Schmutzige Kriege
fest, dass sich sein Arabisch verbessert hatte. Im Laufe seines Aufenthalts machte er riesige Fortschritte. Man konnte kaum noch heraushören, dass er ein englischsprachiger Bruder war.«
Khan wurde genau in dem Moment Mitglied von AQAP, als diese in Washington alle Alarmglocken schrillen lieÃ. AQAP wollte mit
Inspire
ihre Mission in einem englischsprachigen Publikum verbreiten und die Dschihadisten im Westen, die »einsamen Wölfe«, zu Anschlägen ermutigen. Aber das Magazin spielte auch der amerikanischen Propagandakampagne in die Hände, die AQAP als eine ernste Bedrohung darstellen wollte. Mit einem Magazin auf Englisch konnte jedermann lesen, was es mit den Zielen von AQAP auf sich hatte. Und von der ersten Ausgabe an war Anwar Awlaki als prominenter Kommentator und Religionsexperte in
Inspire
mit Beiträgen vertreten.
Doch
Inspire
bot wenig, was nicht schon viel früher in der arabischsprachigen Online-Zeitschrift von AQAP,
Sada al-Malahin,
gestanden hatte. Nur konnten jetzt auch die Analytiker der US-Geheimdienste, von denen nur wenige Arabisch beherrschten, die Erklärungen der Terrorgruppe mühelos lesen. »Bei Erscheinen der ersten Ausgabe von
Inspire
hatte AQAP bereits dreizehn Ausgaben ihres arabischsprachigen Magazins veröffentlicht, das inhaltlich viel mehr über AQAP verriet«, sagte Zelin. Die Veröffentlichung von
Inspire
sei »zeitlich mit dem Vorhaben von AQAP zusammengefallen, ihre globalen Ziele intensiver zu verfolgen, vor allem im Hinblick auf das Weihnachtsattentat. AQAP wollte immer die USA direkt treffen.
Inspire
bot die Möglichkeit, die Sympathisanten im Westen zusammenzuscharen und ihre Mitgliederzahl aufzustocken, um leichter Anschläge gegen den Westen zu planen.«
Die erste Ausgabe von
Inspire
war alles andere als ein durchschlagender Erfolg. Von den 67 Seiten enthielten nur vier lesbare Beiträge. Die übrigen 63 Seiten bestanden aus einem Computercode, bei dem es sich â wie sich nach seiner Entschlüsselung herausstellte â um Kuchenrezepte aus der beliebten amerikanischen Talkshow der Komikerin Ellen DeGeneres handelte. Unklar ist, wie die Dateien ausgetauscht werden konnten. Angeblich hatten Anti-AQAP-Hacker, der MI6 oder möglicherweise sogar die CIA einen Cyberangriff durchgeführt. 5
Wie dem auch sei, im Juni 2010 gelangte schlieÃlich Ausgabe eins von
Inspire
in unverfälschter Form ins Internet. »Allah sagt: âºUnd inspiriert die Gläubigen zum Kampfâ¹Â«, begann der Beitrag des ungenannten
Inspire
-Herausgebers. »Von diesem Vers haben wir den Namen unseres neuen Magazins abgeleitet.«
Inspire,
hieà es weiter, sei »das erste Magazin, das al-Qaida in englischer Sprache herausgibt. Im Westen, im Osten, im westlichen und südlichen Afrika, im südlichen und südwestlichen Asien und noch an vielen anderen Orten leben Millionen Muslime, deren Erst- oder Zweitsprache Englisch ist. Wir wollenmit diesem Magazin der weiten und zerstreuten englischsprachigen muslimischen Leserschaft eine Plattform für die wichtigen Themen bieten, mit denen sich die Umma heute beschäftigt.« 6
Die erste Ausgabe von
Inspire
enthielt ein »Exklusivinterview« mit dem AQAP-Führer Nassir al-Wuhaischi, auch bekannt als Abu Basir, und â in Ãbersetzung â Beiträge von bin Laden und al-Sawahiri. Zu lesen war auch ein Lobgesang auf Abdulmutallab, den gescheiterten »Unterhosenbomber«. Das Magazin war an den Stil eines typisch amerikanischen Teenager-Magazins angelehnt, allerdings ohne Bilder von modisch gekleideten Frauen und Prominenten. Stattdessen zeigte es Fotos von Kindern, die angeblich durch amerikanische Raketenangriffe getötet worden waren, und von bewaffneten und maskierten Dschihadisten. Ein mit »AQ-Chef« gezeichneter Artikel mit der Ãberschrift »Baue in der Küche deiner Mutter eine Bombe« enthielt eine Anleitung zur Herstellung von Sprengsätzen aus simplen Haushaltsmitteln. In einem anderen Beitrag wurde detailliert beschrieben, wie man militärische Chiffrierungssoftware zur Verschlüsselung von E-Mails und SMS-Nachrichten herunterlädt.
Doch am erschreckendsten war wohl die »Abschussliste« mit den Namen von Personen, die angeblich »blasphemische Karikaturen« des Propheten Mohammed verbreitet hatten. Ende 2005 hatte
Jyllands-Posten â
eine dänische Tageszeitung â ein Dutzend Karikaturen des Propheten
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