Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
seines Herzens hatte er nicht wieder Lust. Vor allem seine Leber war gerade erst neu. Und wenn diese ausgetauscht wurde, dann musste er mehrere Tage auf jegliche Drinks und Mittelchen verzichten, die das Leben erst lebenswert machten.
Ohne sie würde er wahrnehmen, wie widerlich die Wirklichkeit wirklich war.
»Uaaah«, schüttelte er sich und merkte bereits, wie sein junges Herz sich wieder fing.
Schnell griff er in eine Tasche seiner roten Robe und fingerte ein kleines Döschen heraus. Es hatte einen kleinen Hebel, den er bediente. Wie bei einem Salzstreuer öffneten sich nun drei kleine Löchlein und er klopfte sich sanft ein weißes Pulver auf die Handoberseite. Genüsslich schnupfte er es mit seiner Nase ein – und es ging ihm wieder wesentlich besser. Der nun 20-jährige überaus potente Mann war jetzt wieder allen Aufgaben gewachsen. Dr. Sandokan Elbono schüttelte leicht verachtend den Kopf. Aber er wusste selber, dass es genau das war, was er selber wollte und brauchte. Wenn Claudius ihn mit seinen Ehrungen beschenkte, dann würde er ebenfalls ein ähnliches Leben führen wie der Berater. Der Dauerrausch war für ihn auch eine willkommene Abwechslung. Nur er würde die Sache unter Kontrolle halten können,und nicht gegen die Drogen verlieren… wie der dort.
»Wartet auf mich«, rief ihm der Berater hinterher und folgte ihm.
Zusammen gingen sie die Gänge ab und hatten nur ein Ziel: Die Zellen, in denen vorher die San-Techs unter Quarantäne gesessen hatten. Dort war nun der Biochemiker als einziger Überlebender eingesperrt. Sie mussten ihn befragen und das wollte, das musste Dr. Sandokan Elbono diesmal selber machen. Er musste wissen, wie solch ein weiteres Unglück hatte geschehen können. Tat er es nicht, war alles in Gefahr.
Als sie bei dem Quarantänegang mit den einzelnen Kabinen ankamen, sahen sie, dass noch zwei weitere belegt waren. Der San-Tech, der auf dem Gang war, konnte für Aufklärung sorgen.
»Das sind die beiden Personen, die er ungeschützt nach seiner Arbeit getroffen hat.«
Eine Servicekraft aus der Kantine und der Leiter der gesamten Nila-Wachen. Der Mann, der die Macht, die eigentliche Macht hier unten, dank der Waffen, hatte. Aus seiner eigenen, persönlichen Sicht, und das war im Grunde genommen die Sicht aller richtigen Nila-Soldaten hier unten, war Dr. Sandokan Elbono die höchstrangigste Person hier unten – denn Berater zählten aus Kriegeraugen nicht. Diese mit allen Wassern gewaschene Person, Magister Herschel Sibutka, kreuzte hier auf und verschwand dann wieder. Objektiver betrachtet war der Nila-Berater allerdings die höchste Autorität hier unten – aber das war nur die Sicht von Lebewesen, die etwas auf die wirkliche Macht gaben. Offiziell hingegen leitete Dr. Sandokan Elbono die Station und die Nilas waren ihm unterstellt. Daher musste er sich auch unter dem Aspekt der Verantwortung jetzt um das kümmern, was hier unten gerade mächtig außer Kontrolle zu laufen schien.
»Irgendwas herausgefunden?«, wollte Dr. Sandokan Elbono wissen, erwartete aber eigentlich keine Antwort.
»Nein«, kam es auch nicht überraschend zurück.
»Gut«, murrte der Wissenschaftler bereits geistesabwesend und korrigierte sich selber in Gedanken. »Schlecht.«
»Wollen sie mit herein?«, fragte Dr. Sandokan Elbono Berater Herschel Sibutka.
Schockiert blickte der ihn an, hob die Hände und wehrte ab.
»Um Himmelswillen! Iiiich? Da rein?«, wehrte er die Einladung, die Angst erkennbar, mit den Händen ab. »Niemals!«
Paah, dachte Elbono, ging in den Umkleideraum und legte sich einen gelben Schutzanzug an. Ein weiterer Mediziner und ein anderer Biochemiker waren bestellt, die den eingesperrten Biochemiker scannen und untersuchen sollten.
Als Elbono in den Anzug gestiegen war, ging er auf den Gang hinaus, bediente das Kontrollgerät der Schleuse und betrat den Raum. Der eingesperrte Biochemiker schaute ihn verstört an. Der Mann war von den Ereignissen immer noch erschüttert.
»Sag mir deinen Namen, mein Junge«, sagte Dr. Sandokan Elbono mit ruhiger Stimme. Hier war es besser, er ließ ihn erstmal in Sicherheit wiegen. Außerdem, wenn man das so sagen konnte, war er, Elbono, einer von »ihnen«. Auch studiert, nicht ein einfacher Mann wie die anderen. Gut, sie waren hier alle Nilas, nur die einen waren Kämpfer, die anderen widmeten sich der Forschung. Aber alle hatten die Akademie, die Universität von Strungstar, durchlaufen müssen.
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