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Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Titel: Schnapsdrosseln - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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Nicht wirklich die Frage, nicht einmal Sophies nörgelnder Tonfall. Was ihn wirklich störte, war ihre Anwesenheit. Wäre Sophie nicht gewesen, hätte er sich einfach zu den beiden an den Tisch setzen können. Er hätte wenigstens versuchen können, mit Margot und Britta zu reden, ein paar Dinge zu klären.
    Mit Sophie war das undenkbar. Sie führte sich ohnehin sonderbar auf, seit er vorgeschlagen hatte, noch einen Happen essen zu gehen. Sie lächelte ständig kokett, sie lachte zu laut. Sie hatte sich auf der Straße sogar bei ihm untergehakt. Sie sandte lauter Signale, die in ihm das Bedürfnis weckten, klarzustellen, dass die gemeinsame Nahrungsaufnahme rein dienstlichen Charakter hatte. Ein Hinweis, der allerdings unterstellte, dass sie das, was sich im Grunde von selbst verstand, anders sah. Es wäre irgendwie peinlich gewesen, es zu erwähnen.
    Warum, fragte er sich, warum war es immer so kompliziert mit Frauen in seinem Leben?
    Er nahm sich vor, sich viel Mühe zu geben. Sehr viel Mühe. Er würde sich ins Zeug legen, würde Sophie alles beibringen, was es brauchte, um eine Spitzenermittlerin zu werden. Eine, die spektakuläre Fälle löste, scharfsinnig, fleißig, brillant. Eine, die in Windeseile Karriere machte, sich auf tolle Stellen bewarb, irgendwo anders. Er sehnte sich nach einem alten, dickbäuchigen Partner. Einem, wie es Ludwig gewesen war. Ludwig, der jetzt seinen Ruhestand genoss und ihn vermutlich nicht übermäßig vermisste.
    »Es ist nur Wörner und die Tussi«, hörte er Margot zu Britta sagen. »Du musst dich nicht umdrehen.«
    »Wörner?«, hörte er Brittas Stimme. »Wer ist Wörner?«
    Er sah Margot zufrieden grinsen. »Zwei Ouzo«, rief sie dem großen Mann hinter der Theke zu.
    Sophie holte tief Luft, kam aber nicht dazu, irgendetwas zu sagen, denn die Tür hinter ihrem Rücken öffnete sich erneut, und eine Gruppe von ungefähr fünfzehn Menschen gemischten Alters und Geschlechts drängte sich angeregt plaudernd in den Raum und füllte die bis dahin stille Gaststube mit unübersichtlichem Gewusel.
    »Jupp«, hörte er Margot erfreut rufen und sah einen Mann an ihren Tisch treten.
    »Sie schon wieder!« Der Ton der blonden, vollbusigen Frau an der Seite besagten Jupps glich verblüffend dem von Sophie. »Was machen Sie denn hier?«
    Bevor diese Frage, Sophies und irgendwie ja auch Wörners beantwortet werden konnte, wurde die Frau vom Wirt mit den Worten »Erst mit dem Bier helfen, dann weiterpoussieren« hinter die Theke zitiert.
    Der Mann namens Jupp setzte sich zu Britta und Margot; umgehend vertieften sich die drei in ein angeregtes Gespräch, das Wörner angesichts des sich hebenden Lärmpegels nicht verfolgen konnte. Die blonde Frau trug Tabletts mit Bier durch den Raum, allenthalben wurde geredet und gelacht.
    »Vielleicht gehen wir lieber woandershin«, hörte er Sophie sagen. »Irgendwo, wo es etwas gemütlicher ist …«
    »Wir sind im Dienst!« Es klang barscher, als er beabsichtigt hatte. »Das ist eine Mordermittlung. Wir sind immer noch im Dienst.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Natürlich«, sagte sie und lächelte ein bisschen sonderbar. »Das weiß ich doch.«
    Wörner sah sich im Raum um. Alle Tische waren nun dicht besetzt, Köpfe einander zugeneigt, Biergläser wurden prostend gehoben. Wörner fühlte sich auf einmal sehr einsam. Ein unpassendes Gefühl, das glücklicherweise zeitnah von einem ganz anderen Bedürfnis überlagert wurde. Einem, dem er abhelfen konnte.
    »Warte eine Sekunde«, sagte er zu Sophie. »Ich bin gleich wieder da.«
    Er folgte dem Weg, den die glänzenden Schilder an den holzvertäfelten Wänden ihm wiesen und der ihn auf einen dunklen, kleinen Hinterhof führte. Von dort ging es in einen kleinen Anbau. Er suchte und fand den Lichtschalter, tat, was er tun musste. Dabei dachte er darüber nach, wie er die etwas unglückliche Situation klären könnte. Margot war offenbar schon tief in die dörfliche Gemeinschaft vorgedrungen. Sie hatte ihre anstrengenden Seiten, aber eindeutig auch Talente. Solche, die er hätte nutzen können, wenn nicht alles so kompliziert wäre. Immerhin hatten sie sich gut verstanden in den Monaten, in denen sie zusammengewohnt hatten. Margot war verrückt, aber auf eine nicht unsympathische, zuweilen sogar nützliche Weise. Seit er ausgezogen war, war der Ofen allerdings aus.
    Er versuchte, ein bisschen positiver zu denken. Vielleicht hatte Sophie ja längst einen Platz gefunden da drin. Möglicherweise hatte sie sogar

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