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Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Titel: Schnapsdrosseln - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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den Riegel vor. Ihr Magen knurrte. Sie hatte den ganzen Tag noch nichts Anständiges gegessen. Sie hatte gar nicht an Essen gedacht.
    Sie ging über die frisch gemähte Wiese. Am Zaun hatte sie einen Streifen stehen lassen, allerhand Kraut und Gräser, hier und da zeigten sich erste Blüten. Es duftete nach Gras, nach Erde und Abend. Sie verließ den Garten, durchquerte den Hof. Karl wartete schon auf sie. Er folgte ihr ins Haus. Unten in dem kleinen Flur, von dem das Badezimmer abging, legte er sich in seinen Korb. Er schaffte es kaum noch die enge, steile Treppe hoch. Darum blieb er fast immer hier unten, lag hinter der Haustür.
    Stefanie ging hinauf in die Küche. Alles unter Kontrolle, dachte sie, als sie den Wasserkessel auf den Herd setzte. Kleinigkeiten, vertraute Handbewegungen, winzige Stücke Leben, die sich zu einem großen Ganzen, zu etwas Gutem zusammensetzten. Sie nahm die Teekanne, füllte ein Sieb. Während sie auf das Pfeifen des alten Kessels wartete, sah sie durchs Fenster den Schwalben zu, die unter dem Dachfirst des gegenüberliegenden ehemaligen Stallgebäudes nisteten. Pfeilschnell rasten sie zu ihren Nestern, wenige Sekunden später brachen sie wieder auf, drehten wilde Pirouetten in der Luft. Der Kessel pfiff, sie goss das sprudelnde Wasser in die Kanne. Erneut knurrte ihr Magen.
    Sie aß zu unregelmäßig, seit sie wieder allein lebte. Ohne Julian hatten die Tage ihre klare Struktur verloren. Sie vermisste ihn. Nicht ständig, nicht schmerzlich, nur ab und zu, in Momenten wie diesem. Aber Julian war weg. Und das war gut so. Stefanie war unendlich stolz auf ihren Sohn. Auf das Stipendium und den Weg, den er ging. Amerika war weit, aber er würde nicht für immer bleiben. Es war eine Chance, die er nicht hatte ausschlagen können. Er war erwachsen geworden und ging seinen Weg. Er hinterließ eine Lücke. Aber sie brauchte niemanden, der sie füllte. Wenn Bernd das begriffen hätte, dann wäre alles anders gekommen.
    Sie schob den Gedanken weg und goss Tee in den großen Keramikbecher. Ein schauderhaftes Stück, dickwandig und mit grellbunten Papageien darauf. Julian war zehn gewesen, hatte ihn von seinem Taschengeld gekauft und ihr stolz zum Geburtstag überreicht. Wann immer sie ihn in der Hand hielt, erinnerte sie sich an sein Strahlen, den gespannten Stolz in seinem Blick.
    Viele kleine Teile aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ein gutes, großes Ganzes. Es war nie alles perfekt im Leben. Aber es gab eine Summe, eine Bilanz, und wenn die stimmte, dann war alles in Ordnung.
    Sie setzte sich an den Küchentisch, nippte an dem heißen Tee. Es wurde jetzt schnell dunkel, die Vögel verabschiedeten sich lautstark vom Tageslicht.
    Aber da war noch etwas. Ein anderes Geräusch, das sie aufschrecken ließ. Vertraut und doch alarmierend. Jemand war am Tor. Jemand öffnete die Tür, gab sich offenbar Mühe, wenig Geräusche zu machen. Jemand kam in den Hof.
    Sie schloss das Tor immer ab, bevor sie ins Bett ging. Außerdem war da Karl, an dem sich eigentlich niemand vorbeitraute. Karl, der jetzt still war, offenbar tief und fest schlief, unten im Flur. Sie hörte Schritte, die über den Hof eilten. Die Haustür …
    Sie stand auf. Ihr Blick fiel auf den Messerblock. In diesem Moment begann Karl zu kläffen und erinnerte sie daran, wie albern der Gedanke war, sich mit einem Küchenmesser zu bewaffnen. Sie hörte eine Stimme, die beruhigend auf den Hund einsprach. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sie erkannte. Sie eilte zur Treppe.
    »Was machst du hier?« Sie starrte Norbert an. »Wo zum Teufel bist du gewesen?«
    Er wich ihrem Blick aus. »Entschuldige. Ich wollte anrufen, aber … mein Handy war leer.« Er schwieg einen Moment. »Es geht mir nicht gut«, sagte er dann. »Ich habe Mist gebaut.« Seine Augen schimmerten.
    Stefanie nickte. »Du musst zur Polizei«, sagte sie. »Norbert, du machst es nur schlimmer, wenn du …« Sie sah seinen Blick. »Jetzt komm erst mal, komm hoch. Ich hab Tee gemacht. Hast du Hunger?«
    Er nickte.
    Der Grillteller, den Herr Papadakis servierte, war tatsächlich so gut, wie Jupp Nettekoven gesagt hatte. Wohlig gesättigt lehnte Margot sich zurück. Sie fragte sich langsam wirklich, wo Britta blieb. Es war schon nach neun.
    »Geschmeckt?« Der Wirt griff nach dem leeren Teller.
    »Hervorragend! Sagen Sie, müsste die Chorprobe nicht langsam zu Ende sein?«
    Papadakis zog eine seiner imposanten Augenbrauen in die Höhe. »Chorprobe?« Der dröhnende Bass

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