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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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hinunter. Nelly schloss die Tür und räumte Teller und Tassen vom Terrassentisch. So schlecht hatte der Tag dann doch nicht angefangen, wenn man einmal von der Unruhe absah, die die geheimnisvolle, auf Maurizio und Monica anspielende Botschaft in ihr ausgelöst hatte. Mit Sandra ging es ihr immer gut. Und die Focaccia hatte großartig geschmeckt. Auch mit den Neuigkeiten über die Pittalugas ließ sich vielleicht noch etwas anfangen. Wieso meldete sich Veronica nicht? Nach der kurzen Nachricht, dass sie gut angekommen seien, hatte sie nichts mehr von sich hören lassen. Schon richtig, laut Vorschrift waren nur kurze Kontakte an bestimmten Tagen vorgesehen, und das in relativ großen Abständen, aber ihr Mutterherz hätte gern Genaueres über Maus Befinden gewusst. Wie ging es ihm? Was machte er? Bestimmt hatte er erfahren, dass Franci von einem unbekannten Killer getötet worden war. Es hatte keinen Zweck, sich den Kopf zu zerbrechen, das brachte sie nur durcheinander. »Wie wär’s mit ein bisschen Gymnastik«, dachte Nelly. »Ich hab noch Zeit, und dann geht’s ab zur Arbeit.«
     
    Die Blicke in Beppes Bar wurden immer betretener und vielsagender zugleich. Bisher hatte niemand gewagt, der Kommissarin Fragen zu stellen, um das stillschweigende Übereinkommen gegenseitigen Respekts und Vertrauens nicht zu brechen. Doch diesmal konnte sich Basile, der pensionierte Brigadiere der Carabinieri, einfach nicht zurückhalten. Während Nelly sich ihrem üblichen, leicht masochistisch angehauchten Ritual des Supercappuccinos hingab, diesmal allerdings nur im Stehen, was äußerst ungewöhnlich war, ging er auf sie zu und fragte sie rundheraus:
    »Dottoressa Rosso, entschuldigen Sie bitte, wie gehen die Ermittlungen zu den schrecklichen Ereignissen am Klee-Gymnasium voran?«
    Und als Nelly ihm einen vernichtenden Blick zuwarf und keine Anstalten machte, zu antworten, fügte er leicht betreten hinzu:
    »Ich frage das nicht aus Neugier, wie das vielleicht manch anderer tun würde«, sein Blick fiel demonstrativ auf den ebenfalls pensionierten Piero, seinen Kontrahenten beim Kartenspiel, dem Scopone Scientifico , sowie in zahllosen politischen Diskussionen, der irritiert zusammenzuckte und so tat, als sei er in die Zeitung vertieft. Der Kampf um den morgendlichen Erstbesitz und die erste Lektüre des Secolo war ein weiterer wunder Punkt zwischen den beiden, eine Art Sport, ein Wettstreit, eine Spur früher als der andere einzutreffen, um sich die Genueser Tageszeitung unter den Nagel zu reißen, die Beppe jeden Morgen kaufte und wie zufällig auf dem Tresen liegen ließ.
    »Ich erlaube mir diese Frage, weil etwas Derartiges noch nie bei uns vorgekommen ist, mit Jugendlichen, mit Schülern zumal. Als ich noch im Dienst war, hatte ich einmal mit dem Fall eines entführten Jungen zu tun, aber damals war die Sachlage sehr viel klarer. Heute, bei diesen ganzen Drogengeschichten, versteht man überhaupt nichts mehr, selbst harmlose Kinder werden da mit reingezogen ...«
    Piero hatte die Nase voll. Er sah von der Zeitung auf und polterte:
    »Basile, hören Sie doch auf zu nerven! Sehen Sie nicht, dass die Dottoressa Ihnen nicht antworten will oder kann? Was hätten Sie zu Ihrer Zeit getan, wenn jemand Sie nach Informationen in einem brandheißen Fall ausgequetscht hätte? Hm?«
    Basile wurde rot wie ein Pennäler nach einer Standpauke und blieb um die übliche bissige Antwort verlegen.
    »Aber ich wollte doch keine Geheimnisse wissen, ich wollte nur mit ihr darüber reden, immerhin kenne ich mich in diesen Dingen auch ziemlich gut aus ...«
    Piero wollte schon nachladen, doch Nelly war schneller als er.
    »Keine Angst, Brigadiere, Ihre Frage nervt mich ganz und gar nicht, und ich verstehe sehr gut, dass ein Fall wie dieser einen Schock für die Stadt bedeutet, doch so sehr ich Ihr Entsetzen über die schrecklichen und verstörenden Vorfälle teile, ist der Stand der Ermittlungen noch viel zu heikel, um darüber zu sprechen. Als Mann vom Fach verstehen Sie das bestimmt, nicht wahr?«
    Die letzte Bemerkung hatte Basile gefallen.
    »Aber natürlich, das verstehe ich bestens, bitte entschuldigen Sie noch einmal.«
    »Keine Ursache. Ich hoffe sehr, dass Sie und die ganze Stadt möglichst bald erfahren werden, was sich wirklich ereignet hat und wer für die beiden Morde verantwortlich ist.«
    »Die Zeitungen schreiben, der erste Junge in der Schule sei nicht von Ihrem Kollegen umgebracht worden, stimmt das?«, bohrte Basile, von Nellys

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