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Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Titel: Schnapsdrosseln - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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werde gestehen«, hörte sie ihn sagen. Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen. Sie starrte ihn an.
    »Ich habe diese Zeit gebraucht. Und ich bin dir dankbar, dass du sie mir gegeben hast. Jetzt weiß ich, was ich zu tun habe.« Seine Stimme drang unbarmherzig in Stefanies Ohren. Sie wollte das nicht hören. Das, was sich anzuschließen schien an ihr letztes Gespräch. Ich kann nicht zur Polizei gehen, hatte er gesagt. Ich war da …
    Ihr war übel. Sie wollte weg. Aber sie konnte sich nicht bewegen.
    »Mir ist vieles klar geworden«, fuhr er fort. »Ich hätte um dich kämpfen sollen. Damals. Auch wenn ich keine Chance gehabt hätte. Einfach um meinetwillen. Und ich hätte Anna nie heiraten dürfen. Sie wäre ohne mich vielleicht glücklich geworden. Sie hätte ihre Kinder bekommen, wäre nicht zerfressen, zerstört. Ich habe sie um ihr Glück betrogen.« Er räusperte sich.
    Stefanies rasende Gedanken hakten ein, krallten sich an das, was zu ertragen war. »Ihr seid fast zwanzig Jahre verheiratet«, sagte sie. »Sie ist deine Frau, Norbert …«
    »Nein!« Er schlug mit der Hand auf den Tisch. »Tu das nicht! Fang nicht so an!«
    Stefanie zuckte zusammen. Die Aggression war fremd, der Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Ich liebe dich, Stefanie«, sagte dieser Mann, der Fremde. Der Mörder. Sie stemmte sich gegen den Gedanken, versuchte, ihn in Schach zu halten.
    »Ich liebe dich, aber es gibt keinen Weg. Bernd ist tot. Ich dachte, er ist mein Freund. Das war ein Irrtum. Es tut mir leid, dass er tot ist. Aber ich werde die Konsequenzen tragen. Ich werde verhindern, dass es noch schlimmer wird. Ich werde ein Geständnis ablegen. Anna wird sich von mir trennen, wenn ich im Gefängnis bin. Vielleicht lernt sie jemanden Neues kennen. Es ist noch nicht zu spät. Vielleicht bekommt sie am Ende das bisschen Glück, das sie verdient.«
    Stefanie setzte sich etwas aufrechter. Sie zwang sich, Norbert ins Gesicht zu sehen. Sie spürte den Zorn. »Ich habe ihn geliebt! Ich wollte nicht das Leben, das er wollte, aber … ich habe Bernd geliebt, Norbert! Auch wenn ich wütend auf ihn war. Obwohl er mich hintergangen hat …« Sie schluckte. »Ich hätte ihm die Wahrheit gesagt. Irgendwann. Er hätte mir die Zeit geben müssen, die ich brauchte. Aber er … Gott, ich war so verletzt und so zornig. Aber ich habe ihn geliebt …«
    »Nicht …« Norberts Stimme war leise. »Nicht reden, Stefanie, nicht darüber. Ich stelle mich. Ich gestehe. Ich tue alles für dich. Ich liebe dich. Ich weiß, dass es vielleicht idiotisch ist, aber ich kann es nicht ändern. Ich bringe es zu Ende …«
    Sie sprang auf. »Wie kannst du es wagen? Du hast ihn getötet! Den Mann, den ich liebe. Das werde ich dir nicht verzeihen, Norbert. Das werde ich dir niemals verzeihen.« Sie konnte nicht weitersprechen, schluchzte hysterisch.
    »Was? Was redest du da. Stefanie?« Er sah sie verständnislos an, stand ebenfalls auf. Er kam auf sie zu. Sie wich zurück.
    »Bleib weg«, fauchte sie. »Bleib weg von mir! Ich hasse dich, Norbert! Ich hasse dich!«
    Er gab einen unterdrückten Laut von sich, etwas zwischen Schluchzen und Schreien. »Stefanie, du musst dich beruhigen. Alles wird gut! Niemand wird je erfahren, was wirklich passiert ist. Es war ein Unfall, ich weiß das, ich war doch dabei, Steffi, ich habe es doch gehört. Und du hattest recht, er war ein Schwein. Ich gehe ins Gefängnis, und du wirst einen Weg finden. Ich opfere mich nicht, ich tue, was richtig ist. Ich erwarte nichts von dir, ich tue das, weil ich dich liebe. Weil ich dich beschützen muss!«
    Etwas dämmerte in Stefanies Kopf. Ganz langsam. Etwas, das unfassbar war. Ihre Knie wurden weich. Und alles um sie dunkel.
    Das Telefon lag auf dem Tisch, man hörte das leise Tuten des Besetztzeichens. Anna hatte nicht die Kraft gehabt, den Knopf zu drücken, der die Verbindung unterbrach.
    Sie starrte auf den Hörer, aus dem gerade gedrungen war, was ihr grausam folgerichtig erschien. Zielpunkt der Leere, die sich in ihr und um sie ausbreitete, seit Maxi das Haus verlassen hatte. Sie fühlte sich fremd in ihrem Haus, fremd in ihrem Körper.
    Sie hatte glauben wollen, was sie Maxi sagte. Dass deren albernes Geständnis nichts änderte. Aber es stimmte nicht. Ihr war, als bröckele das Fundament, auf dem sie alles aufgebaut hatte. Ein Fundament aus Schmerz und Bitterkeit, aber doch eines, das sie trug. Nichts änderte sich außer ihrer Perspektive. Sie dachte an Bernd. An den lebendigen

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