Schnapsdrosseln - Kriminalroman
ehrenhaft. Aber egal, es spielt keine Rolle. Er wollte Maxi verlassen, du hättest also sowieso gehen müssen. Und jetzt ist er tot, und hier ist kein Platz mehr für dich. Du bist nicht erwünscht. Damit musst du dich abfinden.«
»Das hast du ja wohl nicht zu entscheiden«, fuhr sie ihn an. »Das ist immer noch Maxis Sache.«
»Das versuche ich ja die ganze Zeit dir zu erklären. Maxi will, dass du gehst. Sie wird das Haus verkaufen. Und sie plant ganz bestimmt nicht, eine gemütliche Wohnung für zwei Personen zu suchen. Du musst den Tatsachen ins Auge blicken. Dich nach einer anderen Möglichkeit umsehen.«
»Halt den Mund!« Sie kreischte. Kleine Speicheltropfen flogen über den Glastisch. »Hör auf! Ich höre mir deine Lügen nicht an. Maxi liebt mich! Sie braucht mich!«
Er lachte. Leise, hämisch, gemein. »Du glaubst das wirklich, oder?«, sagte er dann. »Du kapierst nicht, dass du ihr auf die Nerven gehst. Du gehst allen auf die Nerven! Mit deinem Dünkel, deinem vornehmen Getue! Du merkst nicht einmal, wie lächerlich du dich machst. Schau dich doch an! Immer bereit, dich hochzuschlafen, ein Leben lang. Hat leider nicht funktioniert, aber zum Glück hat dein Sohn es dann übernommen. Du bist eine arrogante Person, Elsa, und du bist erbärmlich. Du hältst dich für etwas Besseres. Weil meine Tochter deinen Sohn geheiratet hat. Aber du bist nichts Besseres. Du bist einfach eine alte Frau, die zu viel trinkt und unfähig ist, etwas anderes wahrzunehmen als ihr eigenes Ego!«
»Wie kannst du es wagen?«, zischte Elsa. »Ausgerechnet du! Meinst du, ich wüsste nicht Bescheid? Glaubst du, ich habe vergessen, was du Bernd und Maxi angetan hast, am Anfang, damals, als er angewiesen war auf dich? Deine Gönnerhaftigkeit, die Demütigungen. Aber er hat es geschafft. Mein Bernd hat es geschafft, und das Blatt hat sich gewendet. Jetzt bist du der Niemand. Ein Nichts! Er ist tot! Er kann dir kein Geld mehr geben! Ja, ich weiß Bescheid! Und ich weiß, dass du ihn gehasst hast. Für seinen Erfolg, dafür dass er es dir gezeigt hat. Er hat deine Tochter glücklich gemacht. Und dir gegenüber hat er sich wie ein Ehrenmann verhalten. Aber statt dankbar zu sein, wirfst du mit Dreck. Jetzt, wo er sich nicht mehr wehren kann. Statt dankbar zu sein, behandelst du mich so. Du kannst mir nicht verzeihen, dass ich Maxi geben kann, was du nie geschafft hast. Weil ich ihr eine Mutter bin …«
»Wage es nicht!« Dieter war aufgesprungen. Er griff nach seiner Tasse, schleuderte sie auf den Boden. Sie zerbrach auf dem Parkett neben dem Teppich, eine hässliche Pfütze breitete sich aus. »Wage es ja nie wieder!«
Er brüllte nicht mehr, aber etwas in seiner Stimme, etwas in dem Blick, mit dem er sie fixierte, machte Elsa Angst. »Du bist nicht Maxis Mutter. Und wenn du dir je wieder anmaßt, dich mit meiner Frau zu vergleichen, dann weiß ich nicht, was ich tue!«
Sie waren eine Stunde durch den Kottenforst gelaufen. Stefanie hatte den Vorschlag gemacht. Und Britta war es mehr als recht gewesen, sich aus Lengsdorf zu entfernen. Neutraler Grund, weit weg von Misstrauen und Paranoia.
Auf den endlos scheinenden Waldwegen hatten sie kaum einen Menschen getroffen. Louis betrug sich bemerkenswert gut. Nach Stefanie schien er nun auch Karl in sein wunderliches Hundeherz geschlossen zu haben. Dogge und englische Bulldogge bildeten ein optisch recht eigenwilliges Paar, während sie ausgelassen zwischen den Bäumen tollten.
Es roch nach Wald, nach Sommer, und für den Moment fühlte sich Britta frei und entspannt. Es war leicht, sich mit Stefanie zu unterhalten, über Dinge, die ihr einfach in den Sinn kamen. Problematische Dinge, Dinge wie Wörner. Es war typisch Wörner, dass er sich so aufdrängte, dass er auf einmal Thema des Gesprächs war. Andererseits tat es gut, jemandem davon zu erzählen, dem das Thema neu war und der sich nicht längst eine Meinung gebildet hatte.
Natürlich erwähnte Britta seinen Namen nicht. Es tat schließlich nichts zur Sache, dass ihr kompliziertes Beziehungsleben sich um den Mann drehte, der Stefanie gerade zusetzte. Es ging nicht um seinen blöden Job. Sondern um seine Art, alles so darzustellen, als sei es Brittas Schuld. Obwohl er es gewesen war, der irgendwann ständig schlecht gelaunt schien. Der von beengten Wohnverhältnissen sprach und von wenig Freiraum. Britta hatte lediglich die Zeichen erkannt und entsprechend reagiert. Letztlich hatte sie ihm die Sache leicht gemacht. Und zum Dank
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