Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
Doch es war etwas anderes, wenn man seinen Intellekt direkt zum Wohle der Wissenschaft, sein Können, einsetzte… oder… im Universum zu regieren. Sie waren in gewissem Sinn Kollegen. Nur war er innerhalb der Wissenschaft ein führender Kopf geworden, der Biochemiker einfach nur ein gut arbeitender Mann. Das Väterliche an Elbono hatte schon seinen Grund.
»Vincent, mein Name ist Vincent«, sagte der unter Quarantäne stehende Mann. »Ich… wir… wir waren sauber. Hundert Prozent!«, schoss es nun aus ihm heraus. Er wusste, dass sie nun die Dinge anders angehen würden, als sie es bei den San-Techs gemacht hatten. Das war nur die logische Konsequenz
»Ich glaube dir. Beruhige dich«, sagte Dr. Sandokan Elbono und hob die Arme des jungen Mannes hoch. Der Patient hatte nur einen Lendenschurz an. Konzentriert wanderte der Doktor um ihn herum, schaute ihm in die Augen und ließ ihn auch »Aaah« sagen.
Aber nichts, nichts Auffälliges.
»Kannst du dich an irgendeine Unregelmäßigkeit erinnern?«, wollte Elbono nun wissen und schaute ihn an. Der Biochemiker schüttelte den Kopf.
»Nein, nein. Da war nichts. Rein gar nichts. Nichts auf den Scannern, nichts im Blut. Sie hatten keine äußeren Anzeichen und ihr Verhalten war den Umständen entsprechend, dem psychischen Druck, der auf ihnen lastete, angemessen. Es… es… es gab nichts!«
»Hatte er vielleicht einen Riss in seinem Anzug?«
»Nein! Wie das Protokoll vorschreibt, haben wir uns gegenseitig noch unter die Lupe genommen. Bei ihm war nichts! Da bin ich mir sicher!«
Doktor Elbono ging nun auf und ab.
»Ein Schleusenfehler? Kann es sein, dass es gar nicht von einem der Männer stammte?«, schossen ihm nun zwei Fragen gleichzeitig durch den Kopf.
»Nein, die Schleuse war in Ordnung. Das System hätte alle alarmiert – und es wäre aufgefallen. Sie meinen…«, ging der Befragte nun auf die zweite Frage ein, »..dass wir vielleicht unsere Aufmerksamkeit die ganze Zeit auf die Falschen richten? Dass die San-Techs überhaupt nicht der Wirt, die Träger waren, und dass er sich das irgendwo anders in der Anlage gefangen hat?«
»Richtig, mein Junge. Laut Protokolldaten seid ihr den ganzen Tag zusammen unterwegs gewesen. Seid ihr…«
»Nein! Nein! Wir haben in den Laboren gearbeitet. Ohne die Proben dieser Exemplare. Ohne die Proben der Opfer. Nein, ausgeschlossen!«
»Hmmm«, grummelte Dr. Sandokan Elbono und wusste, dass er hier nichts mehr rausholen konnte.
»Was wird nun mit mir passieren?«
»Keine Sorge, wir müssen einfach nur unsere Sicherheitsvorkehrungen verstärken«, sagte der Doktor, ging zur Schleuse, ließ das Desinfektionsprogramm über sich ergehen und ging hinaus. Elbono eilte über den Gang in einen Nebenraum und kam dann mit einem Scanner-Koffer zurück. Den würde der Biochemiker nachher brauchen, wenn er seinen Kollegen untersuchte. Es war nur nett, wenn er ihn mit hereinbrachte. Dann ging Elbono wieder in die Schleuse und betrat den Quarantäneraum.
Der Biochemiker war nun etwas ruhiger, seine Gedanken rasten trotzdem. Er wusste, dass sie hier unten schon die härtesten Sicherheitsvorkehrungen nutzten, die in der Union angewandt wurden.
Wie meinte Elbono das, als er sagte, sie müssten die Sicherheitsvorkehrungen noch mehr erhöhen?
In einer Seelenruhe legte Dr. Sandokan Elbono den Scannerkoffer auf dem Boden ab.
»Haben sie das eigentlich mitbekommen?«, wollte der Wissenschaftler wissen und riss den Mann aus Gedanken, die nun arbeitenden Überlebensprogrammen glichen.
»He?«, wollte er wissen, nicht ganz verstehend, was Elbono meinte.
»Klack«, machte die Scannertasche – und »Klack« machte es auch bei dem Biochemiker. Blankes Entsetzen machte sich in ihm breit.
»Scheiße«, stieß er ungläubig aus. Er hatte vorhin doch mit ihm selber…da blickte er in den Lauf eines Phasers…und fiel nur knapp eine Sekunde später regungslos auf den Boden.
Dr. Sandokan Elbono legte den Phaser wieder zurück in den Koffer und ging nach all den Desinfektionsprozeduren wieder hinaus auf den Gang. Der fette Berater war nicht mehr da. Doch da öffnete sich von einer Nebenzelle die äußere Schleusentüre – Herschel Sibutka kam mit einem Lächeln und einer Waffe in der Hand heraus.
Überrascht blickte Elbono ihn an. Schnell ging er zwei, drei Schritte weiter, um durch die Glasscheiben der Nebenzelle zu blicken…und da lag der Nila-Leiter mit einem dicken Einschussloch in der
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