den örtlichen Verwaltungsbeamten ins Visier. Das war der Aufruf, dass er sich verteidigen durfte.
»Hexerei! Sie ist eine Hexe. Sie hat es vor Zeugen gemacht! Viele Zeugen! Sie will diese Welt vernichten«, keifte er sofort los. Er war im Recht. Vor Landfigia, der Handschuhmacherin, und Pollack Grinf, dem Wirt von der Schenke Lachendes ZooZooa, hatte sie die dunklen Mächte angewandt. Sie hatten es bezeugt – und daraufhin war das rechtskräftige Urteil von ihm ergangen. FeeFee wurde kreidebleich, musste schlucken und spürte immer mehr, wie sie sich kaum noch unter Kontrolle halten konnte. Schon seit Jahrhunderten herrschte solch ein Aberglaube vor, immer wieder bezichtigten sehr fragwürdige Menschen andere, ehrbare Bürger solcher Verbrechen. Meist waren es Gier, Habsucht oder einfach böswillige Gehässigkeit, die so tief in ihnen drin steckten, so dass sie ihre Herzen schon lange vergiftet hatten. Aber in den meisten Fällen wurde so etwas sogar von den Counsellern aller Dörfer und Städte auf dem gesamten Planeten einfach zerschlagen. Es gab nur wenig bekannte Fälle in der Geschichte, in denen sie tatsächlich im Käfig landeten. An den Personen, die im Käfig waren, konnten sich dann die ehrbaren Bürger schändlich halten – wie sie wollten. Lediglich der Totschlag war verboten. FeeFee wusste, dass der Counselor von Hasbar auch von einfachen Menschen abstammte, so dass sich seine Bildung in Grenzen hielt. Als Kinder hatten sie von älteren Lan-Dan der Vorstadt gehört, dass er lediglich ein Jahr ins Sempani gegangen war und dann seinen Weg außerhalb einer Bildungseinrichtung gesucht hatte. Er war einfach wie viele von hier. Aber dass sie immer noch an Hexerei in dem Ausmaße glaubten, das war ihr nicht bewusst gewesen. Doch wenn er Zeugen hatte, dann war das aus Sicht des Rechtes eine andere Sache. Auch er würde nicht willkürlich solch ein
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